Ein paar Fotos vom Wochenende. Zwei paar neue Schuhe. Und ein Text, der mich berührt.
Regennacht
Glaub es mir einfach... und jetzt lass uns gehen.
Es sind die einfachsten Dinge, die mir nicht aus dem Kopf gehen wollen. Die braunen Haarlocken, morgens auf dem Kissen neben mir. Teilweise in meinen Mund gerutscht, während wir schliefen und ich öfters, als ich sollte, neben dir mit offenem Mund schnarchte.
Die Hausschuhe mit den Bärenohren, die eigentlich nur Kinder tragen. Und dieser Farbfleck vom Streichen an der Seite, den du niemals versuchtest, rauszuwaschen.
Die kleine Narbe an der Oberlippe, schon seit der Kindheit dagewesen. Eine ganz kleine Linie, aber genug um mich festzuhalten, weil sie mir sagt, dass es deine Lippen sind.
Das Naseputzen vor dem Einschlafen. Jede Nacht. Aufsetzen, Nase laut putzen, so laut es geht, dann zurücklehnen. Dann hinlegen. Deinen Kopf auf meine Brust.
Die Regentropfen an unseren Fenstern, egal ob bei dir oder bei mir. Wie sie Diagonalen an die Scheiben malen, langsam aber immer weiter. Und dann der Geruch, der durch das Fenster zu uns zieht, während wir auf dem Bett liegen und unseren Tag herrlich vergeuden.
Das Lesen der Verpackungen. Beim Frühstück, wie du das Marmeladenglas nimmst und alles liest, was darauf steht. Oder auf der Müslibox. Und wie du nichts dazu sagst, wenn ich darüber lachen muss.
Deine Hand, wenn du die Zigarette hältst. Ganz leicht angewinkelt, aber gerade genug, damit ich weiß, dass niemand sonst auf der Welt jemals so eine Zigarette gehalten hat wie deine. Eine Hand zum Festhalten.
Dein Haarband am Arm, genau über dem Handgelenk. Abends beim ins Bett Gehen drumgemacht. Morgens nach dem Aufstehen wieder weg, und ins Haar. Und dann, wie du es jedes, aber auch jedes Mal verlierst, wenn du einfach nur so im Bett liegst. Jedes Mal.
Deine blauen Flecken an den Beinen oder am Arm. Und dein eigenes Erstaunen, wenn du sie findest und selbst nicht weißt, wo du denn jetzt schon wieder gegen getapert bist. Wie ein blinder Bär tollst du durch deine Wohnung.
Deine Ruhe bei den schwierigsten Fragen. Dein Wissen. Dein Wille und Wunsch, das Leben ganz zu leben, auch das falsche, mutige, freche und verlotterte.
Wenn du auf die Frage nach dem Warum nur ein "Darum" sagst, gerade weil du genau weißt, wie sehr mich dieses Wort als Antwort nervt.
Dein Gang. Niemand geht so über die Bürgersteige dieser Stadt wie du, immer zeigen die Füße leicht nach außen. Du bemerkst es nie, falls du es jemals bemerkt hast, lässt du es dir nicht anmerken. Niemand kann so elegant gehen, obwohl er dauernd stolpert.
Deine Angst zu entscheiden. Egal, um welche Entscheidung es geht, es könnte die Falsche sein. Also schiebst du alles auf oder entscheidest dich viel zu schnell für das, was dann falsch war. Sagst du. Dabei tust du wohl viel öfter das Richtige als ich.
Die einfachsten Dinge scheinen mir heute Nacht die einzigen Dinge, die mir für immer bleiben werden. Du glaubst nicht an die Worte "Für Immer", das weiß ich. Du hast vielleicht nie an sie geglaubt.
Aber heute Nacht sehe ich, dass "Für Immer" eines der einfachen Dinge für mich ist. Wenn ich nur daran glaube. Solange die einfachsten Dinge bleiben, bleibst auch du. In mir, ich verspreche es dir, falls du doch einmal Sehnsucht nach ein Stück "Für Immer" haben solltest...
"Ich glaube dir kein Wort..." höre ich dich in meinem Kopf sagen, als wir über die Bürgersteige dieser Stadt gehen, und es regnet und ich dir sage, dass es gleich aufhören wird... Heute Nacht regnet es wieder und ich bin draußen unterwegs. Alleine. Deine einfachsten Dinge habe ich bei mir.
Glaub es mir einfach... und jetzt lass uns gehen. _____________________________________________________________________________________
Der Text ist nicht von mir. Sondern auf neon.de veröffentlicht worden. HIER könnt ihr ihn finden.