Mit Howard E.Rollins jr., James Olson, Elizabeth McGovern, Brad Dourif, , Mary Steenburgen, James Cagney, Mandy Patinkin
Drehbuch: Michael Weller nach dem Roman von E.L. Doctorow
Regie: Milos Forman
Genre: Drama
Dauer: 145 min
Fabe: Color
Heute würde seine Romanvorlage wahrscheinlich zu einer Fernsehserie verarbeitet werden. Autor E.L. Doctorow jedenfalls hatte dies schon damals favorisiert; dem Spielfilmprojekt verweigerte er seine Mitarbeit. EineMini-Serie jedoch schien ihm der kaleidoskopartig ausufernden Erzählung seines Romans angemessener.
Der Film ist allerdings dank eines hervorragend konzipierten Drehbuchs erstaunlich dicht und homogen geworden.
Ragtime ist ein filmisches Portrait der USA von 1906 bis kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs. Im kaleidoskopartigen Stil des Romans werden verschiedene Schauplätze und Figuren eingeführt, deren Geschichten sich im Lauf des Films miteinander zu verweben beginnen, bis sie sich um die Figur des Afroamerikaners Coalhouse Walker verdichten, dessen Schicksal von Kleists Novelle um Michael Kohlhaas inspiriert wurde. Walker wehrt sich gegen einen rassistisch motivierten Übergriff und muss erfahren, dass das Recht ausschliesslich auf der Seite der Weissen funktioniert. Als er trotzdem weiterkämpft und dabei alles verliert, was ihm lieb und wichtig ist, beginnt er aus einem sturen Gerechtigkeitssinn heraus und mit einer Gruppe Gleichgesinnter, terroristische Racheakte zu verüben.
Ragtime, entstanden zwischen den Megahits Hair und Amadeus, gehört zu den weniger bekannten US-Werken des Tschechen Milos Forman. Zu Unrecht, denn auch dieser Film besitzt eine atemberaubend lebendige und authentische Atmosphäre. Auch hier holt er aus seiner Schauspiel-Crew Höchstleistungen heraus, sorgt für üppige, atmosphärisch stimmige Ausstattung und arbeitet mit einem handwerklich hervorragend gearbeiteten Drehbuch. Es ist eine Freude, zuzuschauen. Die nostalgische Atmosphäre des Films wird zusätzlich verdichtet dank des Engagements von Hollywood-Altstars wie James Cagney, Pat O’Brien und Donald O’Connor, die in kleinen Rollen glänzen.
Unbefriedigend wird der Film erst in den letzten zwei Minuten. Da offenbart sich, wie schwierig es gewesen sein muss, Doctorows verwobenes Handlungsgewirr auf zweieinhalb Stunden zu verkürzen. Das Ende irritiert und wirft Fragen auf, es wird deutlich, dass Informationen, Passagen und Vertiefungen fehlen, die wohl der Schere zum Opfer fallen mussten, Passagen, welche das Ende weniger abrupt und unglaubwürdig hätten erscheinen lassen.
Bis aber eventuell doch noch eine Serie um Doctorows Buch herum entsteht, müssen wir mit dem Film vorlieb nehmen – den ich durchaus als Genuss erlebt habe.
Das Drehbuch: 9 / 10
Die Regie: 10 / 10
Die Schauspieler: 9 / 10
Gesamtnote: 9 / 10
Verfügbarkeit:
Ragtime lief 1982 auch in den Kinos des deutschsprachigen Raumes.
Auf Bluy-ray oder DVD ist er bei uns zur Zeit nicht verfügbar. Dafür kann man ihn im Stream finden – hier die Liste der Anbieter.