Religion sollte nicht mit Politik vermischt werden - Interview

Religion sollte nicht mit Politik vermischt werden - Interview

17.10.2011Politik & Gesellschaft erstellt von BBC persian

Mein Gast ist ein Derwisch und er sagt, dass Religion nicht mit Politik vermischt werden sollte.

Das Oberhaupt des Sufi-Ordens (Dr. Tâbandeh) meint, dass Sufitum nicht in die Politik eingreifen sollte, aber ermutigt Derwische als Bürger, ihre Menschen- und Bürgerrechte zu verteidigen, da dies ihre Pflicht als Bürger sei. Der Leiter dieses Sufi-Ordens war jedoch selbst schon Berater eines Ministers einer früheren Regierung. Ein Widerspruch im Glauben und in der Praxis, wie es scheint. Warum wurden Schia Sufi Gebetshäuser durch die Regierung zerstört, die sich selbst als leuchtendes Vorbild für alle Schiiten in der Welt bezeichnet? Warum wirft eine schiitische Regierung Derwische ins Gefängnis?

Religion sollte nicht mit Politik vermischt werden - Interview

Video vom Interview auf Youtube.

BBC: "Herr Mostafa Azmayesh, willkommen zu der BBC-Farsi Sendung Be Ebarate Digar."

Dr. Mostafa Azmayesh (M.A.): "Danke für die Einladung."

BBC: "Herr Azmayesh, die Gebetshäuser der Derwische werden seit Jahrhunderten Khaneghâh genannt. Warum heißen Ihre Gebetshäuser denn Hussainiyeh?"
M.A.: "Eigentlich war die Khaneghâh ein Gebäudekomplex, der aus mehreren Bereichen bestand, der Bereich für das Beten nannte sich Hussainiyeh. Leider existieren diese anderen Gebäudeteile in der Jetztzeit nicht mehr."

BBC: "Ist Hussainiyeh also kein neuer Name, sondern ist zurückzuführen auf alte Zeiten?"
M.A.: "Ja. Dies wird von vielen gefragt, warum “Hussainiyeh” als Name für Sufi-Gebetshäuser benutzt wurde, wenn es nicht der traditionelle Name für Khaneghâh ist. Eine Khaneghâh bestand normalerweise aus einem Pilgerhaus, einem Gästehaus und einem Samaa-Haus (Musikhaus). Es hatte verschiedene Bereiche und ein Bereich war das Gebetshaus, welches Derwische nutzten, um zu beten und Gott zu ehren. Heute, wo es eine Khaneghâh so nicht mehr gibt und die Regierung auch nicht erlaubt, neue zu bauen, haben sich die Derwische mit einer Hussainiyeh begnügt. Allerdings toleriert das Regime leider auch dies nicht."

BBC: "Meinen Sie damit, dass der Name “Hussainiyeh” angepasst wurde auf die aktuelle Situation?"
M.A.: "Genau."

BBC: "Ihr geistiges Oberhaupt, Dr. Tabandeh, gibt an, dass Sufis friedliche und tolerante Menschen sind, die sich nicht in Politik einmischen, aber Gonabadi Sufis konfrontierten das Staatsoberhaupt mit Protesten, Demonstrationen, also genau das, was man Politik nennt."
M.A.: "Sich der Politik zu widersetzen gilt nicht als Teil des Bürgerrechts, es sei denn der Widerstand verläuft passiv. Jeder Bürger, jede Bürgerin, unabhängig von ihrem Glauben, egal ob Derwisch, Moslem, Jude oder Baha'i oder ungläubig, alle haben das Recht auf Respekt vor ihren Menschen- und Bürgerrechten. Deshalb sollte jedes Individuum dazu in der Lage sein, die eigenen Rechte in der Gesellschaft zu verteidigen. Wenn diese Rechte nicht gewährleistet sind, sollten sie sich friedlich wehren, z.B. durch Straßenproteste oder Demonstrationen."

BBC: "Andererseits war aber Ihr Oberhaupt, Herr Tabandeh, der Berater des Erschad Ministers. Ist das nicht Politik? Das ist kein Verteidigen von Bürgerrechten, das ist politisches Engagement, genau das, was nach Ihren Prinzipien nicht erlaubt ist."
M.A.: "Das sagte ich nicht. Wovon wir überzeugt sind, ist, dass Religion nicht mit Politik vermischt werden sollte, was bedeutet, dass die beste Religion diejenige ist, die keine Rolle bei der Gestaltung des Staates spielt. Muslime oder Menschen mit anderer Religionszugehörigkeit können sich als Individuum in politische Aktivitäten einbringen, solange die Religion nicht mit Politik vermischt wird.  Als Dr. Tabandeh in der Regierung war, machte er Politik als Berater für den Minister, nicht aber als Derwisch,  ein Derwisch zu sein war sein persönlicher spiritueller Weg und Glaube in seinem Herzen."

