Flexitarier, Pescetarier, Vegetarier, Veganer… Die Liste der Begrifflichkeiten ist lang. Und jede von ihnen hat eine klare Definition. So ist genau festgelegt was wer isst oder nicht isst und in welcher Abstufung man sich sozusagen befindet. Doch was ist mit den Menschen dazwischen?
Gut, wer braucht schon Definitionen oder Begriffe? Ist doch sowieso alles viel zu einschnürend. Und bestärkt auch nur gängiges Schubladendenken.
Gerade in ethischen Diskussionen um das Thema Fleischkonsum gibt es unterschiedliche Ansichten wie eine Lösung in der Thematik angestrebt werden sollte. So sagen die einen man solle sich bedingungslos für eine vegane Lebensweise einsetzen. Denn nur das sei die einzig logische Konsequenz, wenn einem das Wohl von Tieren etwas bedeutet.
Und wieder andere sagen, dass es doch etliche Grauabstufungen gibt. Dass die Lösung dementsprechend in der Mitte zu finden sei.
Egal für welchen Standpunkt man sich nun einsetzt, der Autor Brian Kateman hat nun den Begriff „Reducetarianer“ ins Leben gerufen. Als solche versteht man folglich Menschen, die zwar keine Veganer oder Vegetarier sind, sich aber dennoch mit nachhaltiger Ernährung beschäftigen.
So leitet sich der Begriff vom englischen „reduce“ ab, was so viel wie reduzieren bedeutet. Im Grunde erklärt sich der neue Ernährungsbegriff damit schon praktisch von selbst. Denn anders als beim Vegetarismus oder Veganismus, geht es nicht darum Fleisch- oder Tierproduktekonsum gänzlich zu entsagen, sondern den Konsum dieser Produkte zu reduzieren.
Die Begründer der neuen Ernährungsform Brian Kateman und Tyler Alterman wollen mit ihrer Organisation, der Reducetarian Foundation, durch das Beschreiten eines Mittelweges dem Problem der Massentierhaltung entgegen wirken.
Statt gänzlichem Verzicht, bewusster Konsum
Reducetarianismus kann ein guter Ansatz sein, um gerade den Streitigkeiten, die in dieser Thematik gerne mal mitschwingen, entgegen zu wirken.
Das ist ja gerade oftmals der Dreh- und Angelpunkt. Der Aspekt des Verzichts. Von daher finde ich persönlich ist ein reduzierter Konsum eine gute Sache.
Davon abgesehen kann der Begriff des Reducetarianers nicht nur auf solche angewandt werden, die sich mischköstlich ernähren, sondern auch auf Pescetarier und Vegetarier.
Eben auf solche, die nicht in die sonstigen Begrifflichkeiten passen, sondern sich mehr im Mittelfeld bewegen. So können auch Veganer, die ab und an mal Käse essen ein vegan lebender Reducetarianer sein.
Ich finde den Inhalt, für was der Begriff und die dahinter stehende Bewegung steht sehr gut. Denn ich denke die Mehrzahl der Menschen hierzulande möchte genauso wenig Massentierhaltung unterstützen, wie man das als Veggie möchte. Doch nicht jeder möchte denselben Weg gehen.
Gerade bewusster Konsum kann ein guter Ausgangspunkt für Veränderung sein.
Denn auch weniger Fleischkonsum bedeutet schlussendlich weniger Fleischproduktion und damit einhergehend weniger Schlachtungen.
Kleine Schritte sind leichter zu gehen als große Sprünge zu machen
Während manche über Nacht zum Veganer werden, wäre das für manch andere zu viel auf einmal.
Reducetarianismus kann hierbei auch ein Weg hin zum Vegetarismus bzw. Veganismus sein. Denn nicht nur die Reduktion von Fleisch, sondern auch anderen Tierprodukten wie Milch und Eiern soll hierbei ermutigt werden.
Gerade manche Studien untermauern hierbei die Annahme, dass kleine Veränderungen oftmals positiver angenommen und auch umgesetzt werden, als das Fordern großer Sprünge. (Quelle, Quelle) Und wer bereits kleinere Veränderungen getätigt hat, ist schlussendlich auch eher bereit in Folge dessen irgendwann auch größere Veränderungen zu vollziehen.
So waren auch viele heutige Veganer vorher mal Vegetarier oder Pescetarier. Befanden sich somit also erst einmal in einer Zwischenstufe, bevor sie die volle Konsequenz hin zum Veganismus gegangen sind. Denn ein jeder von uns hat einmal einen Entwicklungsprozess durchlaufen, den wir, auch wenn wir als Veggies, die Welt heute manchmal anders sehen als früher, nicht vergessen sollten. Denn wir alle standen einmal genau da, wo unser Gegenüber, das wir zum Nachdenken anregen möchte, heute steht.
Insofern kann das Gehen kleiner Schritte die Motivation für größere Veränderungen fördern.
Reducetarianismus ist im Endeffekt nichts Neues. Denn im Grunde wird schon seit jeher zu einem reduzierten Fleischkonsum geraten. Allein die Ernährungsempfehlungen der DGE oder der WHO untermauern dies. Denn mit 60 kg Fleisch pro Kopf Verzehr jährlich konsumieren wir viel zu viel Fleisch. Und würde sich ein jeder von uns derart ernähren wollen, wie wir hier im Westen, wir bräuchten drei Erden.
Man kann sagen Reducetarianismus ist im Endeffekt ein Überbegriff zu dem, was schon lange empfohlen wird: Weg vom täglichen Fleischverzehr, hin zu bewusstem Konsum.
Das wo wir uns wohl alle einig sind, ist der Aspekt, dass Massentierhaltung nicht die Zukunft sein kann. Und dass wir alle nicht wollen, dass Tiere unnötig leiden.
Hierbei könnte ein reduzierter Konsum meiner Ansicht nach zu mehr Bewusstsein im Umgang mit Tierprodukten führen. Und auch der Thematik ihr Konfliktpotenzial entziehen. Oder wie seht ihr das?