Review: AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA - James Cameron profiliert das 3D-Kino

Review: AVATAR - AUFBRUCH NACH PANDORA - James Cameron profiliert das 3D-Kino
Fakten:
Avatar – Aufbruch nach Pandora (Avatar)
USA. 2009. Regie und Buch: James Cameron. Mit: Sam Worthington, Zoe Saldana, Sigourney Weaver, Joel David Moore, Giovanni Ribisi, Michelle Rodriguez, Laz Alonso, Wes Studi, Stephen Lang, Peter Mensah, CCH Pounder, Dileep Rao, James Pitt, Amy Clover, Matt Gerald, Julene Renee, Sean Patrick Murphy, Scott Lawrence, Jacob Tomuri, Sean Anthony Moran, Peter Dillon, Kevin Dorman, Sean Moran, Dean Knowsley u.a. Länge: 161 Minuten (Extended Cut: 178 Minuten). FSK: freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD, Blu-ray und Blu-ray 3D erhältlich.
Story:
2154: Auf dem Mond Pandora findet die Menschheit wertvolle Rohstoffe, doch der Abbau erweist sich als schwierig, weil sich auf dem Mond nicht nur ein dichter Dschungel mit vielen unbekannten Lebewesen befindet, sondern auch die Heimat einer intelligenten, humanoiden Spezies namens Na'vi, die dort im Einklang mit der Natur lebt. Da die Atmosphäre des Mondes für Menschen tödlich ist hat man begonnen künstliche Körper zu klonen, eine Mischung aus menschlicher DNA und Genen der Na'vi. Der Ex-Marine Jake Sully wird nach Pandora geholt um an diesem Projekt teilzunehmen. Durch eine Verbindung seines eigenen Geistes mit dem Avatar ist es möglich die Umgebung frei zu erkunden und den Stamm der Na'vi zu unterwandern.
Meinung:
3D. Es gab im Jahr 2009 wohl kein größeres Filmthema, denn nach etlichen Versuchen und unzähligen gescheiterten Formaten, ist es der Filmindustrie endlich gelungen Filme in ein lebendiges, modernes Format zu verpacken. Bis dahin war 3D nur eine Spielerei. Filme wie „My Bloody Valentine“ oder „Ice Age 3“ besaßen zwar eine Fülle von netten, dimensionalen Effekten, aber es war James Cameron, der diese von der Filmindustrie so heiß beworbenen Technik in Richtung Zukunft führte. Mit „Avatar- Aufbruch nach Pandora“ erschuf Cameron einen 3D Film der sich nicht als bloße Technikdemonstration versteht, sondern die Technologie so gekonnt einsetzt, dass die märchenhafte Welt des Dschungelplaneten Pandora so plastisch und atemberaubend erschien, wie keine andere erdachte Welt zuvor.

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Zwei Na'vi bei der Mittagspause

„Avatar“, der mit einem Budget von über 400 Millionen Dollar nicht nur den 3D-Film vorwärts trieb, sondern auch den finanziellen Output der großen Majorstudios, ist ein Sci-Fi Film dessen Handlung stark an das Epos „Der mit dem Wolf tanzt“ oder an den Ethno-Klassiker „Pocahontas“ erinnert. James Cameron erzählt die Geschichte des querschnittsgelähmten Marine Jack Sully (Sam Worthington, „Zorn der Titanen“), der mittels Hightech seinen Geist temporär in einen von Menschen geklonten Außerirdischen transferiert, ohne besondere Komplexität. Ein guter Zug, denn „Avatar“ ist in erster Linie ein Film zum Staunen und bewundern. Hier zählt die Schönheit der am Computer erstellen Welt mehr als der Inhalt, auch wenn sich „Avatar“ große Mühe gibt seine Geschichte größer aussehen zu lassen als sie wirklich ist. Der große Schwachpunkt zwischen den ganzen „Ohs“ und „Ahs“ sind die Figuren. Der vom Schicksal gebeutelte Held wirkt trotz vieler Anstrengungen einfallslos und die bösen Marines sowie ihre geldgeilen Auftraggeber halten sich sehr knapp an der Grenze zur Karikatur auf. Eine erfreuliche Ausnahme ist die Figur von Dr. Grace Augustine, gespielt von der immer wieder herausragenden Sigourney Weaver. Hier bewies Cameron den richtigen Riecher, den die Weaver verleiht der resoluten Wissenschaftlerin viel wohltuende Würde und Wärme, die bei den meisten anderen Figuren zu kurz kommt, weil sie zu konventionell skizziert sind. James Cameron benutzt eigentlich immer solche einfachen, formellen Profile, egal ob „Terminator“ oder „Titanic“. Diese Simplizität ist oft störend, doch sie bringt eine besonders hilfreiche Eigenschaft mit sich: Die verschiedenen Rollen werden so effektiv und unkompliziert verteilt. Bei „Avatar“ setzt dieses dramaturgische Konzept bzw. Kniff aber leider schnell, sehr viel Staub an. 

