Gemeinhin sollte man betagtere Herrschaften nicht zu ruppig anfassen, sollte nachsichtig, ehrfürchtig, kurz gesagt, respektvoll mit ihnen umgehen. Das gebietet der Anstand, das ist ein stilles Gesetz des Umgangs mit Senioren. Fraglich ist nur: ist es ein besonders respektvoller Umgang, wenn man nur mit Bedacht auf das Alter, ehrfurchtsvoll abnickt oder verstohlen eigentlich notwendig gewordene Kritik umgeht?
Wie soll man reagieren, wenn ein welk gewordener Herr Partei für einen ergreift, der einer Vererbungslehre nachhängt, die selbst zu Tagen des Rassenideologen Alfred Rosenberg schon abgetakelt waren? Soll man diskret weghören, wenn dieselbe greise Person einen anderen, einen des faschistischen Gedankenguts unverdächtigen Zeitgenossen, mit jenem berühmten Adolf vergleicht, der stets aufs Neue die Aufmacher schmückt? Ist das Respekt vor dem Alter, wenn man die Auswürfe eines Senioren einfach schluckt, gut sein läßt, nicht inhaltlich hinterfragt?
Es damit abzutun, dass er an die Pforten der Dementia klopft, das wäre tatsächlich respektlos; damit ist der Senior nicht adäquat behandelt. Respekt vor dem Hochbetagten wäre, seine Aussagen nicht einfach gutzuheißen, seine zweifelhaften Stellungnahmen zu kritisieren. Tut man es nicht, frotzelt hinter vorgehaltener Hand, dass der Alte eben alt sei, verkalkt, langsam senil wird, weswegen seine öffentlichen Erklärungen so haltlos, so paradox und schwummrig sind, so würdigt man das Alter nicht - man schiebt es vor, um das Alter nicht zu brüskieren. Das ist nicht Respekt, nicht Hochschätzung, das ist Feigheit mit dem Segen Knigges.
Nein, man muß auch dem betagten Menschen zurufen dürfen, dass er sich täuscht, dass er falsch liegt, dass er Blödsinn verbreitet. Ganz ungeniert, ganz leger und unbefangen. Oft liest man, man wolle die Rentner und Senioren in die Gesellschaft integrieren, sie nicht daheim versauern lassen; auch alte Menschen sollen am öffentlichen Leben teilhaben - Teilhabe bedeutet aber eben auch, dass man das personifizierte Alter in seine Mitte aufnimmt, es behandelt wie alle anderen, es als Gleichen unter Gleichen wahrnimmt. Mit allem nötigen Respekt, mit aller nötigen Offenheit, mit aller unbedingt benötigten Diskussionskultur. Die vorgehaltene Hand zeugt nicht von Schätzung, sie ist eine unglaubliche Frechheit vor dem Alter. Sie lullt den Alten ein, sie läßt ihm Narrenfreiheit, sie bescheinigt ihm, nicht mal den Wert zu besitzen, dass man sich mit ihm ernstlich auseinandersetzt.
Die öffentliche Darstellung jenes alten Mannes, der Lafontaine wie einen Nazi liest und Sarrazin unter die miefigen Achseln greift, sie ist betulich, sie setzt sich mit den Losungen des qualmenden Veteranen nicht auseinander. Diese zur bundesrepublikanischen Götzengestalt gebastelte Karikatur eines blitzenden und funkenden Zeus', sie wird eingelullt, niemand wagt ihr die Leviten zu lesen. Das nennt sich dann respektvoller Umgang seitens der Medien. Respektvoll wären sie erst, wenn sie fragen würden: was raucht dieser Mann wirklich?
Wie soll man reagieren, wenn ein welk gewordener Herr Partei für einen ergreift, der einer Vererbungslehre nachhängt, die selbst zu Tagen des Rassenideologen Alfred Rosenberg schon abgetakelt waren? Soll man diskret weghören, wenn dieselbe greise Person einen anderen, einen des faschistischen Gedankenguts unverdächtigen Zeitgenossen, mit jenem berühmten Adolf vergleicht, der stets aufs Neue die Aufmacher schmückt? Ist das Respekt vor dem Alter, wenn man die Auswürfe eines Senioren einfach schluckt, gut sein läßt, nicht inhaltlich hinterfragt?
Es damit abzutun, dass er an die Pforten der Dementia klopft, das wäre tatsächlich respektlos; damit ist der Senior nicht adäquat behandelt. Respekt vor dem Hochbetagten wäre, seine Aussagen nicht einfach gutzuheißen, seine zweifelhaften Stellungnahmen zu kritisieren. Tut man es nicht, frotzelt hinter vorgehaltener Hand, dass der Alte eben alt sei, verkalkt, langsam senil wird, weswegen seine öffentlichen Erklärungen so haltlos, so paradox und schwummrig sind, so würdigt man das Alter nicht - man schiebt es vor, um das Alter nicht zu brüskieren. Das ist nicht Respekt, nicht Hochschätzung, das ist Feigheit mit dem Segen Knigges.
Nein, man muß auch dem betagten Menschen zurufen dürfen, dass er sich täuscht, dass er falsch liegt, dass er Blödsinn verbreitet. Ganz ungeniert, ganz leger und unbefangen. Oft liest man, man wolle die Rentner und Senioren in die Gesellschaft integrieren, sie nicht daheim versauern lassen; auch alte Menschen sollen am öffentlichen Leben teilhaben - Teilhabe bedeutet aber eben auch, dass man das personifizierte Alter in seine Mitte aufnimmt, es behandelt wie alle anderen, es als Gleichen unter Gleichen wahrnimmt. Mit allem nötigen Respekt, mit aller nötigen Offenheit, mit aller unbedingt benötigten Diskussionskultur. Die vorgehaltene Hand zeugt nicht von Schätzung, sie ist eine unglaubliche Frechheit vor dem Alter. Sie lullt den Alten ein, sie läßt ihm Narrenfreiheit, sie bescheinigt ihm, nicht mal den Wert zu besitzen, dass man sich mit ihm ernstlich auseinandersetzt.
Die öffentliche Darstellung jenes alten Mannes, der Lafontaine wie einen Nazi liest und Sarrazin unter die miefigen Achseln greift, sie ist betulich, sie setzt sich mit den Losungen des qualmenden Veteranen nicht auseinander. Diese zur bundesrepublikanischen Götzengestalt gebastelte Karikatur eines blitzenden und funkenden Zeus', sie wird eingelullt, niemand wagt ihr die Leviten zu lesen. Das nennt sich dann respektvoller Umgang seitens der Medien. Respektvoll wären sie erst, wenn sie fragen würden: was raucht dieser Mann wirklich?