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GTL | 2.12.2014 | Kommentare (0)
Reformierer im Gesundheitswesen: Wir haben’s begriffen, aber verarschen könnt’s euch selber
OK, wir haben’s begriffen, dass die Kassen leer sind und im Gesundheitssystem gespart werden muss.
Ob die Kassen auch deshalb leer sind, weil nicht alle, die vom reichsten Eck der Welt profitieren auch ihre Beiträge leisten (Steueroasen, Supranationale Bücherverkäufer und Kaffeebrauer, Spitzenbankster, ...), interessiert ja offenbar niemanden; wir sind pleite, das ist klar.
Wir haben im OECD Vergleich zu viele Ärzte (auch wenn die, deren Fächer es ermöglichen, sich schon längst aus der öffentlichen Versorgung in Privatordinationen und privatgeführte Belegspitäler verzogen haben), wir haben zu viele Fachärzte (sagt der oberösterreichische Ärztekammerpräsident und Oberarzt einer Pathologie, deren Präparate am Weg nach Deutschland verloren gegangen sind, weil sie in Linz offenbar kein Pathologe befunden konnte oder wollte), wir haben zu viele Spitalsbetten (obwohl in den Wiener Spitälern regelmäßig Gangbetten aufgestellt werden), wir haben (angeblich) sanierte Krankenkassen, die die ambulant machbare Versorgung in die überlasteten Spitäler delegieren, um so eigene Kosten zu sparen, wir freuen uns über die angeblich raschere Unterbringung von pflegebedürftigen Patienten durch den Fond Soziales Wien (nur bestimmt halt der FSW, ab wann die Zeitnehmung beginnt), wir glauben unsere alten Mitbürger in den Pflegeheimen bestens versorgt (nur haben die keine Konsiliarärzte und kontaktieren bei allen Problemen (der Opa will wieder nach Hause, der Opa isst nicht, der Opa schlägt uns, der Opa ist leider gestürzt und hat sich die Hüfte gebrochen, ...) die Angehörigen.
Die Liste könnte endlos fortgeführt werden und durch die gebetmühlenartige Wiederholung glauben wir alle der stetig wachsenden Riege von - mit Steuergeld gefütterten - Beraterriegen, die auch gleich ihre Lösungswerkzeuge der staunenden Politik verkaufen.
Auch wenn sich das Bundesministerium rühmt, dass
"Mit der Einführung des Systems der „Leistungsorientierten Krankenanstaltenfinanzierung“ (LKF) im Jahr 1997 nach umfassenden Vorarbeiten ein System etabliert wurde,
das in der Lage ist, das Leistungsgeschehen in den österreichischen Krankenanstalten entsprechend abzubilden und als Grundlage für die Krankenanstaltenfinanzierung zu dienen. (http://www.kaz.bmg.gv.at/fileadmin/user_upload/Publikationen/lkf-broschuere_bmg_2010_end.pdf) ist die Datenqualität in dem System völlig ungeeignet auch nur die einfachsten Analysen zu ermöglichen.
Aus eigener Erfahrung kann ich beweisen, dass die übermittelten Daten im zweistelligen Prozentbereich von den wahren Zahlen differieren.
Jahrelang wurden, zuerst von der Vinzenz-Gruppe, dann auch von den öffentlichen Häusern Optimierungsprogramme befragt, welche Diagnose denn das meiste Geld einbringen und entsprechend kodiert.
(Bonmot: früher es für eine Gyn. Abteilung lukrativer eine Diabetikerin zu behandeln, die so nebenher entbunden wird, als eine Entbindung an einer Diabetikerin durchzuführen).
Inzwischen realisieren Länder, die sich in einer 15a Vereinbarung zur Übermittlung von epidemiologischen Daten verpflichtet haben, dass das derartig missbrauchte System dazu ungeeignet ist und appelieren plötzlich an die Ärzte doch nur mehr "richtig" zu codieren. Mühsam werden nun Selbstzahlerkataloge umkodiert um zu statistischen Daten zu kommen, nur leider hat halt jeder Betreiber und jedes Bundesland etwas andere Kataloge, ...
Deshalb benötigen wir noch mehr EDV-Unterstützung, die (trotz unterschiedlicher Anbieter im KAV, im AKH und am Wienerberg) Ärzteschaft und Pflege so ausbremsen, dass die Effizienz im Schnitt um mind. 20% sinkt.
Jahrelang wurden appeliert die "Bettenbelegung" zu maximieren und Abteilungen so lange gestrichen, bis es in einer Versorgungsregion - zumindest am Papier - nur mehr nahezu Vollbelegung gab, jetzt plötztlich ist die "Auslastung" nicht mehr so wichtig und es werden Projekte ausgerollt, um die "Liegedauer" zu reduzieren, bzw. überhaupt Tages- oder Wochenkliniken zu etablieren. Wiederum werden Maßnahmen empfohlen, Zahlen addiert, Birnen mit Äpfeln verglichen und wiederum negiert, dass jeder der aktuell in Mode gekommene Parameter von zig-anderen, oft unveränderbaren, in jedem Fall unterschiedlichen Parametern abhängt.
Das Medizinstudium und die Ärzteausbildung wird - seit ich mich erinnern kann - regelmäßig zum angeblich Besseren reformiert (und wie es sich mit der aktuellen Version gerade zeigt), ist letztendlich nur Spielball von Gesundheitspolitikern und Spitalsbetreibern, die sich keinen Deut um die Meinung deren interessieren, die seit Jahrzehnten auch noch wirklich mit und an Patienten arbeiten.
Noch hat es die Pflege und andere medizinische Berufe nicht begriffen, dass ihre scheinbare Aufwertung nichts anderes ist, als der Versuch die Lücken zu schliessen, die sich durch die Flucht der Ärzte aus dem System ergeben haben. Nur werden früher oder später auch diese Gruppen begreifen, dass sie nur verarscht werden und wir können schon wetten abschliessen, wer dann den Wählern eine Gesundheitsversorgung vorgaukeln wird.
Ich tippe auf die IT- Industrie und deren Fülle an Gesundheits-Apps und Expertensystem-basierten Online-Portalen ....
G’sund bleiben!