Raubkopierer sind Verbrecher. Aber manchmal ist das auch egal: In der Berliner Zeitung war in der Wochenendausgabe auf der Titelseite die rührselige Geschichte eines unverbesserlichen Raubkopierers zu lesen. Der 92-jährige, der jeden Tag zig Raubkopien anfertigt, sich durchaus bewusst, dass er mit seinem Tun gegen US-Recht verstößt. Trotzdem wird er in Ruhe gelassen: Er fertigt die Raubkopien von beliebten Hollywood-Streifen ja nicht aus Spaß an der Freud an, sondern um seinen patriotischen Gefühlen Ausdruck zu verleihen: Die Empfänger der selbst gebrannten DVDs sind nämlich US-Soldaten im Auslandseinsatz. Die Filme sollen die Soldaten in Gefechtspausen auf andere Gedanken bringen. Da drücken die gestrengen Gesetzeshüter schon mal ein Auge zu.
Derzeit gehen die raubkopierten Filme vor allem nach Afghanistan, davor lieferte er auch in den Irak. Die Kosten für die Rohlinge und den Versand trägt der Senior, ein ehemaliger Börsenmakler, selbst. Seine Freunde nennen den Veteran, der selbst am 2. Weltkrieg teilgenommen hat, anerkennend “Big Hy”. Nach dem Tod seiner Frau im Jahr 2003 begann Big Hy die neuesten Kinohits auf der Straße zu kaufen und Kopien davon zu versenden. Im Internet hatte Strachman eine Seite gefunden, auf der die Soldaten schrieben, über was sie sich während ihres Einsatz am meisten freuen würden – dazu gehörten die neuesten Kinohits, um sich in der Freizeit abzulenken. Big Hy beschaffte die gewünschte Filme – und die Empfänger waren begeistert.
Inzwischen verbringt er den größten Teil seiner Zeit damit, DVDs zu vervielfältigen. Früher benutzte der New Yorker dafür einen herkömmlichen PC; inzwischen hat er eine Vervielfältigungs-Maschine angeschafft, die mehrere hundert Discs pro Tag schafft. Etwa 30.000 US-Dollar hat der Senior schon in dieses eigenwillige Hobby investiert.
Die US-Unterhaltungsindustrie lässt den greisen Raubkopierer offenbar gewähren – obwohl ihnen das Treiben des eifrigen Rentners nicht unbedingt gefällt. Ein Sprecher der Motion Picture Association of America erklärte gegenüber der New York Times: “Wir sind dankbar, dass die von uns produzierte Unterhaltung jene erfreut, die weit weg von zuhause sind.” Strachman selbst versichert, dass er keine einzige Filmkopie für sich behalten würde und jede Masterdisc umgehend vernichtet. Er sagt selbst: “Was ich da tue, ist eigentlich nicht richtig”. Wenn er jünger wäre, müsste er wohl in den Knast.
Schätze, da hat er verdammt recht.