BBC: "Welches Problem haben Sie also dann mit der Islamischen Republik Iran, oder sollte ich besser fragen, was das Problem des Regimes mit den Derwischen ist?"
M.A.: "Eigentlich besteht das Hauptproblem der Islamischen Republik darin, dass sie keine Andersdenkenden und Gläubigen toleriert außer ihren eigenen Vorstellungen. Leider diskriminieren sie in dieser Art und gehen auf dieser Grundlage vor. In anderen Worten: sie wollen ideologische Säuberungen durchführen. Sie erlauben nichts in der Gesellschaft, was nicht in den Rahmen der Velayat-e-faqih-Theorie passt. Dies ist nicht ein Kampf zwischen Mullahs und Derwischen, sondern es ist die totale Herrschaft der Velayat-e-faqih-Ideologie über andere Religionen, Weltanschauungen, sowie über Freidenker und Derwische."

BBC: "Ihrer Meinung nach ist es also eine generelle Politik der Islamischen Republik Iran andere Glaubensrichtungen zu verdrängen, sowie andere Religionen und Ideologien - zum Beispiel wenn sie Derwische festnehmen und sie vor Gericht stellen - welche Anschuldigungen werden dann vorgebracht?
Welchen Grund gibt die Regierung an, warum sie die Derwische vor Gericht stellt?"
M.A.: "Wenn die Regierung die Gebetshäuser der Derwische zerstören will, wehren sich die Derwische dagegen und protestieren. Die Behörden betrachten dies als Störung der öffentlichen Ordnung und sehen es als Widerstand gegen die Regierung bei der Durchführung ihrer Arbeit. Deshalb nehmen sie die Derwische fest."

BBC: "Sie sagen, dass alle Gruppierungen mit anderen Weltanschauungen unter Druck stehen. Das ist wahr. Warum aber scheint es, dass die Gonabadi Sufis unter mehr Druck durch das Regime stehen als alle anderen Sufi-Orden?"
M.A.: "Wenn wir genau hinschauen, sehen wir, dass die meisten anderen Sufi-Orden zu Beginn der Revolution das Land verlassen haben. Die Gonabadi Sufis hingegen blieben im Land - und seitdem sehen wir verstärkt Auseinandersetzungen zwischen dem Regime und den Gonabadi Derwischen." 

BBC: "Einige der Internetseiten, die in Verbindung zur iranischen Regierung stehen, brachten vor, dass Ihr Ordensoberhaupt nur wegen seiner eigenen politische Vergangenheit unter dem Druck des Regimes steht. Denken Sie, dass das wahr ist oder nur eine Ausrede?"
M.A.: "Es ist nur eine Ausrede. Es ist eine Ausrede, um einen Rechtsfall für die Justiz zu schaffen."

BBC: "Ihr Oberhaupt hat Herrn Karoubi während der letzten Präsidentschaftswahlen unterstützt. Einige der Internetseiten, die mit der Regierung in Verbindung stehen, sagten Herr Karoubi habe Herrn Tabandeh Geld gezahlt, deshalb habe er Karoubi unterstützt. Wenn das wahr ist, steht das dann nicht im Widerspruch zu Ihren Leitsätzen über Politik?"
M.A.: "Nun, einige dieser Internetseiten sagten, dass Derwische Herrn Karoubi Geld gaben für seine Wahlkampagne, andere behaupten Herr Karoubi habe Geld an die Derwische gegeben - keine der beiden Varianten ist wahr.  Der Grund für die Unterstützung der Derwische von Herrn Karoubi bei der letzten Wahl war sein Einsatz für die Rechte der Derwische. Während der ersten drei Jahre von Ahmadinejad’s Amtszeit wurden drei Gebetshäuser angegriffen und komplett zerstört. Herr Karoubi hat in seiner Kompetenz als Geistlicher alle gewalttätigen Handlungen gegen die Derwische verurteilt, deshalb wollten die Derwische seine gute Tat erwidern. Genauer gesagt folgten die Derwische der Devise: “eine gute Tat sollte mit einer guten Tat vergolten werden”. Weil er Freundlichkeit und Güte gegenüber den Derwischen zeigte, unterstützten sie ihn in seiner Wahlkampagne." 

