Rambo und der blaue Reiter (1)

Es klingelte an der Tür. Dort stand, zu meiner Überraschung, Rambo.
“Ich brauche Geld.”
“Ach was?”, fragte ich erstaunt. “Das trifft sich gut, ich nämlich auch.” Ich hielt ihm Ivan entgegen. “Der frisst mir noch die Haare vom Kopf. Er wünscht jetzt teures Gourmet-Bio-Katzenfutter zu sieben Euro die Dose. Was anderes isst er nicht. Und drei Mal die Woche Thunfisch. Fangfrisch und nicht älter als sieben Stunden, denn das merkt er genau. Frag mich jetzt nicht, wie ich es schaffe, drei Mal in der Woche frischen Fisch zu kaufen. Und Vegetarier bin ich auch! Ich finde, du solltest Unterhalt zahlen!”
Rambo würdigte Ivan, der bei der Erwähnung der Worte “fangfrisch” und “Thunfisch” wie auf Kommando zu schnurren anfing, keines Blickes.
“Ich brauche wirklich Geld! Fünfzig Euro!”
“Wofür das denn?”
“Für meine neue Freundin!”, rief er aus. Ach ja, wir erinnern uns, Blondie war ja irgendwie schwanger, und selbst der superschlaue Rambo hatte irgendwann spitz gekriegt, dass das wohl nicht sein Nachwuchs war. So war diese Liaison etwas unrühmlich geendet.
“Also, pass auf, ich habe eine neue Freundin und so. Naja, ist noch nicht so richtig meine Freundin, aber wird. Und die ist so intellektuetisch.”
“Sie ist was bitte?”
“Na, so intellidingsda.”
“Ah.” Ich verstand. “Intelligenz plus Bildung, allgemein als Intellekt bezeichnet, Adjektiv intellektuell.”
“Äh…” Rambo sah verwirrt aus.
“Wie dem auch sei. Hast du die diesmal nicht aus der Muckibude?”
“Nee, Internet!”, erklärte er stolz.
“Ok. Und was habe ich damit zu tun?” Langsam wurde ich ungeduldig.
“Ja, also, wir treffen uns morgen. Also, zum ersten Mal eigentlich, aber das ist jetzt echt meine Traumfrau! Und wir gehen in voll die krasse Ausstellung. Hat sie vorgeschlagen.” Das war klar. “Aber die Ausstellung ist voll teuer, und jetzt muss ich da heute hin und alles angucken und den Katalog auswendig lernen und so, damit ich sie morgen beeindrucken kann.” Rambo lächelte selbstzufrieden. Er war augenscheinlich begeistert von seinem Plan.
“Was ist denn das für eine Ausstellung?”, fragte ich entsetzt. Das klang für mich nämlich nach keinem guten Plan. Nicht, dass mich Rambos Liebesleben übermäßig interessierte, aber das arme Mädel tat mir jetzt schon leid.
“Irgend so ein Kalle Dingsky und sein blaues Pferd.”
“Oh.” Ich brauchte eine Weile, bis ich begriff. Das konnte ja heiter werden. “Meinst du zufällig Kandinsky? Der blaue Reiter?”
“Jaja, Kalle und sein Pferd!”
Ich rollte mit den Augen. Das konnte ja heiter werden. “Kostet elf Euro!”, fügte er noch nachdrücklich an.
“Rambo, ich glaube, ein Nachmittag in der Ausstellung wird das jetzt nicht retten. Ich glaube nicht, dass du mal eben so ein paar Jahre Kunstgeschichte dir einverleiben kannst in nur drei Stunden.”
“Aber du kennst dich da ja anscheinend aus, oder?”
“Nicht sonderlich, aber wenigstens weiß ich, dass der Typ nicht Kalle heißt und eigentlich auch nicht viel mit Pferden zu tun hat.”
“Klasse, das reicht.”, sprach er, nahm Ivan aus meinem Arm, warf ihn etwas unsanft in den Flur, griff meine Tasche, die auf der Ablage hinter mir stand, zerrte mich aus der Tür, nahm meinen Schlüssel und schloss hinter mir ab.
“Du zahlst.”, sagte er noch. Ich war zu perplex, irgendwas zu erwidern und ließ mich anstandslos nach draußen schieben.

Hätte ich es mal bloß gelassen. Ihr ahnt wahrscheinlich schon, wen wir in der Ausstellung trafen…

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