Rehageflüster: Achtsamkeit

macht ihr das auch: nicht achtsam genug mit euch sein? beharrliche hilferufe des körpers so lange ignorieren, bis sie so laut werden, dass man sie nicht mehr ignorieren kann? das flüstern der seele so lange missachten, bis die seele schreit? den rufen des geistes so lange den mund zu verbieten, bis er schweigt?

warum macht man das eigentlich? seinen körper, geist und seine seele so lange zu benutzen und auszunutzen, bis sie ganz leer sind, matt und erschöpft. und sich dann zu wundern, warum das so ist. und dann noch mit sich zu schimpfen. deswegen deprimiert zu sein.

warum ist man so streng mit sich? sagt sich so oft: “nun stell dich nicht so an!” “na, komm schon, ein bisschen geht noch was!” “sei nicht so eine mimose!”

ist es so schwer zu verstehen, dass man körper, geist und seele die nötige achtsamkeit, pflege, fürsorge und liebe zukommen lassen muss, um all das zurückzubekommen, was einen leicht und sicher durchs leben trägt? und nicht erst dann zu reagieren, wenn man am boden liegt?

scheinbar schon.

heute morgen erst wieder den roten knopf gefunden. auf die frage der physiotherapeutin hin, die meine rechte schulter, in der sich verspannungen in backsteingröße befinden, seit 3 wochen massiert. “seit wann haben sie das?” “hm, seit einigen jahren.” “und warum haben sie bislang nichts dagegen getan?” “hab ich doch. ich gehe alle 2 jahre zum orthopäden, wenn es ganz schlimm wird, und lasse mich osteopathisch behandeln und spritzen.” “nein, ich meinte, warum tun sie nichts dagegen, dass das weg geht und wegbleibt?” “äh, wie meinen sie das?” “massagen, entspannen, tapen, solche sachen eben.” das war dann der rote knopf. jou, frau katerwolf, warum machst du da nichts? hast dich schon so an deine ständig schmerzende schulter gewöhnt, von der du regelmäßig kopfschmerzen bekommst und dann ein paracetamol reinpfeifst. ist ja bloß die schulter. stell dich nicht so dran.

man muss nicht unbedingt so lange warten, bis es krebs wird. geht auch vorher.

wenn ich nach hause komme, werde ich mich meiner schulter mal liebevoll widmen. arme, kleine schulter.

achtsamkeit.


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