Marton Csokas (links) mit Denzel Washington (rechts) in Antoine Fuquas “The Equializer” – Bilder © Sony Pictures Releasing GmbH
Wenn Denzel Washington irgendwann einmal gemeinsam mit Liam Neeson einen Actionfilm drehen würde, dieser Film würde die Expendables vermutlich wirklich alt aussehen lassen. Neeson ist Jahrgang 1952, Washington hinkt nur zwei Jahre hinterher. Normalerweise würde man Männer dieses Alters eher als Großväter bezeichnen. Aber damit mögen sich beide nicht abgeben. Während Neeson bald den Walk Among The Tombstones (Dt. Titel: Ruhet in Frieden) beschreitet, ist Washington als Equalizer unterwegs. Der Film vereint ihn mit Regisseur Antoine Fuqua, mit dem er bereits Training Day drehte, mitsamt Oscar-Auszeichnung für Washington als bester Hauptdarsteller.
Der Film basiert auf der gleichnamigen CBS Serie von 1985 in der Darsteller Edward Woodward als Mann mit mysteriöser Vergangenheit Menschen in Not half. Eben diese Rolle übernimmt nun Washington, der den Ex-Agenten im Ruhestand spielt, allabendlich in einem Cafe sitzt, um seine verstorbene Frau trauert und sich inmitten seiner größten Aufgabe befindet: die 100 wichtigsten Bücher der Literaturgeschichte zu lesen.
Immer wieder unterhält er sich mit der Jungprostituierten Teri (Chloë Grace Moretz), die immer per Handy zum Dienst abberufen wird. Mal kommt sie mit einem blauen Auge ins Cafe, ein anderes Mal wird sie von ihren russischen Zuhältern abgeholt und Denzel Washingtons Robert McCall findet sie das nächste mal in allen Farben strahlend, zusammengeschlagen im Krankenhaus wieder. Er nimmt die Dinge in die Hand, die das junge Mädchen nicht leisten kann. Er eliminiert ein russisches Loch von Kriminellen, zieht damit allerdings die Aufmerksamkeit von Vladimir Pushkin (Vladimir Kulich) und dessen Handlanger Teddy (Marton Csokas) auf sich.
Chloë Grace Moretz
Ursprünglich als Vehikel für Russell Crowe gedacht, der den Equalizer für Regisseur Paul Haggis hätte spielen sollen, ist es gerade Washingtons ruhige aber durchdringende Kraft, die diesen Film in seine besondere Atmosphäre taucht. Man braucht bei der Überlänge von knapp über 130 Minuten kein Actionfeuerwerk zu erwarten, man wäre viel zu ausgelaucht um das ordentlich verarbeiten zu können. Aber das wissen Regisseur und Hauptdarsteller und spielen mit mehreren kleinen Nebengeschichten, entwickeln ganz ruhig und besonnen den Washington-Charakter des Robert McCall, geben ihm Freunde und ehemalige Kollegen an die Seite, die zwar nicht immer sonderlich gut funktionieren, aber der Handlung und Hauptfigur zumindest etwas an Tiefe verleihen, wodurch sich der Film vom üblichen Actionfilm abhebt.
Beim Equalizer muss man mehr in Richtung Thriller denken. Oder aber der durch Saw geprägte Torture Porn, der immer dann zum Tragen kommt, wenn Denzel Washington in Anlehnung an MacGyver mit allerhand unterschiedlichen Utensilien gefährliche Fallen für die Bösewichte entwickelt, die im Showdown seinen Baumarkt stürmen wollen, Geiseln nehmen, dann aber dem Einfallsreichtum und der Skrupellosigkeit des knallharten Equalizers erlegen sind.
Washington spielt eine Art Superheld, bei dem man sich immer sicher sein kann, dass ihm nichts geschehen wird. Er gerät nur selten bis überhaupt nicht in die Klemme. Die Spannung resultiert viel eher aus den Erwartungen, wie der Equalizer den nächsten Schurken zur Strecke bringen wird. An keiner Stelle macht der Film Andeutungen, es könnte für den Equalizer gefährlich nahe dem Ende zugehen.
Die bereits angesprochenen Nebenfiguren wirken derweil eher wie Subjekte, die schlicht die Handlung voran bringen müssen, wo man sonst auf der Stelle treten würde. Chloë Grace Moretz’ verschwindet aus dem Film, sobald sie den Problemauslöser gegeben hat, Bill Pullman und Marisa Tomei machen einen schnellen Gastauftritt, um uns mit den nötigen Fun Facts über Teddy, den russischen Auftragskiller, der auf den Equalizer angesetzt wird, zu versorgen.
Marton Csokas entpuppt sich als unglaublich starker Gegenspieler für Denzel Washington, der nicht nur einiges an Brutalität zum Film hinzu fügt, sondern der auch gemeinsam mit seinem Konterpart eine der angespanntesten Szenen des Films abliefert – und das allein dadurch, dass Regisseur Fuqua Gut und Böse gemeinsam an einen Tisch setzt und sie schlicht miteinander reden lässt. Aber gerade diese Szene strotzt nur so vor Intensität und zeigt die Ebenbürtigkeit dieser beiden Männer.
The Equalizer ist niemals langatmig oder langweilig und allein das sollte für einen Überlängefilm ein Kriterium seiner Qualitäten sein. Nimmt man nun noch die Bilder von Kameramann Mauro Fiore und die schauspielerischen Leistungen Washingtons und Csokas’ hinzu, hat man einen schönen Actionfilm in die Kinos gebracht, der bestens zu unterhalten weiß.