 

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Die Schlacht um Pandora läuft auf vollen Touren

Die Figuren sind nicht das Einzige was recht einfach gehalten ist. Die Story nutzt altmodische Parabeln auf Umweltzerstörung, Gier und Vertrauen. Im Gegensatz zu den Charakteren passt die Schlichtheit hier aber gut zu „Avatar“, denn simpel wie sie auch sein mag, bei der Kultur der Na’vi gibt sich Cameron keinerlei Blöße. Alles wirkt, nicht nur Ästhetisch, unglaublich stimmig, auch wenn einige esoterische Szenen den Film unnötig in die Längen ziehen und gewiss der ein oder andere Zuschauer bei so mancher spirituellen Aktion die Hand vor den Kopf schlägt. Das größte Problem bei „Avatar“ ist aber seine Verbundenheit mit seiner 3D-Optik. Das Sci-Fi-Werk lebt von dieser Stilistik, ohne Sie fehlt Camerons Traumprojekt der nötige Reiz und vor allem erhöht sich der Druck wegen diverser erzählerischer Verfehlungen. Verhindert das dreidimensionale abtauchen in die Welt der Na’vi, dass Fehler wie größtenteils langweilige Charaktere oder eine läppisch dünne Handlung das Abenteuer dominieren, so werden sie in 2D zu unumschiffbaren Stolpersteinen. „Avatar – Aufbruch nach Pandora“ ist immer noch DER 3D-Film, nur braucht er diese Technik, die aktuell das Blockbusterkino befällt wie die Pest, um zu überzeugen. Ohne sie ist der Film weitestgehend enttäuschen, vor alle weil so klar wird, dass James Cameron der Technik hier mehr Zuwendung erteilt, als dem Rest. Bedauerlich.
James Cameron ist mit „Avatar“ ein großer Film gelungen. Man muss aber klar sagen, dass es die neue Technologie ist, die diese Mammutprojekt zu einem Ereignis macht. Der Film büßt ohne diese „Zauberei“ viel, ja sogar sehr viel von seiner Faszination ein. Als normales, zweidimensionales Sci-Fi-Abenteuer kann James Camerons lang geplantes und gepflegtes Giganto-Epos die geschürten Erwartungen nicht erfüllen. In 3D ist er aber ein Erlebnis, der mit dem großen Staunen seine Schwächen problemlos kaschiert, wenn man sich auf diese Welt einlässt.. Schlussendlich hat „Avatar“ seinen Zweck erfüllt. Kurz vor Kinostart rüsteten viele Kinos auf 3D um und nach nur 2 Wochen hat Camerons Umweltfabel seine Kosten wieder eingespielt. So gesehen war „Avatar- Aufbruch nach Pandora“ ein mehr als erfolgreicher Startschuss für die Zukunft des 3D-Kinos. Sehr schade, dass bis jetzt nur wenige Filme diese Technologie wirklich sehenswert genutzt haben. Selbst große Kassenhits wie „Iron Man 3“ oder „Marvel’s The Avengers“ scheinen 3D nur dafür genutzt zu haben, einen höheren Ticketpreis zu verlangen.
7 von 10 Sonnenbrillen im Kino

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