Was macht einen unvergesslichen Urlaubstag aus, an den man sich noch lange Zeit zurück erinnern wird? Eine schöne Winterlandschaft, perfektes Wetter, Farben, Stille die man hören kann oder vielleicht Geräusche und Empfindungen die man nicht alltäglich erfährt? Ich erzähle euch von einem, für mich perfektem Tag auf der Hemmersuppenalm bei Reit im Winkl. Es war der Auftakt eines unvergesslichen Winterurlaubs in den Chiemgauer Alpen.
Der frühe Vogel fängt die schönsten Erlebnisse
Der Wetterbericht für die nächsten Tage klang zu schön um wahr zu sein, eine stabile Hochdruckwetterlage die über mehrere Tage anhalten sollte, mit eiskalten Nächten und angenehmen Tagestemperaturen wurde angekündigt. Ein Traum für jeden Outdoor Enthusiasten und Winterurlauber. Deshalb hieß es keine Zeit verschwenden und jede Minute ausnutzen. 4.00 Uhr aufstehen und um 5:00 Uhr Abfahrt hieß meine Devise, um noch rechtzeitig an München vorbei zu kommen, bevor die Münchner sich auf den Weg in die Alpen machen. Hat alles wunderbar geklappt bis zum Irschenberg. Im Radio hörte ich die A93 war bei Brannenburg aufgrund eines Unfalls komplett gesperrt. Deshalb änderte ich meine Route und fuhr weiter bis Bernau am Chiemsee und dann weiter über die B305 nach Marquartstein, Unterwössen bis Reit im Winkl. Die Anzeige des Thermometers sank beinahe jeden Kilometer -11, -13, -15 Grad - jetzt ist langsam gut dachte ich mir, wandern bei -20 Grad macht nicht sonderlich viel Freude.
Als Entschädigung für die frostigen Temperaturen kämpfte sich aber die Sonne durch den Nebel, der über den Schneeflächen waberte. Die Szenerie des Sonnenaufgangs auf der Fahrt wirkte schon faszinierend. Bäume und Häuser tauchten aus dem Nebel auf, während von oben gleißendes Sonnenlicht, Löcher in die Nebeldecke riss.
Zum Wanderparkplatz Blindau - Reit im Winkl
Um 8:00 Uhr war ich in Reit im Winkl und hatte daher noch genügend Zeit mir ein Frühstück und Kaffee zu besorgen. Danach fuhr ich weiter in den Ortsteil Blindau zum großen Wanderparkplatz. Mittlerweile hatte sich dort der Nebel schon aufgelöst und die Sonne strahlte vom tiefblauen Himmel. Ich stieg aus meinem Auto und trat ein in die eiskalte Winterluft, ein leichter Wind wehte und ganze feine Schneekristalle wirbelten durch die Luft. Es war kalt, um genauer zu werden so kalt, dass du das knirschen des Schnees unter den Schuhen hörtest. Ich blieb stehen und ich hörte nichts - auch Stille kann man hören. Ich war der erste am Parkplatz und fragte mich ob die Abfahrtszeit des Shuttlebus hinauf zur HIndenburghütte korrekt war. Es hieß um 9:00 Uhr sollte die erste Bergfahrt sein. Mittlerweile kam noch ein Pärchen hinzu und wir quatschten ein bisschen. Kurz nach 9:00 Uhr kam dann der unüberhörbare Shuttlebus, der sich bereits von weitem mit dem Geklacker der Schneeketten ankündigte. Ich glaub Sepp hieß der Fahrer, er begrüßte uns mit einem "Servas, is zapfig heit, ha?" Ich grinste und erwiderte - "Servas - Scho". Franken und Oberbayern sind halt manchmal a bisserl Maulfaul.
Mit dem Shuttlebus zur Hindenburghütte
Nachdem wir dann die Bergfahrt bezahlt hatten und Sepp sein Kommando zur Abfahrt gegeben hatte, setzte sich der Allradbus in Bewegung und los ging die Fahrt. Die schmale Forststraße hoch zur Hindenburghütte schlängelt sich durch den Bergwald, links der Berghang und auf der rechten Seite die Schneemauer die uns vom Abgrund der Schlucht trennte, in der der kleine Steinbach rauscht. Immer wieder drehen trotz der Schneeketten die Räder durch, der Bus schlingert in der Fahrspur hin und her und ich dachte mir, der Sepp wird schon wissen was er macht, der fährt den Weg ja nicht zum ersten mal. Trotzdem war es sehr still im Bus, keiner redete, ob es an der frühen Uhrzeit lag oder daran, dass es den anderen mulmig war? Wer weiß das schon. Sepp und ich schmunzelten jedenfalls. An der Hindenburghütte stiegen wir aus und gleich kam uns der große Berner Sennenhund entgegen der uns gelangweilt begrüßte und mit Sepp in der Hindenburghütte verschwand.
