Respekt vor Soldaten

Obwohl ich mir sicher war zu diesem Thema nie wieder auch nur ein Wort zu verlieren, liegt mir noch eines sehr am Herzen. Ich habe viel über das Soldatentum, MEIN Soldatentum in meinem Buch geschrieben, doch es ist beschämend, wenn ich sehe und lese, was bei den Menschen für ein Bild im Kopf ist, wenn er an Soldaten denkt. Es spielt auch keine Rolle mit Argumenten zu kommen.

Die immer im Dunstkreis menschlichen Übels schwebende Phrase: „Der wusste doch worauf er sich einlässt.“, lässt keinen Raum für Diskussionen. Nach einem sehr, sehr guten Gespräch mit einer Veteranin, die ebenfalls Autorin ist – welches mir phasenweise die Augen geöffnet hat – möchte ich mich schlussendlich noch einmal zu dem Thema äußern.

 

Viele Menschen wissen nicht, wie es ist seinen Abmarschbefehl Richtung Einsatzland zu bekommen und keine Ahnung zu haben, ob man zurück kehrt. Sie wissen nicht, wie sich das anfühlt in jungen Jahren sein Testament aufsetzen zu müssen. Sich darüber Gedanken zu machen wer in der Patientenverfügung darüber entscheiden soll ob sich für einen selbst lebenserhaltende Maßnahmen lohnen. Sie können nicht wissen, wie es sich anfühlt, wenn man sich in der Nacht vor der Abreise noch einmal an das Bett der Kinder oder Nichten setzt, um ihren Anblick in sein Gehirn zu brennen, für den Fall, dass… Wie weh es tut, wenn man ihren Geruch ganz tief einatmet und sich für eine Sekunde wünscht nicht von diesen zauberhaften Wesen weg zu müssen.

Sie wissen auch nicht, wie es ist, wenn man in voller Montur am Flughafen vor seinen Lieben steht und am liebsten sofort wieder mit nach Hause fahren würde. Doch das kann man nicht…man mimt der eigenen Familie Stärke und Unantastbarkeit vor. Sie haben auch keine Ahnung, wie es ist an einem Massengrab zu stehen und den Blick nicht abwenden zu können, wobei man minütlich spürt, dass etwas in einem beginnt abzusterben. Keiner ahnt, was es für Gefühle in einem auslöst, wenn man im Schockraum vor der einem toten Kameraden steht, mit dem man Tage zuvor noch über die Heimkehr gesprochen hat.

Habt Respekt vor den Menschen, die Tag um Tag nicht nur ihr Leben für die NATO und somit auch unsere Freiheit aufs Spiel setzen. Ihr ahnt nicht, wie viele ihrer Beziehungen das ewige halbjährige „Im-Einsatz-sein-müssen“ das nicht überstehen. In meinem Kontingent kam ein junger Hauptfeldwebel nach Hause, drei Tage früher als er angekündigt hatte, um seine Freundin zu überraschen – und fand sie mit einem anderen Mann im Bett. Was glaubt ihr, hat ihn da die Auslandsauflage trösten können?!?

Schaut nicht auf die läppische Apanage, die sie dafür erhalten. Man kann mit Geld nun einmal keine Familie kaufen, die einen liebt und jederzeit zu einem steht! Und schon gar nicht lohnt sich dieses Geld, wenn man zurück kehrt, verletzt und zerbrochen, um dann von der Gesellschaft als Aussätziger behandelt zu werden!

Ich für meinen Teil, die nichts mehr mit dem Leben an der Waffe zu tun hat, ziehe meinen Hut tief vor jenen, die aus dem Einsatz zurück kehren. Und je mehr ihr sie verspottet und auf sie nieder blickt, desto mehr Zuneigung hege ich für sie.

Seid euch immer gewiss: man kann schneller durch die gesellschaftlichen Maschen fallen, als ihr „PAPP“ sagen könnt. Seid euch gewiss: es kann auch EUCH jederzeit durch was auch immer passieren. Und es sei euch vor allem gewiss: sie werden auch auf euch spucken…!!!



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