Es ist nur ein kleiner Schritt vom Hier und Jetzt nach Kis-Ba-Shahid. Du musst nur in den verbotenen Raum im Teeladen gehen, einen Tee trinken, einen Spruch aufsagen, und schon bist du drüben. Kannst dich auf fliegenden Teppichen vom kleinen Muck durch die Gegend chauffieren lassen. Mit Ali Baba durch die Straßen ziehen, neue Freunde kennenlernen – zum Beispiel eine Prinzessin, die sich so gar nicht prinzessinnenhaft benimmt. Bei lieben Verwandten wohnen, die dich rund um die Uhr verwöhnen. Doch nebenbei, so ganz nebenbei hast du auch noch eine Bestimmung zu erfüllen.
Susanna hält ihr Leben mit ihrem Vater für völlig normal. Zusammen leben sie seit dem Unfalltod der Mutter über ihrem kleinen Teeladen. Der wirft nicht viel ab, aber beide sind einigermaßen glücklich miteinander. Doch kurz vor Susannas dreizehntem Geburtstag häufen sich die merkwürdigen Ereignisse. Fremde Menschen verfolgen sie auf der Straße, sprechen sie an und werfen ihr sogar Blütenblätter vor die Füße. Und um das noch zu toppen, überreicht man ihr an ihrem Geburtstag ein Päckchen. Mit einer leeren, alten Glasflasche. Ein toller Scherz.
Nein, leider kein Scherz. Denn diese Flasche ist nur der Ausgangspunkt für ein ganz unglaubliches Abenteuer, dass sie und ihren neuen Freund Patrick erwartet und unter anderem in große Gefahr bringen wird.
Ein Märchen. Ein modernes Märchen. So ließe sich Regina Mengels Roman am ehesten beschreiben. Tausend und eine Nacht reloaded. Denn da sind sie, die Elemente, die so bekannt sind. Ein kleiner Muck mit fliegendem Teppich, ein charmanter Tagedieb, Geister in Flaschen, Wahrsagerinnen, Paläste mit Prinzessinnen und Herrschern – doch wie langweilig wäre es, diese einfach nur in eine neue Geschichte zu verpacken. So ganz ohne Makeover. Ohne Sinn und Verstand.
Wahrscheinlich hat sich Regina das auch gedacht und ist zum Glück ein wenig rebellischer vorgegangen. Die Figuren, die sie umgeschrieben hat – genau wie die, die sie neu erfunden hat – sind einfach nur herzerwärmend und erfrischend anders. Keine Nullachtfuffzehn-Märchenfiguren. Sie spielt dabei geschickt mit der Sprache und bringt mich mit ihren Kreationen zum Schmunzeln.
Hinzu kommt, dass hinter Am dreizehnten Tag eine spannende und gut durchdachte, aber nicht konstruiert wirkende Geschichte steht, die man kaum aus der Hand legen kann. Regina erzählt warmherzig und humorvoll. Leise und laute Töne wechseln sich ab, setzen sich zu einer wunderschönen Melodie zusammen. Ich bin gerne durch Kis-Ba-Shahid gereist – und kehre bestimmt noch einmal zurück. Den Weg kenne ich ja jetzt.
EBook: 508 Seiten
Erschienen bei Quindie
November 2013
ASIN: B00EVQZ3HE