Ready Player One
6Sci-FiMit der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Ernest Cline huldigt Regielegende Steven Spielberg die Popkultur der letzten 40 Jahre, vergisst aber dabei eine spannende Geschichte mit Tiefgang zu erzählen.
Das Jahr 2045 zeichnet ein trostloses Zukunftsbild der Erde, worin ein Großteil der Menschen in den slumähnlichen Stacks ein Schattendasein fristet. Um ihrem düsteren Alltag zu entfliehen, verbringen sie die meiste Zeit in der virtuellen Realität der OASIS, wo ihnen unendliche Möglichkeiten offen stehen. Als ihr Erfinder James Halliday (Mark Rylance) eines Tages verstirbt, offenbart er der Welt, dass er irgendwo innerhalb seiner Schöpfung ein Easter Egg versteckt hat, das dem Finder die Kontrolle über die OASIS und großen Reichtum bescheren soll. Um an das Artefakt der Begierde zu gelangen, müssen die Spieler, zu denen auch der Junge Wade Watts (Tye Sherdidan) zählt, allerdings zuerst in einem rasanten Wettstreit gegeneinander antreten und drei Schlüssel ihr Eigen nennen. Obendrein bekundet auch der zwielichtige Konzern IOI sein Interesse und die Jagd beginnt.
Die Eröffnung des Films gestaltet sich recht vielversprechend, da Spielbergs Stammkameramann Janusz Kaminski die dystopische Zukunft mit Hilfe von dreckigen Bildern und dynamischen Kamerafahrten über die Stacks einfängt. Diese ersten Minuten sind so stimmig, dass man sofort mehr über die Ausgangssituation der Welt erfahren möchte. Leider verwehrt das Werk dem interessierten Zuschauer den erweiterten Blick aufs Ganze und beschränkt sich lediglich auf die Stadt Columbus in Ohio. Obwohl die OASIS scheinbar ein weltweites Phänomen zu sein scheint, befinden sich die Ingame-Gefährten von Wade, wie es der Zufall so will, allesamt in seiner näheren Umgebung, was dieses eingeengte Gefühl weiter verstärkt. Der Großteil der Handlung spielt sich allerdings in der virtuellen Realität ab, die durch ihre umfangreichen Ideen und den visuellen Glanz punkten kann. Die zahlreichen popkulturellen Referenzen aus Musik, Videospielen oder Filmen prasseln nur so auf das Publikum ein und ermüden nach den ersten Aha-Momenten doch ziemlich schnell. Für Kenner hält der Mittelteil wiederum einen audiovisuellen Leckerbissen bereit, dessen Sogwirkung lange nach dem Kinobesuch nachhallen dürfte. Des Weiteren verpasst es der Film vollkommen, spannende Fragestellungen in Bezug auf das Abgleiten in virtuelle Welten aufzuwerfen. Die abschließende Moralkeule wirkt da eher deplatziert und überzeugt in keinster Weise.
Spielberg versteht es, wie so oft, unverbrauchten Gesichtern mit seinen ambitionierten Projekten eine Plattform zu bieten. Die Schauspielriege wird von Tye Sheridan und Olivia Cooke angeführt, die ihre Rollen im Bereich des Möglichen ausfüllen. Wirklich mitfiebern kann man mit ihren Charakteren jedoch nicht und die Liebesbeziehung der Figuren weckt keine nennenswerte Gefühlsregung. Ben Mendelsohn bemüht sich mit seiner Verkörperung des Konzernbosses Nolan Sorrento ebenso redlich, doch auch er ist am Ende nur ein austauschbarer Antagonist, wie man ihn bereits aus anderen Werken kennt. Im Gegensatz dazu überzeugt Mark Rylance als schrulliger Programmierer James Halliday auf ganzer Linie und die junge Lena Waithe entpuppt sich als wahre Entdeckung mit Sympathiefaktor.
Die Optik innerhalb der OASIS ist an den visuellen Stil von Videospielen angelehnt und weist einen gewissen Grad an Künstlichkeit auf, der aber aufgrund des Settings zu keinem Zeitpunkt störend auffällt. Avatare wie Parzival oder Art3mis werden von ihren Schauspielern per Performance Capture zum Leben erweckt und interagieren folglich glaubhaft mit ihrer virtuellen Umwelt. Des Weiteren sorgen die spektakulär inszenierten Actionsequenzen oder nostalgisch behafteten Stücke der 70er und 80er für gute Laune. Unterstützend kommt außerdem der Score von Alan Silvestri zum Einsatz, der es in den richtigen Momenten versteht, die Kenner gewisser Werke auch musikalisch abzuholen.
Trotz des enormen Potenzials der vorliegenden Prämisse stellt Ready Player One lediglich ein seichtes Science-Fiction-Abenteuer dar, das zumindest durch seine opulente Inszenierung und fesselnde Action in Verbindung mit dem nostalgischen Soundtrack Spaß macht. Das stumpfe Abhaken von popkulturellen Figuren, die zum Großteil uninteressanten Charaktere und das Fehlen der kritischen Auseinandersetzung mit der Thematik verwehren dem Film schlussendlich aber den Status eines zeitlosen Spielberg-Klassikers.
Regie: Steven Spielberg, Drehbuch: Zak Penn, Ernest Cline (basierend auf seinem Roman), Darsteller: Tye Sheridan, Olivia Cooke, Lena Waithe, Mark Rylance, Ben Mendelsohn, Simon Pegg, T.J. Miller, Filmlänge: 140 Minuten, Kinostart: 06.04.2018