BBC: "War die Kampagne für Herrn Karoubi eine Anordnung Ihres Oberhaupts, also eine organisierte Bewegung - oder war es jedem einzelnen Derwisch überlassen zu entscheiden?"
M.A.: "Es war keine Anordnung einer Organisation, da ein Sufi Orden keine politische Organisation ist. Aber weil Herr Karoubi sich freundlich gegenüber den Derwischen gezeigt hatte, organisierten sie Kampagnen und wählten ihn."

BBC: "Aber es ist mir immer noch nicht klar, warum bei den Sufis einerseits keine Einmischung in die Politik existiert, andererseits aber jeder einzelne Derwisch alles tun kann, um sich politisch zu engagieren. Es macht doch keinen Sinn, dass jemand einerseits Derwisch sein kann und sich aber gleichzeitig politisch engagiert."
M.A.: "Es besteht kein Problem für einen Derwisch, sich politisch zu engagieren, aber ein Derwisch sollte sich nicht im Namen von Sufismus politisch einsetzen, das heißt es kann keine Sufi-Regierung geben genauso wie es keine religiöse Regierung geben kann. Vermischungen eines Glaubenssystems mit Politik würde die Gesellschaft korrumpieren und den Glauben selbst. Allerdings kann eine Person als Derwisch, Moslem, Schiit, Sunnit oder ein anders gläubiger Mensch gleichzeitig ein politischer Aktivist sein, ohne dass sich das widersprechen würde."

BBC: "Erzählen Sie mir doch bitte was Derwische möchten? Und wohin wollen sie die Gesellschaft bringen?"
M.A.: "Ein Grundprinzip, das Derwische unterstützen wurde von Großayatollah Mohammed Hussein Nainy zu Beginn des 20.Jahrhunderts in den Tagen der Maschroutieh Bewegung formuliert. Er sprach in seinem Buch über drei Prinzipien, 1. Freiheit, 2. Gleichheit, 3. Brüderlichkeit. Wenn diese Prinzipien in einer Gesellschaft etabliert wären, könnte sich die Gesellschaft in Richtung Demokratie, Freiheit und Schutz von individuellen Menschenrechten entwickeln. Diese Prinzipien unterstützen die Derwische."

BBC: "Was also werden sie tun, um dieses Ziel zu erreichen?"
M.A.: "Wenn bei einer Wahl, z.B. bei der letzten, Herr Karoubi seine Pläne für die Politik ankündigt, sind diese Pläne sehr nah an den Zielen, die die Derwische haben. Z. B. sagte er, dass er gegen Aberglauben angehen werde und die Regierung durch rationales Denken wieder agieren lassen wolle. Dies waren auch Ideale, die Derwische gut finden, deshalb unterstützten sie ihn. Aber wie Sie ja wissen, sind Herr Karoubi, Herr Mousavi und der frühere Präsident Herr Khatami Reformisten der iranischen Gesellschaft und sie wollen die Gesellschaft durch Reformen voran bringen."

BBC: "Glauben Sie das?"
M.A.: "Ja."

BBC: "Dennoch haben Sie erklärt, dass die Reformisten eine Sackgasse erreicht haben. Ihrer Meinung nach begann die Islamische Republik Iran mit Herrn Bazargans Regierung durch Reformen, die das Ende erreicht haben und jetzt wollen die Reformisten den Originalzustand zurück. Da ist ein Widerspruch. Während Sie Herrn Karoubi als Reformist unterstützten und ihn wählten, glauben Sie nicht mehr an diese Änderungen."
M.A.: "Nein, die Situation von vor zwei Jahren war anders im Vergleich zu der heutigen. Herr Karoubi glaubte an Ideen, die in gewissem Maße die Forderungen der Derwische zu der Zeit widerspiegelten.  Aber selbst Herr Karoubi hat die Vorstellungen jener Zeit hinter sich gelassen und glaubt nicht mehr an dieselben Ideen. 

BBC: "Sind Sie also für eine säkulare Gesellschaft?"
M.A.: "Unbedingt,  zu 100 Prozent."

BBC: "Was kann also die Rolle der Religion in der Gesellschaft sein?"
M.A.: "Im Grunde bezieht sich Religion auf Einzelne, nicht auf Gruppen. Die Anhänger aller Religionen sind sich darin einig, dass Gott seine Propheten nicht in die Welt sandte, um Staaten zu regieren. Um jedoch Aberglauben zu beenden und um den Geist von Unwissenheit zu befreien braucht es eine unmittelbare Verbindung zwischen dem Herzen eines Individuums und Gott. Religion an sich hat keinen Anspruch darauf zu regieren aber alle Religionen wurden als Werkzeug missbraucht, um Menschen zu beherrschen. Somit glauben Derwische an Säkularismus, Trennung zwischen Religion und Staat."

