Habe ich nicht neulich noch vom sterbenden Genre des Western gesprochen? Hollywood reagiert mal wieder super schnell und beweist, dass Western noch lange nicht tot sind und sich sogar eignen, einen knuddeligen CGI-Film im Land der untergehenden Sonne an zu siedeln.
Unser Held ist eine Kreuzung aus Chamäleon und Gecko und lebt zufrieden in seinem Terrarium zusammen mit kopfloser Barbie, Plastepalme und Aufziehfisch. Mit dieser Truppe hat er schon zahlreiche erfolgreiche Theater- und Musicalinszenierungen realisiert und die Proben für den neuesten Streich sind in vollem Gange. Da geschieht das Unglück und die Echse fällt in ihrem Glaskasten aus dem fahrenden Auto auf die Straße. Nach kurzer Orientierung und der stürmischen Bekanntschaft mit einem Habicht, kommen wir in Dreck an. Ein kleines Städtchen mitten in der Wüste, dessen Einwohner unter chronischem Wassermangel leiden. Das wirkt sich auch auf deren Gemütszustand aus und irgendwie sind die Leute von Dreck alle bekloppt. Unser Held sieht hier allerdings die Chance seines Lebens. Er nennt sich ab sofort Rango, der Furchtlose, der die gefürchteten Jenkins-Brüder mit nur einer Kugel getötet hat und dessen Bruder Klapperschlangen-Jake heißt. Rango ist der Held, der Recke, der Draufgänger, den Dreck braucht. Rango wird sie alle fertig machen und ihnen das Wasser bringen. Doch natürlich haben ein paar böse Jungs ganz andere Pläne.
Gore Verbinski war für mich immer ein typischer Marionettenregisseur. Er war der Regisseur der „Fluch der Karibik“-Filme, hinter denen ein ganz anderer Name meistens viel größer steht. Im Schatten eines Superproduzenten, wie Jerry Bruckheimer, bleibt einem natürlich nicht viel Raum zur kreativen Entfaltung. Klar, dass auch der Ruhm entsprechend verteilt wird und niemand so richtig weiß, wer zum Teufel eigentlich Gore Verbinski ist. Allerdings hat er vor seiner Piratenphase „Das Ritual“ und „Mäusejagd“ gemacht - zwei Filme, die man getrost vergessen kann – und „The Mexican“ und „Ring“ - zwei Filme, die man eigentlich auch vergessen kann, die aber zumindest vom handwerklichen Aspekt sehr interessant und durchaus gelungen sind. Sie zeigen zumindest, dass Verbinski auch ohne Megaproduzenten im Rücken arbeiten kann und funktionierende Filme auf die Beine stellen kann. „Rango“ zitiert nun ganz frech alle möglichen anderen Filme, zelebriert das Westerngenre mit so viel Freude und Enthusiasmus, dass John Wayne die Tränen kommen würden, spielt mit einer lockeren Mischung aus Disneyromantik und Tarantino-Shoot-Out mit den Gefühlen und Emotionen der Zuschauer und wendet obendrein noch ein absolut innovatives Arbeitsverfahren an. Die Schauspieler Johnny Depp und Isla Fisher, die den Hauptfiguren ihre Stimmen leihen, haben im Studio die einzelnen Szenen wirklich gespielt, nur dass eben nicht das Bild, sondern der Ton aufgenommen wurde und die Animationen den entsprechenden Stimmungen nachträglich angepasst wurde. Nur kurz zur Erläuterung: Bei uns stehen die Synchronsprecher vor einem Bildschirm und achten auf die Lippenbewegung der zu synchronisierenden Probanden. Dabei gehen sie Satz für Satz vor und oft interagieren sie Sprecher nicht mal miteinander, wenn sie Dialoge sprechen sollen.
„Rango“ ist durch und durch gelungen. Die Geschichte ist packend und sogar spannend. Die Figuren sind sehr ulkig, wirken aber nicht aufgesetzt. Die ganze Ästhetik ist schmutzig und hat einen sehr realistisch aussehenden Used-Look. Technisch ist alles auf dem neuesten Stand und die animierten Landschaften und Fahrzeuge sehen unglaublich echt aus. „Rango“ beweist, dass man die Kreativität nicht einpacken muss, nur weil man den Film am Computer macht. Die Story muss eben nicht computeranimiert sein.
