Es sollten die ersten Oscars werden, an denen ich am Folgetag nicht frei hatte und mich ohne den nötigen Schönheitschlaf zur Arbeit begeben musste. Aber so etwas nehme ich gerne in kauf. Immerhin ist es Oscar-Time, die größte Filmpreis Verleihung überhaupt und irgendwie immer ein gigantisches Spektakel. Nach einem grandiosen Intro geht es mit den zwei politisch korrekten Jungdarstellermoderatoren auch schon los…und es folgt die wohl langweiligste Eröffnungsrede aller Zeiten. Bereits hier wusste ich: Von den beiden sollte ich an diesem Abend nicht zu viel erwarten. Anne Hathaway noch wenigstens einigermaßen bemüht, war James Franco DIE Schlaftablette schlechthin! Schade, denn mit etwas mehr Humor wäre das ganze viel lockerer und glaubwürdiger über die Bühne gegangen. Bitte nächstes Jahr Kirk Douglas als Moderator! Dazu aber später mehr.
Nach einiger Zeit und einigen Oscars später kam es zum Highlight der Show: Kirk Douglas! Der 94 Jährige stahl an diesem Abend in Sachen Ausstrahlung, Würde und Witz restlos allen die Show! Er überreichte den ersten Oscar in den „großen“ Kategorien und zwar in diesem Fall Best Performance by an Actress in a Supporting Role. Bereits zu diesem Zeitpunkt hätte man mich im Fall eines Gewinns von Hailee Steinfeld für ihre Rolle in True Grit glücklich machen können. Ein absolut bezauberndes, junges Mädchen, mit einer total natürlichen Ausstrahlung das mit ihren 14 Jahren ein absoluter Showstealer im neusten Streifen der Coen Brüder war. Ich hoffe sie wird ihr großes Talent richtig nutzen und nicht in diversen 0815 Teenager Komödien unter gehen. Letztendlich gewann jedoch Melissa Leo für ihre Rolle in The Fighter den Award. Na gut, natürlich hätte ich mich über Hailee mehr gefreut, jedoch hat diese noch genügend Zeit und Melissa’s Rolle der dominanten Mutter in The Fighter ist ohne wenn und aber einen Oscar wert.
Nachdem Christian Bale aka Der Bart nun auch endlich seinen Oscar gewonnen hatte, kam es zu Best Performance by an Actress in a Leading Role, der Oscar Olymp aller Hauptdarstellerinnen…jedoch mehr als nur etwas vorhersehbar. Natalie Portman hatte ja bereits im Vorfeld so gut wie jeden Preis für Black Swan abgeräumt und es hätte mit dem Teufel zugehen müssen, wenn sie nicht schlussendlich auch den Oscar überreicht bekommt…was auch zurecht geschah. Neben Frau Portman hätte ich mich ebenfalls sehr für Jennifer Lawrence in Winter’s Bone gefreut, welchen ich btw für einen der besten Filme des letzten Jahres befinde. Jedoch hätte es wahrhaftig niemand mehr verdient als Natalie, die sich wahrhaftig die Seele aus dem Leib gespielt hat und die Performance ihres Lebens geboten hat. Nach einer sehr geschauspielerten Rede mit dem ein oder anderen Tränchen verabschiedete sich die Oscar Gewinnerin auch schon wieder. An dieser Stelle möchte ich ein kurzes Zitat einfügen: „Wenn Natalie während ihrer Dankesrede statt dem Baby ein großes Ei gelegt hätte, wäre alles verziehen gewesen.“
Best Performance by an Actor in a Leading Role war an der Reihe und hier war ich mir relativ unsicher wer den Preis mit nach Hause nehmen würde. Etwa Jeff Bridges für seine Rolle des alten, trinkenden US Marshall in True Grit? James Franco als einarmiger Bandit in 127 Hours? Jesse Eisenberg als Facebook Gründer Mark Zuckerberg in The Social Network? Javier Bardem als kranker Kleinstadtgangster in Biutiful? Nein! Sie alle sollten verblassen gegen den stotternden König himself, Colin Firth. Mit seiner überaus authentischen und Glaubwürdigen Rolle in The King’s Speech holte dieser zurecht den Oscar in dieser Prestigeträchtigen Kategorie. Ein überaus sympathischer Mann der mit seinem starken Englischen Akzent seine Dankesrede nicht stotternd zu ende brachte.
Das große Finale sollte, wie es einem großen Finale nun einmal gebührt, am großen Finale stehen. Best Motion Picture of the Year wurde von Steven Spielberg überreicht. Eine vielzahl von großen Filmen sammelte sich auf der Liste der nominierten Filme wie z.B. Winter’s Bone, Black Swan, The Fighter, Toy Story 3 oder The Social Network. Doch auch sie alle sollten im Schatten eines Films stehen: The King’s Speech! Das Historiendrama über den stotternden König Englands, der seine Nation durch den ausbrechenden Krieg mit Deutschland beruhigen muss gewann nun also auch den größten Preis der Filmindustrie und ist somit der repräsentativste Film der Traumfabrik Hollywood. Somit geht eine recht langweilige, unspektakuläre und anstregend anzuschauende Oscar Verleihung zu ende. In den großen Kategorien stimme ich der Academy zum größten Teil zu, in kleineren Angelegenheiten wie z.B. Best Foreign Language Film of the Year oder Best Documentary Feature dagegen überhaupt nicht! (Wo wir gerade bei Best Foreign Language Film of the Year sind: schaut euch unbedingt Dogtooth, den Griechischen Nominierten dieser Kategorie an!) Ich hoffe zutiefst, das ich im nächsten Jahr wieder besser unterhalten werde und ich somit auch auch wieder mehr Spaß an der Verleihung haben kann, denn dieses Jahr ähnelte die Verleihung eher einer Quälerei als einer glamourösen Preisverleihung.