Beide sind Geschöpfe aus dem Axel-Springer-Hochhaus. Sie: die blaublütige Gattin eines ramponierten blaublütigen Politikers - er: ein drittklassiger Darsteller, der sich hin und wieder viertklassig als Regisseur betätigt. Sie: bejubelt als Jeanne d'Arc, die fehlende juristische Legitimität ihres Handels wegwischend - er: gefeiert als Regie-As, die Langatmigkeit und an einer Hand nicht mehr abzählbaren Schnitt- und Folgefehler (wie letztens im gelobten Streifen Kokowääh) ignorierend. Sie schiebt juristische Bedenken und demokratische Unvereinbarkeit ihrer TV-Sendung beiseite und nennt sie einen Meilenstein - er kennt keine Bedenken, Sexualstraftätern Menschenrechte abzuerkennen, die "keine Rechte mehr haben", wie er es vor einigen Monaten bei Betroffenheitsquassler Lantz formulierte.
Das sind zwei gefeierte Ikonen, geschätzte Vertreter bundesdeutscher Elite, die zueinandergefunden haben. Schweiger und Guttenberg zusammen gegen Kinderschänder. Er, der stammtischig-knorrige Radikalo, der mir nichts dir nichts einfach mal Menschenrechte aushebeln möchte - ein wenig Anleihen am Faschismus haben scheinbar noch nie geschadet, um als honoriges Mitglied der Gesellschaft zu gelten. Sie, das nasal-fistelige Stimmchen der bürgerlichen Mitte, als das sie keine Probleme damit hatte, Straftaten zu fingieren und zu ihnen zu ermutigen, um vermeintliche oder wirkliche Sexualstraftäter an den öffentlichen Pranger zu stellen - ein bisschen Show muß schon drin sein, wenn der Rechtsstaat gebeugt und zur Bespaßung aller pervertiert wird.
Der Kampf gegen den sexuellen Gebrauch von Kindern hat sich diese heilige Allianz auf den Wimpel geschrieben. Hierzu tourt Innocence in Danger durch deutsche Schulen. Aufklärung betreiben und so. Was zunächst ja nicht schlecht ist, wobei man sich fragen muß, ob es nicht ratsamer wäre, wenn Lehrer über dieses sensible Thema aufklärten. Die stehen ihren Schülern schließlich näher, könnten langfristig auf- und erklären, immer wieder darauf aufmerksam machen. Das sind lediglich rein praktische Bedenken. Inhaltliche Vorbehalte wären aber: Soll eine Organisation, deren namhaftesten Stimmen offenkundig antidemokratische Klänge anschlagen, die Kriminelle oder gar schon nur einer Straftat Beschuldigte von Menschenrechten exkludieren möchten, die juristische Praxis beugen, um Täter dingfest zu machen - soll eine solche Organisation in Schulen ausschwärmen? Sexuell aufklären und demokratisch verdummen? Damit unsere Kinder stark gemacht werden, wenn sie in Gefahr geraten, sexuell gebraucht zu werden - gleichzeitig aber schwächeln, wenn sie dabei zusehen, wie demokratische und rechtsstaatliche Mindeststandards hysterisch ausgeknipst werden?
Schweiger jedenfalls scheint sich der Hysterie bewusst zu sein, auch wenn er damals selbst hysterisch gemosert hat, als er vom Entzug der Menschenrechte fabulierte, es als Unart von Gutmenschen abtat, wenn man auch Kriminellen Rechte einräumt. Kinder manchmal unnötig Angst machen, so wird er gefragt, sei das denn richtig - das Risiko müsse man eingehen, antwortet er. Er weiß also von der Hysterie, nimmt sie aber wohlwollend hin. Angst ist indes immer ein schlechter Berater - wer Kinder mit Angst einlullt, der stärkt sie nicht, der macht sie schwach und ohnmächtig. Aber was ist von Gestalten zu erwarten, die offensichtlich so voller Furcht sind, dass sie auch den Rechtsstaat abmontieren würden, um ihre Angst in den Griff zu bringen? Wer Menschenrechte für humanistischen Tand hält, für etwas, was nicht jedem unveräußerlich zustehen sollte, der nimmt keine Position der Stärke ein - der enttarnt nur seine Angst, entlarvt seine Schwäche. Angst, wie gesagt, ist kein guter Berater; Verängstigte sind es daher auch nicht.
