Review: BIG EYES - Ausgebeutete Kunst

Review: BIG EYES - Ausgebeutete Kunst


Fakten:
Big Eyes
USA. 2014. Regie: Tim Burton. Buch: Scott Alexander, Larry Karaszewski. Mit:Amy Adams, Christoph Waltz, Danny Huston, Terence Stamp, Krysten Ritter, Jason Schwartzman, Jon Polito, James Saito, Delaney Raye, Guido Furlani, Madeleine Arthur u.a. Länge: 106 Minuten. FSK: freigegeben ohne Altersbeschränkung. Ab 23. April 2015 im Kino.

Story:
Die USA in den 1950er Jahren. Margaret versucht mit der Malerei Geld zu verdienen, doch niemand interessiert sich für ihre Werke, die vor allem durch die großen Augen ihre gemalten Personen auffallen. Dann lernt sie Walter kennen. Die beiden verlieben sich und heiraten. Walter erkennt Margrets Potenzial als Künstlerin, versteht aber auch, dass es Frauen in der Kunstwelt schwer haben, also geben beide ihre Werke für sein aus. Mit Erfolg. Margrets Kunst wird zum Hit. Doch der im Rampenlicht stehende Walter verliert zunehmend die Kontrolle und sieht sich nach und nach als wahren Urheber der Bilder. Es kommt zum Bruch des Paares.
Meinung:
Tim Burton ist zurück mit seiner Variante eines genüsslich überkandidelten 40er-bis-50er-Melodrams (nicht umsonst kommt zweimal Joan Crawford zur Sprache - es gibt sogar stilecht ein Finale im Gerichtssaal!), das von der exquisiten Räudigkeit des Christoph Waltz lebt und Spannungen des plakativen Love-to-hate vorantreibt. Allerdings ist dabei auch die Empathie mit der unterdrückten Frau und Künstlerin Margaret Keane (Amy Adams) ein entscheidender Faktor des dramaturgischen Haltens; Burton weiß an ihr dementsprechend die Sehnsucht und Tragik des verheimlichten Schaffens zu stilisieren.


 

Review: BIG EYES - Ausgebeutete Kunst

Walter und Margret im Streit um die Kunst

Das bunte malerische Ambiente drum herum ist da ebenso nur die brüchige Oberfläche zur inneren Seelenpein, umso greller kommen sodann die Ausbrüche des kontrollierenden Ehemanns/Schweinepriesters Walter Keane. Sein Overacting macht ihn vor allem zum Schluss hin zur Witzfigur, der Fiesheit jener Figur gelingt dadurch aber auch eine Unberechenbarkeit, bei der man sich trotz Übertünchung fürchtet - also ebenso wirksam wie die entschiedene Verschleierung der Realität im Sinne von Burtons "Big Fish", wie hier Margaret Keanes Sicht der Geschehnisse ihr künstlerisch-überzeichnetes Pendant auf der expressionistischen Leinwand erhält. Da muss man nochmal distanzieren, wie viel Wahrheitsgehalt letztlich übrig bleibt - im filmischen Sinne ist das wohl aber noch die geeignetste Lösung; erst recht, sobald es um die Hilfe der Zeugen Jehovas in Hawaii geht: Camp-Faktor Deluxe. Burton hätte aber dennoch gut daran getan, das visuelle und emotionale Potenzial der Gemälde zu veräußerlichen - Danny Elfmans Score kriegt da zur Unterstützung auch immer nur halbwegs die Kurve -, schließlich besitzt die Geschichte anhand seiner eigenen Vergangenheit als Zeichner bei Disney durchaus persönliche Züge und sollte ihm demnach auch zum audiovisuellen Freilauf antreiben können.
Die Entschädigung fürs Nicht-Einlösen findet man immerhin im extremen Schauspiel zur Konkretisierung der inneren Themen, wobei Amy Adams aber weiterhin als Sympathieträgerin einer ungünstigen Ära beim Zuschauer davon kommt - der Wunsch zum Gelingen ihrer Selbstachtung brennt eben wie das Terpentin in ihrem Arbeitszimmer, je mehr Streichhölzer nach ihr geworfen werden. Dennoch gilt es, vom Film eine unwiderlegbare Taktlosigkeit zu erwarten - was aber immer noch besser ist, als die kommerzielle Manierlichkeit einer "Alice im Wunderland".

6,5 von 10 Kulleraugen

vom Witte

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