Fakten:
12 WinterDeutschland. 2009. Regie: Thomas Stiller. Buch: Thomas Stiller, Holger Karsten Schmidt. Mit: Jürgen Vogel, Axel Prahl, Wotan Wilke Möhring, Matthias Koeberlin, Torsten Michaelis, Thomas Darchinger, Doreen Jacobi u.a. Länge: 89 Minuten. FSK: Freigegeben ab 12 Jahren. Auf DVD erhältlich
Story:
"Zwölf Winter“ lang rauben Jürgen Vogel und Axel Prahl in den Neunzigern zahlreiche Banken aus, erbeuten viele Millionen Mark und treiben die Polizei damit zur Verzweiflung. Doch nach und nach kommt diese den beiden Räubern auf die Spur und die Luft wird dünner.
- kein Trailer vorhanden -
Meinung:
Der Film behandelt die auf wahren Begebenheiten basierenden Fakten nur sehr grob und exemplarisch. Das ist auch gut so, denn einen Zeitraum von über 12 Jahren in nur 90 Minuten zu packen, da kann man sich schnell zu sehr in Details verstricken. Aber im Rahmen der Möglichkeiten ist das doch ganz gut gelungen. Natürlich werden nicht alle Banküberfälle gezeigt. Wenn, dann wirken sie aber realistisch, auch wenn sich manche Leute in der Bank doch etwas komisch verhalten.
Aber wie gesagt, einen so großen Raum nehmen die Überfälle gar nicht ein. Anstatt eines Heistmovies ist der Film eher eine Charakterstudie über die beiden Bankräuber. Vogel und Prahl bekommen Raum, ihre Charaktere mit Leben zu füllen. Deren Psyche zu offenbaren, deren Verhalten und auch deren Privatleben. Und natürlich, und da sind wir wieder bei den Überfällen, deren akribische Vorbereitung ihres Jobs. Und hier kommt dann auch die Polizei ins Spiel. Stehen anfangs noch uneingeschränkt die Verbrecher im Mittelpunkt, wird mit zunehmender Spielzeit auch die Ermittlungsarbeit der Polizei vermehrt ins Zentrum gezogen, ihre vergeblichen Versuche, die Räuber zu fassen. Die Streitereien, die unter den Ermittlern herrschen.
"Oh Gott, das könnte schief gehen!"
Schauspielerisch ist der Film auf sehr hohem Niveau. Dabei sind die beiden Hauptfiguren sehr unterschiedlich. Jürgen Vogels Figur Mike ist bei den Banküberfällen vernünftig, der ruhigere von beiden. Sein oberstes Credo: keine Toten. Privat ist es aber mit der Vernunft vorbei. Er vögelt sich durch die Welt und verprasst sein erbeutetes Vermögen so schnell, wie er es „verdient“ hat. Klaus (Axel Prahl) hingegen ist im Privatleben verheiratet, liebt seine Frau über alles und spart für den Lebensabend in Nordafrika. Bei den Banküberfällen aber ist er der Wortführer, scheint skrupellos und durchaus gewaltbereit. Dazu bringen sie alle möglichen Facetten und Risiken ihres Jobs und ihre Privatleben glaubhaft rüber.Auf Seiten der Polizei sind sie ebenfalls (in erster Linie) zu zweit: Matthias Koeberlin und Wotan Wilke Möhring. Ihnen wird, wie bereits erwähnt, im Lauf des Films immer mehr Zeit zugesprochen. Was auch gut ist, denn die Verzweiflung der Polizisten, wieder und immer wieder die beiden Bankräuber nicht erwischen zu können, zeigen auch sie sehr schön.
Der ruhige, fast schon melancholische Film schafft es aber leider nicht ununterbrochen, die Spannung und die Intensität hoch zu halten. Streckenweise wirkt er eher wie eine Dokumentation. Aber er hebt sich trotzdem sehr positiv von den durchschnittlichen Krimis in der deutschen Fernsehlandschaft ab.
7 von 10 zahnlose Grinsen des Jürgen V.