Regierung verliert Respekt vor Verfassung. Opposition auch.

Die Abstände, in denen namhafte Politiker mehr oder weniger offen den Rang des Bundesverfassungsgerichtes relativieren, werden kürzer.
Als das BVG den Bundestrojaner als nicht verfassungsgemäß beurteilte, antworte Innenminister Friedrich, dass das BVG zwar eine Rechtsauffassung habe, sein Haus aber eine andere. Damit zog er das BVG auf seine Augenhöhe herunter.
Nachdem Frau Däubler-Gmelin ihre Verfassungsbeschwerde gegen den ESM eingereicht hatte, warnte Finanzminister Schäuble das BVG vor Verwerfungen an den Finanzmärkten. Bereits im Januar hatte Schäuble vom BVG eine Verwarnung bekommen. Peter Danckert (ein aufrechter Sozialdemokrat) und Swen Schulz hatten erfolgreich gegen Schäubles Dunkelgremium, das 9er Gremium das geheim über Mittelzuweisungen aus dem Rettungsfonds entscheiden sollte, geklagt. (Schäuble hatte die Geheimhaltung damit begründet, dass dessen Entscheidungen börsenrelevant seien..)
Wer MdB's, die dem ESM zustimmten, auf den möglichen Verfassungsverstoß hinweisen, bekam von  Sozialdemokraten wie Sigmar Gabriel und Johannes Kahrs -gleichermaßen patzig wie denkfaul- zur Antwort, was denn die Alternative sei? Darüber nachzudenken wäre eigentlich ihre Aufgabe, zumal als Opposition.
Petra Merkel bequemte sich zu einer ESM Diskussion in ihrem Ortsverein -wie ich inzwischen erfuhr- verbat sich aber Gegenreferate oder kritische Moderatorenfragen.
Und gestern meinte Dohnany (Link) das BVG in die Schranken weisen zu müssen, weil es sich zu viel Zeit für   seine Entscheidung nehme. Gauck's Eid auf das Wohl des Volkes erlaube es ihm, den ESM sofort zu unterschreiben. Hatte sich am Wochenende noch die überfällige Professorendiskussion über den ESM entzündet, trockneten Bundestagspräsident Lammert und Kanzlerin Merkel diese sogleich aus: Lammert befand, dass Expertenmeinungen "generell wenig hilfreich" seien (eine bemerkenswerte Abkanzlung der geistigen Elite, die Ministerin Schavan nicht aufhört, zu "Exzellenzleistungen" zu drängen..). Kanzlerin Merkel enthielt sich eines Statements und flog zwecks Marketing für deutsche Panzer nach Indonesien. Dohnany nennt den öffentlichen Diskurs, der den nicht vorhandenen parlamentarischen zu ersetzen sucht, als
Eine bunte Mischung aus Politikern, Wissenschaftlern und engagierten Bürgern
"Bunte Mischung", das klingt wie "bunte Tüte" früher an der Bude. Alles mit allem, ohne Qualität. Eher ungesund und deshalb zu meiden.

Ich bin wirklich überrascht wie selbstverständlich heute Prominente aus CDU und SPD Statements zum besten geben dürfen, die Verstöße gegen die Verfassung befürworten. Nebenbei: Auch die Enthüllungen über das wie aus der Zeit gefallene Geheimdienstpersonal in Sachsen und Thüringen legen Gefährdungen unserer Demokratie offen. 

Eine Mischung aus Rechtsextremismus und autoritärem Kapitalismus, der seine Spielschulden bei den dummen Steuerzahlern der Mittelschicht ablädt, ist unterwegs. Und hoffentlich noch zu korrigieren.




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