Rango (USA, 2011): R.: Gore Verbinski; OVA.: Johnny Depp, Isla Fisher, Bill Nighy, u.a.; M.: Hans Zimmer; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Unser Held ist eine Kreuzung aus Chamäleon und Gecko und lebt zufrieden in seinem Terrarium zusammen mit kopfloser Barbie, Plastepalme und Aufziehfisch. Mit dieser Truppe hat er schon zahlreiche erfolgreiche Theater- und Musicalinszenierungen realisiert und die Proben für den neuesten Streich sind in vollem Gange. Da geschieht das Unglück und die Echse fällt in ihrem Glaskasten aus dem fahrenden Auto auf die Straße. Nach kurzer Orientierung und der stürmischen Bekanntschaft mit einem Habicht, kommen wir in Dreck an. Ein kleines Städtchen mitten in der Wüste, dessen Einwohner unter chronischem Wassermangel leiden. Das wirkt sich auch auf deren Gemütszustand aus und irgendwie sind die Leute von Dreck alle bekloppt. Unser Held sieht hier allerdings die Chance seines Lebens. Er nennt sich ab sofort Rango, der Furchtlose, der die gefürchteten Jenkins-Brüder mit nur einer Kugel getötet hat und dessen Bruder Klapperschlangen-Jake heißt. Rango ist der Held, der Recke, der Draufgänger, den Dreck braucht. Rango wird sie alle fertig machen und ihnen das Wasser bringen. Doch natürlich haben ein paar böse Jungs ganz andere Pläne.
Gore Verbinski war für mich immer ein typischer Marionettenregisseur. Er war der Regisseur der „Fluch der Karibik“-Filme, hinter denen ein ganz anderer Name meistens viel größer steht. Im Schatten eines Superproduzenten, wie Jerry Bruckheimer, bleibt einem natürlich nicht viel Raum zur kreativen Entfaltung. Klar, dass auch der Ruhm entsprechend verteilt wird und niemand so richtig weiß, wer zum Teufel eigentlich Gore Verbinski ist. Allerdings hat er vor seiner Piratenphase „Das Ritual“ und „Mäusejagd“ gemacht - zwei Filme, die man getrost vergessen kann – und „The Mexican“ und „Ring“ - zwei Filme, die man eigentlich auch vergessen kann, die aber zumindest vom handwerklichen Aspekt sehr interessant und durchaus gelungen sind. Sie zeigen zumindest, dass Verbinski auch ohne Megaproduzenten im Rücken arbeiten kann und funktionierende Filme auf die Beine stellen kann. „Rango“ zitiert nun ganz frech alle möglichen anderen Filme, zelebriert das Westerngenre mit so viel Freude und Enthusiasmus, dass John Wayne die Tränen kommen würden, spielt mit einer lockeren Mischung aus Disneyromantik und Tarantino-Shoot-Out mit den Gefühlen und Emotionen der Zuschauer und wendet obendrein noch ein absolut innovatives Arbeitsverfahren an. Die Schauspieler Johnny Depp und Isla Fisher, die den Hauptfiguren ihre Stimmen leihen, haben im Studio die einzelnen Szenen wirklich gespielt, nur dass eben nicht das Bild, sondern der Ton aufgenommen wurde und die Animationen den entsprechenden Stimmungen nachträglich angepasst wurde. Nur kurz zur Erläuterung: Bei uns stehen die Synchronsprecher vor einem Bildschirm und achten auf die Lippenbewegung der zu synchronisierenden Probanden. Dabei gehen sie Satz für Satz vor und oft interagieren sie Sprecher nicht mal miteinander, wenn sie Dialoge sprechen sollen.
„Rango“ ist durch und durch gelungen. Die Geschichte ist packend und sogar spannend. Die Figuren sind sehr ulkig, wirken aber nicht aufgesetzt. Die ganze Ästhetik ist schmutzig und hat einen sehr realistisch aussehenden Used-Look. Technisch ist alles auf dem neuesten Stand und die animierten Landschaften und Fahrzeuge sehen unglaublich echt aus. „Rango“ beweist, dass man die Kreativität nicht einpacken muss, nur weil man den Film am Computer macht. Die Story muss eben nicht computeranimiert sein.
Rango (USA, 2011): R.: Gore Verbinski; OVA.: Johnny Depp, Isla Fisher, Bill Nighy, u.a.; M.: Hans Zimmer; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Rezensionen On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.