BBC: "Ist Sufitum eine iranische Interpretation des Islam?"
M.A.: "Sufitum ist viel älter als der Islam."

BBC: "Meinen Sie in Iran oder generell?"
M.A.: "Generell. Bevor es seit dem 9. Jahrhundert als Sufismus bekannt war, wurde es Gnostik genannt. In allen Regionen, in denen sich Sufitum ausbreitete, waren die Sufis Schüler der Lehren von Jesus Christus und wurden Gnostiker genannt, was soviel heißt wie “Sucher des Selbst”. Ihr Slogan war “Kenne dich selbst, um Gott zu kennen”. Dies war die Hauptbotschaft von Jesus Christus’ Lehren, Gnostiker folgten dieser Methode. Seit dem 9. Jahrhundert wurden dieselben Menschen bekannt als Sufis. Also geht der Ursprung von Sufitum zurück auf die Zeit vor dem Islam."

BBC: "Sie sagten Sufitum sei der Grundstock iranischer Kultur. Woher kommt das, wenn Sufismus älter ist als der Iran und die Iraner?"
M.A.: "Ich habe nicht gesagt, älter als der Iran und die iranische Bevölkerung, hingegen sagte ich: älter als der Islam. Sufitum ist die Quelle von Iran’s Kultur, vor und nach dem Islam. "

BBC: "Wie geht die Geschichte des Gonabadi Sufi Ordens? Anscheinend gibt es verschiedene Zweige im Iran..."
M.A.: "Ja."

BBC: "Können Sie darauf eingehen, warum dieser spezielle Orden im Iran mehr gewachsen ist als andere Sufi-Orden?"
M.A.: "In der Tat gehen alle Wurzeln zurück zu Schah Nuraldin Nematollah Wali, der in der syrischen Stadt Halab geboren wurde. Er war ein Reisender. Sufitum ist im allgemeinen wie ein Strom in der Geschichte der Menschheit, der nicht zu einem bestimmten Ort in der Welt gehört und überall gewesen ist. Der große Schah Nematollah Wali ist während seiner Reisen nach Mahan gegangen, Region Kerman im Iran, wo er bis zu seinem Tode blieb. Seine Kinder immigrierten nach Indien und später zu Beginn der Khadscharen Dynastie kamen einige der Sufi-Meister zurück in den Iran und brachten so das Sufitum mit sich in den Iran, was während der Dynastie der Safaviden komplett verboten war. Aus der Linie Schah Nematollah's sind verschiedene Orden entstanden, einer dieser Orden hieß Soltan Ali Schahi Gonabadi Sufi-Orden, der überall im Iran eine zunehmende Zahl von Anhängern und Schülern hatte."

BBC: "Vor kurzem haben Sie erklärt, dass es ca. 20 Millionen Sufis im Iran gibt, woher nehmen Sie diese Zahlen?"
M.A.: "Ja, ich habe zu diesem Thema viel geforscht zusammen mit anderen Menschen, die aus verschiedenen Orten in Baluchistan kamen. In Regierungsbezirken wie Baluchistan, Lorestan und Kurdistan werden Personen, die in eine Derwisch-, in eine Sufi-Familie hineingeboren werden, als Chekideh bezeichnet und jemand, der Sufi wird, bezeichnet man als „Chasbideh“. Das bedeutet, dass Sufitum tief verwurzelt ist im Glauben der Familien, und zwar in verschiedenen Teilen Irans. Natürlich gibt es sehr viele Sufi-Orden wie z.B. Naqschbandis, Quaderis, Zahabis, Qualandaris, Khaksaris etc…und es gibt einen Bedarf an korrekten Statistiken.

Ich habe einen Mann getroffen, der Balutsche war und aus Balutschistan kam, und der Hilfe suchte für die Leiden der Menschen in Balutschistan, er bestätigte, dass die Bevölkerung in Balutschistan generell Sufis genannt werden, weil sie Sufitum mit der Muttermilch aufgesogen haben.

Dasselbe gilt auch für die Regionen Kurdistan und Lorestan, wo all die Familien also Sufis sind. Leider passiert es in der aktuellen Situation, in der ein ideologisches Staatssystem alle anderen Weltanschauungen diskriminiert, dass sich viele als Schia Muslime ausgeben, die nicht einmal Muslime sind. Leider gibt es keine genauen Statistiken der verschiedenen religiösen Gruppen im Iran."

