Phon.o – Black Boulder
VÖ: 18.05.2012 – 50 Weapons
Dass die beiden Affen von Modeselektor geile Musik machen wurde an dieser Stelle bereits erwähnt. Dass sie auch mehr als talentierte Labelmacher (50 Weapons) sind nicht und wird somit nachgeholt. Man denke etwa an das großartige Benjamin Damage & Doc Daneeka Album „They!Live“, eine technoide EP von Marcel Dettman, eine avantgardistische von Anstam oder das kürzlich erschienene Major Lazer Werk. Neben eben jener Reihe tänzelt nun Carsten Aermes alias Phon.o entspannt vorbei, als wäre es die normalste Sache der Welt, mal eben so ein Wahnsinnslabum rauszuhauen. Und ein ebensolches ist „Black Boulder“ geworden.
Allein mit dem Cover verweist Phon.o, der diese Tage zwischen Berlin und London pendelt, den UK-Kollegen Rustie zurück in den Funky-Sandkasten. Den beiden, im 45 Grad Winkel zusammenfallenden, goldenen Bergkristallsäulen, unter denen die Sonne auf dessen Album „Glass Swords“ aufgeht, stellt er einen ganzen Brocken schwarz-geschliffener Säulen entgegen, die dampfend über einer grauen Wüste liegen. Der dunkle Knabe aus dem Harz bleibt seiner schwarzen Linie also treu.
Die ersten Songs der Platte klingen wie eine Exposition, wie die Eingangsmusik beim Betreten eines neuen Planeten. Es wummert zurückhaltend und mit viel xylophonhaften Soundmelodien. Bei diesen Stücken ist Phon.o seinem Sound-Bruder Burial recht nahe, jedoch ohne dessen Trademarksound zu kopieren. Im Mittelteil zieht das Album deutlich an, die Bassläufe stampfen aus dem Hintergrund nach vorne und der Stil kippt richtung UK-Funky oder I.D.M (Intelligente Danz Musik, wie der Franke so schön sagt).
Zum Ende wird das ganze dann wieder ruhiger und melodieverliebter.
Besondere Erwähnung verdienen noch die beiden Vocal-Tracks „Twilight“ und „Leave the light on“. Mit der Stimme von Bodi Bills Pantasz schafft Phon.o mit „Twilight“ einen dunklen Pop-Moment, der all das Abgründige und Anziehende hat, was den Büchern und Filmen der gleichnamigen Kinderquatsch-Reihe fehlt. Die Single „Leave the light on“ mit dem amerikanischen R&B Sänger Tunde Olaniran verströmt hingegen so etwas wie Hoffnung, wie ein Licht in der grauen Wüste, ist dabei aber nicht weniger großartig. Die hervorstechenden Geigen Arrangements stammen übrigens von Modeselektor-Buddy und Schwarz-Romantiker Sasha Ring alias Apparat.
Das Prinzip Hoffnung ist überhaupt so etwas wie der rote Faden, der sich durch das Album zieht und auch in den Songtiteln und Songs manifestiert. Von „Nightshifts“ und „Twilight“ über „Die Maschinistin“ hin zu „Leave A Light On“ und „Hope Light“.
Auch hat man anfangs noch das Gefühl eine Platte zu hören, die predestiniert ist, um sich im Sommer etwas herunterzukühlen. Doch bald erkennt man, dass das nur die halbe Wahrheit ist. Denn das Album hat auch Wärme. Und Sex!
Phon.o auf Soundcloud.
50 Weapons online.
Autor: Johannes Hertwig
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