Der Premium Winterwanderweg in das Gebiet der Hemmersuppenalm
Der Premium Winterwanderweg Hemmersuppenalm beginnt an der Hindenburghütte und lag zu der Uhrzeit noch im Schatten. Es war durchaus zapfig, aber bei weitem nicht so kalt wie im Tal. Die ersten Schritte auf dem gewalztem Wanderweg führten über einen weiten Bogen leicht den Berg hoch und jeder Schritt den ich machte, gab ein lautes Knirschen von sich. Nachdem ich über den kleinen Hügel gegangen war, führt der präparierte Wanderweg größtenteils flach weiter in Richtung der Anna Kapelle. Nach ein paar hundert Metern stand ich allein im Gebiet der Hemmersuppenalm und registrierte erst jetzt, was ich hier für einen perfekten Moment erleben durfte. Allein im Winterwunderland Hemmersuppenalm, das Erlebnis ist selten und nur die frühen Vögel werden sowas erleben.
Eiskristalle wie im Winterwunderland
Die Landschaft im Gebiet der Hemmersuppenalm war an diesem Tag wie gemalt. Ich kann es euch kaum beschreiben, sowas muss man selbst erlebt haben. Ich hatte noch nie zuvor so große Eiskristalle gesehen, die brauchtest dich nur bücken und sie aufheben. Es ist wie wenn du Träume in der Hand hältst, die kurz danach schmelzen und wieder verschwinden. Aber eines bleibt - die Erinnerung.
Spuren im Schnee - auf dem Weg zur Anna Kapelle
Ja, ich bin gerne alleine in den Bergen und finde dort die Entspannung und Entschleunigung von Alltag. Der sportliche Aspekt dabei rückt von Jahr zu Jahr immer mehr in den Hintergrund. Erlebnisse in der Natur und auf die kleinen Dinge am Wegesrand achten, nehmen immer mehr Raum in meinen Wanderungen ein. Es wird aber immer schwieriger Orte zu finden an denen ich das finde. An diesem Tag hatte ich das große Glück alleine um diese frühe Uhrzeit die Natur auf der oberen Hemmersuppenalm regelrecht zu inhalieren. Die Spuren im Schnee links und rechts des Weges deuteten auf zwei Dinge hin. Wenn die Sonne untergegangen ist, die Touristen wieder vom Berg verschwunden und Stille einkehrt auf der oberen Hemmersuppenalm, gehört dieses Gebiet dem Wild. Tagsüber hinterlassen Skitourengeher und Schneeschuhwanderer ihre Spuren im Schnee. Auf gut der Hälfte des Wanderweges steht die im Jahr 1906 errichtete Anna Kapelle und lädt zum innehalten ein. Ich nahm mir eine kleine Auszeit auf der Bank vor der Anna Kapelle und war einfach nur dankbar, diese Stille hier oben genießen zu dürfen. Die Zeit verflog wie im Flug und ich merkte dabei, dass es jetzt vorbei war mit der Einsamkeit. Der nächste Shuttlebus brachte weitere Besucher auf die Hindenburghütte. Eltern zogen ihre Kinder auf dem Schlitten, Langläufer zogen ihre Runden und Skitourengeher kamen vom Seegatterl den Berg hoch auf ihrem Weg zum Fellhorn. Es war Zeit aufzubrechen und den Rest des Premium Wanderweges zu erkunden. In einer großen Schlaufe nutzt der Wanderweg das Gebiet der Hemmersuppenalm geschickt aus und führte mich zu Almgebäuden der oberen Hemmersuppenalm.
Kleine Auszeit auf der Hemmersuppenalm
Ein paar Meter neben dem Wanderweg fand ich eine Alm an deren Hauswand in Südrichtung eine Bank stand. "Mei Huber, da hast aber wieder a mal a saubers Glück g'habt" schoss es mir durch den Kopf. Ich setzte mich auf die Bank, den Rücken an die mittlerweile warme Hauswand angelehnt verspeiste ich meine mitgebrachte Brotzeit und sah mir die Menschen an, die an mir vorbei wanderten. Die Sonne schien mir in's Gesicht, mittlerweile war es angenehm warm geworden und so schlief ich ein, den wer früh aufsteht hat sich auch ein kleines Nickerchen verdient.