BBC: "Sie sprachen über Naqschbandis und Quaderis, die sunnitische Sufis sind. Sie sind ein Schia Sufi, was ist Ihre Beziehung zu ihnen? Sind Sie auch mit anderen Sufi-Orden, insbesondere sunnitischen Sufis verbunden?"
M.A.: "Was bedeutet schiitischer oder sunnitischer Sufi überhaupt? Ich habe erwähnt, dass Sufitum eine Schule ist, die älter ist als Islam." 

BBC: "Aber die Basis des Glaubens bzw. die Art des Betens ist unterschiedlich. Wie erklären Sie das?"
M.A.: "Es ist ein Unterschied, weil wenn ein Sunni Sufismus ausübt, er oder sie die Religion gemäß der Sunni-Regeln ausübt,  ein Schiit macht es gemäß der Schia-Regeln, aber Sufismus bedeutet immer, seine Aufmerksamkeit auf das Herz zu lenken, beide, Sunnis und Schiiten, tun dies auf dieselbe Art und Weise. Es steht im Koran, dass Gott zwischen dem Menschen und seinem Herzen lebt, d.h. in dieser Methode ist die sufische Grundlage dieselbe."

BBC: "In Ihrem Orden bestimmt das vorherige Oberhaupt das nächste Oberhaupt, welche Rolle spielen dabei die Anhänger?"
M.A.: "Die Anhänger spielen hier keine Rolle."

BBC: "Das ist sehr undemokratisch."
M.A.: "Wie ich bereits sagte, ist ein Sufi-Orden keine politische Partei, sondern ein Weg der Substanziellen Entwicklung. Die Person, deren Herz erleuchtet ist und dessen Geistseele gereift ist, wird zum Großmeister ernannt. Jeder Meister wählt den nächsten Meister. Die Aufgabe eines jeden Meisters ist es, seine Schüler so anzuleiten, dass sie Meister ihrer selbst werden." 

BBC: "Sie sagten und das ist historisch korrekt, dass Sufismus weitreichende Wurzeln hat in der Menschheitsgeschichte, die älter sind als der Islam. Jedoch hat sich die Welt über die Jahre verändert. Hat Sufismus sich diesen Veränderungen angepasst?"
M.A.: "Nein. Was sich in der Welt und bei den Menschen verändert hat, steht in Beziehung zu dem Teil des Gehirns, der „Neocortex“ bezeichnet wird,  doch der Mensch hat noch einen anderen Teil: das „Herz“. Das Herz ist der Raum für Gott und ist nicht an Veränderungen gebunden, die Methode, sich auf das Herz zu konzentrieren ist seit dem Urvater Adam bis heute dieselbe geblieben, und dies wird sich auch nicht ändern."

BBC: "Aktuell benutzen viele Religionen und ihre Ausformungen moderne Technologien, um ihre Anschauungen kund zu tun. Nutzen die Sufis diese Medien auch?"
M.A.: "Ja, wir machen das auch."

BBC: "Was mich noch beschäftigt ist: jetzt, wo die Iraner für Demokratie kämpfen, ihr eigenes Leben riskieren und große Not erleiden, in dieser Situation machen Menschen wie Sie, Derwische, Werbung für Sufitum. In gewisser Weise erscheint es wie eine Ablenkung. Es wird gesagt, dass in Krisenzeiten sich viele Menschen durch mystische Wege angezogen fühlen. Stimmen Sie dem zu?"
M.A.: "Nun, man kann sich diesem Thema von zwei verschiedenen Perspektiven annähern. Derwische würden nie werben für ihren Glauben und ihre Überzeugung, es gibt keine Werbung im Sufitum. Der folgendem Grund: „Sufitum ist ein Kreis der Liebe und Liebe gehört zum Herzen. Liebe ereignet sich, kann aber nicht gelernt werden.“ Aus diesem Grund gibt es keine Werbung im Sufismus. Aber jeder Derwisch handelt gemäß seiner Aufgaben und Pflichten, die auf den grundlegenden Bürgerrechten einer Demokratie fußen und er oder sie wird die Gesellschaft aktiv mitgestalten, aber das heißt nicht Werbung für Sufitum machen."

BBC: "Herr Mostafa Azmayesh, vielen Dank, dass Sie in unserer Sendung "Be Ebarate Digar" zu Gast waren."
M.A.: "Danke für Ihre freundliche Einladung." 

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