«Hey Leute», schrieb René Adler am vergangenen Freitag auf seiner Facebook-Pinnwand. «Wer war denn von euch gestern karnevalsmäßig unterwegs? War mit ein paar Kumpels in Köln, aber es war so unmenschlich voll, da hat mein Elan dann doch nur bis 16 Uhr gereicht. Jetzt geht die Kiste mit den Karnevalssachen wieder in den Keller und ich zum Training.»
So wie es aussieht, wird Adler die Kostüme so schnell nicht wieder brauchen. Denn der einstige Nationaltorhüter steht kurz vor einem Umzug vom Rhein an die Alster. Und Karneval steht in Hamburg ähnlich hoch im Kurs wie die traurige Ära von Michael Oenning als Cheftrainer des Hamburger Sportvereins. Nach dem Bundesligaspiel am Abend bei Borussia Mönchengladbach (20.30 Uhr/Sky und imnews.de-Liveticker) soll der Wechsel offiziell bestätigt werden.
Eine neue Torhütergeneration zog an Adler vorbei
Adler und sein Umfeld begreifen den bevorstehenden Wechsel zum HSV als neue Chance, einen neuen Lebensabschnitt nach zwölf Jahren in Leverkusen. Und der ist bitter nötig. Neben Michael Ballack war René Adler in den vergangenen Jahren unverschuldet vom Shootingstar zum prominentesten Verlierer des deutschen Fußballs mutiert. Die Fallhöhe von der Nummer eins im Nationalteam zum Langzeitverletzten mit wenig Perspektive war extrem.
Im Frühjahr 2010 war Adler nach dem Suizid von Robert Enke die unangefochtene Nummer eins im deutschen Tor. Vor dem Testländerspiel gegen Argentinien im März 2010 hatte sich Löw mit Blick auf die bevorstehende Weltmeisterschaft gegen Manuel Neuer und Tim Wiese und für Adler als Stammkeeper entschieden. Der «Bundes-Adler» schrieben die Journalisten – das passte perfekt. Doch dann brach sich Adler eine Rippe und musste das WM-Turnier in Südafrika absagen. «Das war die schwierigste Entscheidung meines Lebens. Aber es wäre mir selbst, meinem Verein und der Nationalmannschaft gegenüber letztlich unverantwortlich gewesen, an der WM teilzunehmen», hatte Adler damals gesagt.
Zur Untätigkeit verdammt musste er mit ansehen, wie Manuel Neuer eine fehlerfreie Leistung ablieferte und sich ohne den Bundes-Adler eine deutsche Erfolgsmannschaft formte und sich in der Bundesliga eine neue Torhütergeneration ins Rampenlicht hechtete. Während sich Adler in der Reha abmühte und danach nie wieder zu seiner früheren Form fand, etablierten sich die ter Stegens, Zielers, Baumanns und Trapps in der Bundesliga. Und eben auch Bernd Leno.
Weil sich René Adler nach einer durchwachsenen Saison 2010/11 im vergangenen Sommer an der Patellasehne operieren ließ, verpflichtete Bayer-Boss Rudi Völler eilig den talentierten 19-Jährigen, der bis dato ausschließlich in der 3. Liga zum Einsatz gekommen war. Leno nutzte seine Chance und ließ Bayer keine andere Wahl, als ihn in der Winterpause für 7,5 Millionen Euro zu verpflichten. Ein mögliches Comeback René Adlers im Tor der Dutt-Elf war damit passé.
Adler hat die Nationalmannschaft noch nicht abgeschrieben
In Hamburg wollen sie den ablösefreien Adler nun für vier Jahre binden. Eine Jahresgage von 2,7 Millionen Euro steht im Raum – viel Geld für den klammen HSV. Dabei ist derzeit noch unklar, ob Adler überhaupt wieder Spitzenniveau erreichen kann. Doch als Identifikationsfigur, Leistungs- und Hoffnungsträger soll er den in der Rückrunde konstanten, aber etwas blassen Jaroslav Drobny als Nummer eins ablösen.
Dass beide – Adler und sein künftiger Klub – schon einmal ganz oben waren, haben der einstige Weltverein und René Adler gemein. Nun wollen sie zusammen zurück ins Rampenlicht. Die Hoffnung auf ein Comeback im Nationaltrikot hat Adler jedenfalls noch nicht aufgegeben. Das bestätigen enge Vertraute. Der 27-Jährige habe genügend Ehrgeiz, wieder dahin zu kommen, wo er schon einmal war, heißt es. Die Nummer eins im deutschen Tor.
Ab 20.30 Uhr: Verfolgen Sie die Partie Borussia Mönchengladbach gegen den HSV im news.de-Liveticker
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Von Bayer zum HSV – René Adler landet in Hamburg