Reden wir nicht drumherum: Es war ein Drecksjahr!

2012

Versöhnliche Worte zum Jahreswechsel?  Ein bisschen Harmonie zu den Festtagen? Ja, wieso denn? Und vor allem: Wie denn? Wenn die Demokratie abgeschafft wird, um “die Märkte” zu beruhigen, Spanien im Elend versinkt und “die Mitte” in Deutschland weiterhin ihren Arsch nicht hoch kriegt, um Bürgerrechte der anderen zu verteidigen, die auch ihre eigenen sind,verlangen Sie das besser nicht. Es war ein ausgesprochenes Drecksjahr: 2012 hatte so gar nichts Positives, daran gibt es nichts zu beschönigen. Das beweisen u.a. unsere Klickzahlen eindeutig.

Warum betreibt man einen Blog, der so viel Zeit, Arbeit und Nerven kostet, ohne einen einzigen Euro Einnahme? – Weil es sein muss!  Weil sich der kritische, investigative Journalismus in den bekannten Medien offensichtlich komplett erledigt hat. Deswegen braucht es das Gegengewicht. Keine “ausgewogene, objektive Berichterstattung”, die es sowieso noch nie gegeben hat, weil das schon allein durch Themenauswahl verhindert wird – nein, es braucht unmissverständliche Stellungnahmen zu den Ereignissen, eigene Analysen und mutige Sichtweisen, die Verteidigung der anderen Sicht, die nicht durch irgendwelche Lobby verwässert ist. Klingt wie Pathos? Macht nichts. Es ist unser einziger Beweggrund.

Auf die Zusammenfassung der politischen Geschehnisse des abgelaufenen Jahres verzichten wir gerne, weil das niemand besser kann als Urban Priol in diesem “Pflichtvideo”.

Wenn die Welt auch nur annähernd so wäre, wie sie sein sollte, würden wir über die besten Weine aus dem Ribera del Duero schreiben, über einen Ausflug quer durch das herrliche Andalusien und uns riesig darüber freuen, dass sich dafür zwei Dutzend interessierte Leser finden. Nur ist die Welt so leider nicht im Mindesten. Statt dessen verursachen Artikel über Krise, Krise, Krise, Protest, Sozialabbau, Sparprogramme, Kürzungen, Altersarmut und die Weltregierung Goldman Sachs eine Million gelesene Seiten in diesem Jahr. Es ist unmöglich, sich wirklich darüber zu freuen, zu einem der meistgelesenen deutschsprachigen Blogs zu avancieren, wenn das die Grundlage dafür sein muss.

Der Spagat eines Blogs zwischen Deutschland, das im Ausland inzwischen so beliebt ist wie nach dem Zweiten Weltkrieg, und einem Spanien, in dem täglich mehr Armut für viele Menschen das Leben unmöglich macht, ist oft alles andere als einfach. Statt dass “die Mitte der Gesellschaft” endlich den dicken Hintern aus dem Sofa nimmt, um die gemeinsamen Interessen der “kleinen Leute” zu verteidigen, wird jeden Tag mehr Zwietracht zwischen den Vökern gesät, nehmen die Schuldzuweisungen ständig zu. Alles nur deswegen, weil es die Mächtigen und ihre devoten Medien-Sklaven immer noch so einfach haben: “Schuld sind die anderen” – und die blökenden Schafe nicken nicht nur, sie schliessen sich auch noch zu gern dem Wutvortrag an. Gegen die verschwenderischen Griechen, die faulen Spanier und die dikatorischen Nazi-Deutschen.

