Rambo und der blaue Reiter (3)

Um es kurz zu machen: ich habe keine Ahnung, wie es mit Rambos Date ausgegangen ist. Ich habe mich konsequent geweigert, die Tür zu öffnen, wann immer ich Rambo davor wähnte. Wahrscheinlich war es aber nicht so der Erfolg, etwas anderes kann ich mir einfach nicht vorstellen. Zudem sah ich neulich mal wieder einen Blondie-Verschnitt in Richtung seiner Wohnung wackeln – und die sah nicht so aus, als würde sie öfter ins Museum gehen. Eher auf den Strich, aber sowas Gemeines würde ich nie sagen sondern höchstens mal denken, und das auch nur mit schlechtem Gewissen.

Bedenklicher war eher, was ich noch durch Willi zu erleiden hatte. Ich hatte mich gerade nach einem Spätdienst auf der Intensivstation umgezogen. Ich war halbwegs pünktlich, die Uhr zeigte 20 Schläge, besser als nichts. Zügig ging ich zum Ausgang, ich hatte noch was vor. Plötzlich sah ich zwei Gestalten vor mir auftauchen, eine davon war mir leider nur zu gut bekannt.
“Aaaaaaaannnnnnnaaaa!”, rief Willi ganz außer Atem. Ich beschloss, ihn nicht gesehen und nicht gehört zu haben und rannte stoisch weiter Richtung Klinikausgang. Willi leider war sehr beharrlich und rannte mit einer Geschwindigkeit, die ich ihm nicht zugetraut hatte, hinter mir her. Kurz vor der Tür hatte er mich eingeholt und griff mein Handgelenk.
“Anna, jetzt warte doch mal, wo willst du denn hin?”
“Willi… du noch immer hier?”, tat ich überrascht.
“Ja, ich habe auf dich gewartet… Also, ich wollte mich bei dir bedanken, weil du immer so viel für mich tust…”
“Was bitte?” Ich verstand kein Wort. Willi und Dankbarkeit?
“Ja… Also, heute würde mir gut passen, wir könnten zu dem Italiener in der Altstadt gehen… Weißt schon, L’Osteria…”
Das war allerdings ein Angebot… die beste Pizza der Stadt und ich hatte eh nichts zu essen zu Hause. Eigentlich wollte ich ja noch einkaufen gehen, aber das würde jetzt eh nichts mehr werden. Dafür müsste ich nur etwa eine Stunde lang Willi ertragen, aber ich ertrug ihn eh schon acht Stunden pro Tag, da kam es auf die Stunde wohl auch nicht mehr an…
“Ok!”, sagte ich nach einigem Abwägen. Willi strahlte.
“Ehrlich? Das ist ja super! Es kommt noch ein Freund von mir mit…” Willi sah sich suchend um. Sein Begleiter kam daraufhin mit strammem Schritt auf mich zu. Er trug einen grauen Dreiteiler, war auffällig blass, dünn und trug einen mickrigen Flaum über der Oberlippe. Er war mir von Grund auf unsympathisch, seine Borniertheit sprach schon aus der Art, wie er mir zur Begrüßung die Hand reichte. “Theobald von Weilersheim!” näselte er, während seine Hand wie ein toter Fisch in meiner lag. Angewidert schüttelte ich mich diskret. Moment – wie war das? THEOBALD? DER DIAKON?

Wütend sah ich Willi an. Der guckte nur unschuldig in die Luft…

 


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