Einkehren auf der Sonnenterasse der Hindenburghütte.
Geweckt wurde ich durch das Gekicher und Geschnatter von zwei "älteren Mädels" die neben mir saßen. Als sie bemerkten, dass sie mich anscheinend geweckt hatten sprachen sie mich an: "Mei hamma sie afg'weckt?" Ich brummelte vor mich hin: "Ja". "Oh des tut uns jetz' aber leid" Ich: Ja, basst scho". Ich packte meine Sachen verabschiedete mich kurz und machte mich auf den Weg zurück zur HIndenburghütte. Im Nachgang tat es mir leid, dass ich so brummig war und den Anschein eines "Grantlhubers" hinterließ. Auf dem Rückweg bemerkte ich wie voll es hier oben mittlerweile geworden ist und freute mich schon auf ein Hefeweizen auf der Sonnenterasse der Hindenburghütte. Dort fand ich noch ein Plätzchen in der Sonne und trank mein Hefeweizen, während sich der Hüttenhund auf dem Weg zu mir machte. Der Berner Sennenhund sah mich kurz an, drehte sich im Kreis und batsch lag er schon auf meine Füßen. Ah ja, na dann kann ich noch nicht gehen und bestellte mir noch eins während der Hund auf meine Füßen schlief.
Mit dem Rodel zurück in's Tal nach Blindau
Gegen 14:30 Uhr war es dann an der Zeit zu gehen und den Weg in's Tal zu wählen: zu Fuß, mit dem Shuttlebus oder mit dem Rodel. Ich entschied mich für eine Rodelpartie. An der Hindenburghütte hatte ich die Gelegenheit mir einen stabilen Holzrodel auszuleihen und ich wurde noch kurz in die Technik des bremsens und lenkens eingewiesen. Ich winkte ab und sagte "basst scho, ich kenn mi aus". Mit den anderen Rodlern wartete ich darauf, dass die Rodelbahn freigegeben wurde, nachdem der Shuttlebus oben angekommen war. Die Bahn wurde freigegeben und so schnell konnte ich gar nicht schauen, waren ein paar Freaks schon um die erste Kurve. Ich dagegen ließ es erstmal langsam angehen, schnell wurde ich von ganz alleine. Auf dem Holzrodel wurde ich ganz schön schnell und hatte mit ein paar Kurven ganz schön zu kämpfen, dass ich auf der Bahn blieb und nicht in die Schneewand krachte. Ganz ohne unliebsamen Schneekontakt ging's dann doch nicht, ein paar mal hat mich der "Bock" doch abgeschmissen".
Ich gab den Rodel an der Rückgabestation ab und sah mir die anderen an, die hinter mir in's Tal gerodelt waren - schneeweiß waren die meisten vom Pulverschnee, erst da fiel mir auf, dass ich auch nicht besser ausgesehen habe. Ich klopfte mir den Schnee von den Klamotten und machte mich auf dem Weg zum Auto und freute mich schon im Hotel auf die große Wellnesslandschaft mit Skypool, Sauna und natürlich dem grandiosen Essen. Bis zum nächsten Wandertipp, habe die Ehre euer FrankenLandler.
Noch mehr Bilder von einem perfekten Urlaubstag auf der Hemmersuppenalm findet ihr in der Bildergalerie.
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Abfahrt Shuttlebus ab 9:00 Uhr:
- an der Touristinformation Reit im Winkl, Dorfstraße 38, 83242 Reit
- wenig später Wanderparkplatz Blindau, Fellhornweg 7, 83242 Reit
Rodelbahn:
- Die ca. 4 km lange Naturrodelbahn hat eine lange Tradition. Hier fanden früher Rodelmeisterschaften statt.
- Rodelbahn ist für Kleinkinder und ungeübte nicht geeignet
Kosten:
- Bergfahrt 7,20 €, Inhaber einer Reit im WinklCard ermäßigt 6,00 €
- Talfahrt oder Rodelverleih 7,20 €, Inhaber einer Reit im WinklCard ermäßigt 6,00 €
Hemmersuppenalm:
"Hemmer" ist auch der Name einer giftigen Pflanze und wird vom Vieh gemieden. Viele moosige Stellen bilden dem Volksmund nach eine "Suppe" in der die "Hemmern" besonders gut wachsen, zusammengesetzt "Hemmersuppenalm".
Noch mehr Informationen findet ihr auf den Webseiten der Hindenburghütte oder dem Tourismusverband Reit im Winkl.