Wenn von den Medien gepuschte, aus der Elite stammende Rechtsstaatsverdrossene in Schulen stürmen, um dort aufzuklären, so kann die Absicht dahinter durchaus ein ernstes Anliegen sein. Doch dem Anspruch einer aufgeklärten Gesellschaft kann dieses Unterfangen nie gerecht werden. Leute, die mit Kopf ab!-Rhetorik heiligen Zorn versprühen, sind auf ihre ganz eigentümliche Art für Kinder gefährlich. Sie gehören nicht an Schulen, sondern hinterfragt.
Das sind zwei gefeierte Ikonen, geschätzte Vertreter bundesdeutscher Elite, die zueinandergefunden haben. Schweiger und Guttenberg zusammen gegen Kinderschänder. Er, der stammtischig-knorrige Radikalo, der mir nichts dir nichts einfach mal Menschenrechte aushebeln möchte - ein wenig Anleihen am Faschismus haben scheinbar noch nie geschadet, um als honoriges Mitglied der Gesellschaft zu gelten. Sie, das nasal-fistelige Stimmchen der bürgerlichen Mitte, als das sie keine Probleme damit hatte, Straftaten zu fingieren und zu ihnen zu ermutigen, um vermeintliche oder wirkliche Sexualstraftäter an den öffentlichen Pranger zu stellen - ein bisschen Show muß schon drin sein, wenn der Rechtsstaat gebeugt und zur Bespaßung aller pervertiert wird.
Der Kampf gegen den sexuellen Gebrauch von Kindern hat sich diese heilige Allianz auf den Wimpel geschrieben. Hierzu tourt Innocence in Danger durch deutsche Schulen. Aufklärung betreiben und so. Was zunächst ja nicht schlecht ist, wobei man sich fragen muß, ob es nicht ratsamer wäre, wenn Lehrer über dieses sensible Thema aufklärten. Die stehen ihren Schülern schließlich näher, könnten langfristig auf- und erklären, immer wieder darauf aufmerksam machen. Das sind lediglich rein praktische Bedenken. Inhaltliche Vorbehalte wären aber: Soll eine Organisation, deren namhaftesten Stimmen offenkundig antidemokratische Klänge anschlagen, die Kriminelle oder gar schon nur einer Straftat Beschuldigte von Menschenrechten exkludieren möchten, die juristische Praxis beugen, um Täter dingfest zu machen - soll eine solche Organisation in Schulen ausschwärmen? Sexuell aufklären und demokratisch verdummen? Damit unsere Kinder stark gemacht werden, wenn sie in Gefahr geraten, sexuell gebraucht zu werden - gleichzeitig aber schwächeln, wenn sie dabei zusehen, wie demokratische und rechtsstaatliche Mindeststandards hysterisch ausgeknipst werden?
Schweiger jedenfalls scheint sich der Hysterie bewusst zu sein, auch wenn er damals selbst hysterisch gemosert hat, als er vom Entzug der Menschenrechte fabulierte, es als Unart von Gutmenschen abtat, wenn man auch Kriminellen Rechte einräumt. Kinder manchmal unnötig Angst machen, so wird er gefragt, sei das denn richtig - das Risiko müsse man eingehen, antwortet er. Er weiß also von der Hysterie, nimmt sie aber wohlwollend hin. Angst ist indes immer ein schlechter Berater - wer Kinder mit Angst einlullt, der stärkt sie nicht, der macht sie schwach und ohnmächtig. Aber was ist von Gestalten zu erwarten, die offensichtlich so voller Furcht sind, dass sie auch den Rechtsstaat abmontieren würden, um ihre Angst in den Griff zu bringen? Wer Menschenrechte für humanistischen Tand hält, für etwas, was nicht jedem unveräußerlich zustehen sollte, der nimmt keine Position der Stärke ein - der enttarnt nur seine Angst, entlarvt seine Schwäche. Angst, wie gesagt, ist kein guter Berater; Verängstigte sind es daher auch nicht.
Wenn von den Medien gepuschte, aus der Elite stammende Rechtsstaatsverdrossene in Schulen stürmen, um dort aufzuklären, so kann die Absicht dahinter durchaus ein ernstes Anliegen sein. Doch dem Anspruch einer aufgeklärten Gesellschaft kann dieses Unterfangen nie gerecht werden. Leute, die mit Kopf ab!-Rhetorik heiligen Zorn versprühen, sind auf ihre ganz eigentümliche Art für Kinder gefährlich. Sie gehören nicht an Schulen, sondern hinterfragt.