Erinnerungen aus 40 Jahren Berufsleben.
Das waren wirklich „Gerichte“ (ich setze es bewusst in Anführungszeichen), bei denen ich froh war, als wir es geschafft haben, das abzuschaffen. Diese Sondennahrung würde heute keinerlei Hygienestandards entsprechen und ob sie den Effekt hatte, die standardisierte Trink-/ Sondennahrungen heute haben, wage ich stark zu bezweifeln.
Fange ich mal mit dieser Sache an. Das Rezept dazu habe ich aus meiner Ausbildung mitbekommen und es wurde eingesetzt, wenn ein Patient halt über die Sonde ernährt werden musste.
Zutaten an die ich mich noch erinnere: Milch, Apfelsaft, Schmelzflocken, Maltodextrin und noch ein paar andere mehr. Im Nachhinein Körperverletzung, aber von den Ärzten gerne gefordert. In normalen Töpfen gekocht und in Suppenschalen zur Station befördert, wo sie dann, bei Bedarf angewärmt und verabreicht wurde.
Später dann kamen Gott sei Dank die Firmen mit denkleinen Fläschchen auf den Markt. Wir bekamen , genau wie das Pflegepersonal, eine kleine Schulung über den Umgang mit dieser Nahrung. Wobei dies aber jetzt keine Sondennahrung sondern Zusatznahrung war."Bitte auf Hygiene achten !!!! Restmengen entsorgen, Aufbewahrung im Kühlschrank." Trotzdem erinnere ich mich daran, dass ich solch ein Fläschchen auf einem Nachttisch gesehen habe, verschlossen mit einem Kronkorken einer Bierflasche.
Und dann der Reis- Obst- Tag für Schwangere mit Hypertonie und Ödemen, zum Teil drei Mal pro Woche jeweils drei Portionen.Ungesalzener Reis in Kombination mit Obst. Kulinarisch wirklich kein Highlight. Wir haben uns zwar alle Mühe gegeben das optisch alles schön anzurichten, aber schon damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass das den Tag der Patientinnen versüßen konnte.Gott sei Dank habe ich mit einer Kollegin dann eine Fortbildung besucht, wo auf diese Thematik eingegangen worden ist. Credo: bitte nicht anbieten, den an solchen Tagen sind Mutter und Kind in einer Mangelernährung. Wir haben uns beide damals nur angeschaut und auf der Rückfahrt besprochen, wie wir das jetzt an die Gynäkologen vermitteln. Letztendlich haben wir die Ärzte angesprochen, informiert über unser neues Wissen und darum gebeten, dass bei Anforderung eines Reis-Obst-Tages die Unterschrift des Arztes nötig ist. Ab diesem Tag kam keine Anforderung mehr.Wenn ich über diese beiden Dinge nachdenke, dann war unser Tun zum Teil wirklich schon grenzwertig.
Gott sei Dank gibt es heute so viele Fortbildungen zu diversen Ernährungsthemen, die mich auf den neuesten Stand bringen und ich fühle mich auch zur Fortbildung verpflichtet, auch zu Besten meiner Klienten/ Patienten. Das, was ich vor über 40 Jahren in der Ausbildung gelernt habe, das gehört zum größten Teil in die Ablage „P“.Also lebenslanges Lernen!
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