2012/2

Verständlich bis zu eine gewissen Grad, weil es offensichtlich sehr schwierig ist, alles in Frage zu stellen, was seit Geburt die Bibel war. Deswegen werden wir, auch wenn es uns längst zum Hals heraus hängt, den Text “Wer ist schuld an der Krise?” noch ein paar hundert Mal verlinken müssen. Immer und immer wieder. Bis es allen anderen auch zum Hals heraus hängt und sie sagen: Ja, ist ja gut jetzt, es stimmt, da liegt der Knackpunkt. Erst wenn jeder diese Basis mindestens in Frage stellt und die so lächerlichen wie schädlichen und schändlichen Schuldzuweisungen endlich aufhören, werden wir über Weine und Andalusien berichten können.

Erst wenn Gauck nicht mehr sagen darf, es gebe “hier und da eine Wohlstandsdelle” in Europa, ohne dass ihm sofort die Schuhe der Zuhörer an die Stirn knallen; erst wenn die Bundesregierung einen Wohlstandbericht nicht mehr manipulieren kann, wie sie will, ohne dass es einen Aufstand gibt; erst wenn Rajoy Demonstranten nicht mehr prügeln lassen darf, ohne dass er auf der Stelle vor den Europäischen Gerichtshof gezerrt wird; erst wenn klar ist, dass “das Recht auf einen Arbeitsplatz”, dessen Bezahlung zwar zum Überleben aber keinesfalls zum Leben reichen kann, rein gar nichts mit Menschenrechten zu tun hat – erst dann werden wir Zeit haben für Weine und Andalusien.

Bis dahin braucht es jeden Tag aufs Neue eine erhebliche innere Kraftanstrengung, aus dem Bett aufzustehen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen, die schon längst nichts mehr mit dem geltenden Recht zu tun hat. Bis dahin werden wir weiter streiten müssen mit unseren Kommentatoren über Themen, die wir am liebsten gar nicht publizieren würden, wenn wir nicht müssten. Dieses Jahr hat viele Massstäbe gesetzt. Nach unten. Von EFSF über ESM bis Fiskalpakt, von asozialen Kürzungsprogrammen bis zum konsequenten und unverschämt offensichtlichen Abbau von Demokratie und Bürgerrechten. Die Bilanz ist desaströs, und 2013 verspricht keinerlei Besserung, wenn in Deutschland die Mäuse wieder Katzen wählen werden.

Dieser Blog ist sehr politisch und wird von sehr, sehr politischen Menschen gemacht. Diese Tatsache verbietet es uns ganz automatisch, Parteipolitiker zu sein. Weil wir die aktuelle, sogenannte “Parteien-Demokratie” nur als willfährigen Erfüllungsgehilfen eines längst komplett untauglichen Systems und “der Märkte” ansehen. Deswegen betrachten wir sogar Wählen inzwischen als unmoralischen Akt, egal wo das Kreuzchen gemacht wird: Wer daran teilnimmt, macht sich mit dem System gemein und unterstützt es unweigerlich. Wirkliche Veränderungen wird es erst geben können, wenn die Wahlbeteiligung bei fünf Prozent liegt und der geharnischte Protest alle Strassen und Plätze füllt. Das ist auch der Grund dafür, warum wir im Wahljahr 2013 in diesem Blog keinerlei Parteienwerbung zulassen werden, egal von wem, egal für welche Formation.

2013

Wir bedanken uns, allen falschen Themen zum Trotz, für Ihr Interesse in diesen zwölf Monaten, für Ihre mehr als 11.000 Kommentare und die Mühe, die Sie sich damit gegeben haben. Ihnen und uns wünschen wir ein gesundes und friedliches Jahr 2013, die nötige Gelassenheit, die täglichen Nachrichten ertragen zu können, und die tägliche Kraft für Initiative, Protest und die Weiterentwicklung derjenigen Ideen, die Gerechtigkeit für alle Menschen dieses Planeten befördern können. Vergessen Sie dabei unbedingt nicht, jeden Tag zu geniessen, so viel und so gut sie das können. Auch dafür gibt es Gründe genug.

Que tengan un año nuevo con salud, paz y la fuerza mental necesaria sin grandes sacrificios. ¡Ánimo, España, lo superaremos juntos a pesar de todo!


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