Rette sich, wer kann!

Ein Hoch auf die Apokalypse! Einer uralten Mayaprophezeiung zufolge steht uns in diesem Jahr der Weltuntergang bevor. Pünktlich zum Jahresbeginn hat sich Pro7 gedacht, der Endzeitstimmung schon einmal zu frönen und den 8. Januar zum «Disaster Day» erklärt. Auf dem Programm stehen ab dem Vormittag Katastrophenfilme der Extraklasse, die uns schon in den vergangenen Jahren auf das bevorstehende Ende einstimmten, darunter Armageddon (1998) mit Bruce Willis und The Core (2003) mit Hilary Swank.

Highlight des Thementages aber ist die Erstausstrahlung des jüngsten Emmerich-Untergangsfilms 2012, der vor drei Jahren in den Kinos lief. Roland Emmerich, Spezialist für bildgewaltige Katastrophenszenarien auf großer Leinwand (Independence Day, Godzilla, The Day After Tomorrow), ließ sich bei der Verfilmung der für 2012 vorhergesagten Apokalypse nicht lumpen. Mit einem Budget von 200 Millionen Dollar ist es sein bisher teuerster Film.

Ein Großteil davon dürfte wohl auf die Spezialeffekte verwendet worden sein. Denn in 2012 passiert so einiges. Gemäß einer Hypothese des amerikanischen Geographen Charles Hapgood aus dem Jahr 1958 verschiebt sich aufgrund der größten Sonneneruption seit Menschengedenken die Erdkruste so massiv, dass die Welt aus dem Gleichgewicht gerät. Der Erdboden tut sich auf und reißt alles mit sich; Beben unvorstellbarer Stärke ziehen Monsterwellen nach sich, die sämtliche Kontinente überschwemmen. Und der Nordpol liegt nun bei Wisconsin und ist ein Südpol.

Inmitten dieses Chaos’ versucht der verkappte Autor Jackson Curtis, gespielt von John Cusack, seine Exfrau und Kinder in Sicherheit zu bringen. Denn dank des Verschwörungstheroretikers Charlie Frost, den Woody Harrelson gekonnt verrückt verkörpert, weiß der Familienvater, was die Regierung bisher geheimhält: Auf der Erde wird nach ihrer unverhinderlichen Neuordnung nur noch Platz für wenige sein. Die Mächtigen der Welt haben ihre «Raumschiffe» mit Prädikat «Made In China» für den Ernstfall schon bereitgestellt. Doch die bieten nur rund 400.000 Passagieren Unterschlupf.

Gegen Bezahlung gibt es exklusive Rettungssitze

Emmerich lässt in seinem 158-minütigen Untergangsspektakel nichts aus: monströse Erdrisse, Explosionen und Feuerbälle, Erdbeben und Tsunamis, die selbst vor den ehrwürdigsten Bauwerken wie dem Petersdom in Rom oder dem Weißen Haus in Washington D.C. nicht Halt machen. Vieles davon spielt sich bereits in der ersten Hälfte des Films ab, die effekttechnisch die stärksten Szenen enthält.

Wie etwa Jackson Curtis, der als Chauffeur jobt, seine Familie samt Dienstlimousine durch einstürzende Straßen und Häuserschluchten buxiert, ist ein optischer Augenschmaus. Während die Welt in sich zusammenfällt, hat man oft den Eindruck, der Bildschirm wackele mit. Den nötigen Witz bei solch düsterer Handlung bringt die Figur von Woody Harrelson mit, der beim Anblick der implodierenden Erde nur staunt: «Es ist so wunderschön. Ich bleib’ noch hier.»

Es ist schon bezeichnend, dass ausgerechnet der augenscheinlich Verrückteste im Film die Wahrheit ausspricht. «Die Erde hat ein Verfallsdatum», weiß er. Wie perfide damit noch Geschäfte gemacht werden, darauf konzentriert sich Emmerich im zweiten Teil von 2012, der sich etwas zäher gestaltet. Die Plätze in den rettenden «Raumschiffen», die sich als Archen herausstellen, wurden für Millionen verhöckert. Als ob das nicht schon perfide genug wäre, entbrennt dennoch ein Kampf um sie, über den der Kampf mit der Natur beinahe in Vergessenheit gerät.

Wie realistisch ist die Hollywood-Apokalypse?

Auch wenn 2012 von der Nasa zum absurdesten Science-Fiction-Film gekürt wurde, weil er Fakten falsch darstelle und Angst verbreite, und die Raumfahrtbehörde sich gezwungen sah, eine Website einzurichten, um mit Weltuntergangsmythen aufzuräumen – Emmerichs filmische Vision vom Ende der Erde fasziniert. Wenn einer weiß, wie die Apokalypse aussehen könnte, dann er. Neben bildgewaltigen Horrorszenarien, bei denen einem schon mal gerne der Mund offen stehen bleibt, gönnt der Regisseur seinem Zuschauer aber auch Ruhepausen und erzählt viele kleine Geschichten, die sich aufgrund der Ereignisse wundersam kreuzen.

Doch all das ist, ehrlich gesagt, nur schmückendes Beiwerk der Bilder und nimmt für den einen oder anderen Geschmack dafür schon fast wieder zu viel Platz ein. Genauso wie der moralische Zeigefinder, der angesichts der Ignoranz der sich in den Archen rettenden Bessersituierten mitschwingt. Aber zum Glück gibt es ja die Familie Curtis, die sich – stellvertretend für die Weltbevölkerung – selbst rettet, in der Katastrophe ihr privates Glück zu finden scheint und den Anderen folglich ins Gewissen redet. Halleluja!

Ob das etwas bringt, soll an dieser Stelle nicht verraten werden. Auch nicht, wie die Erde nach ihrem partiellen Verfall im Film aussieht. Theorien darüber gibt es nach 2012 im Pro7-Special 2012 – Das Geheimnis der Mayaprophezeiung, in dem Experten über den tatsächlichen Weltuntergang mutmaßen. Fragt sich, welche Version den größeren Schauer über den Zuschauerrücken jagt – die Emmerich’sche oder die der Wissenschaft?

Bestes Zitat: «So eine Geschichte muss man unter den Teppich kehren.» (Charlie Frost/Woody Harrelson)

Der «Disaster Day» im Überblick:

11.05 Uhr: Armageddon – Das jüngste Gericht
(mit Bruce Willis, Ben Affleck und Liv Tyler)

13.35 Uhr: Der Sturm
(mit George Clooney, Mark Wahlberg und Diane Lane)

15.45 Uhr: The Core – Der innere Kern
(Aaron Eckhart und Hilary Swank)

20.15 Uhr: 2012
(mit John Cusack, Woody Harrelson und Amanda Peet)

23.05 Uhr: 2012 – Das Geheimnis der Mayaprophezeiung
(Pro7-Special)

Quelle:
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«2012» im Free-TV – Rette sich, wer kann!


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