Wir wissen heute mehr über die Vielfalt des Menschlichen als noch in den muffigen 50ern. Da ist der fortdauernde diskrete Rassismus in den Medien besonders ekelhaft.
Beispielhaft der bösartige Nachruf des Welt-Autors Jan Küveler auf den Fassbinder-Schauspieler Günther Kaufmann, Kind eines schwarz-amerikanischen Soldaten und einer autochtonen Münchnerin. Küveler verhöhnt darin den “einzigartigen Schauspieler” Kaufmann als “Faktotum des deutschen Films”: Wird schon keiner so genau wissen, was mit dem altmodischen, Bildungsbürgerlichkeit markierenden Wort Faktotum gemeint ist.
Wie er darauf kommt, erklärt er nicht. Erhellend ist daher, dass er Kaufmann eine Beziehung zu Fassbinder unterstellt, obwohl Kaufmann dies in einem Interview ausdrücklich abgestritten hatte. Der Begriff Faktotum suggeriert Nähe zur sexualisierten Dienstbarkeit, Abhängigkeit von Macht, in der Regel männlicher Macht, die Negation eigener Kompetenz. Das ist besonders bitter angesichts des schwierigen Lebens von Kaufmann, dessen Lebenslauf als “weißer Neger” im Deutschland mit Sicherheit von Ausgrenzung geprägt war. Und beschämend für uns alle, die wir es eigentlich besser wissen müssten.