Ragna meets Hellmuth Karasek

Ragna meets Hellmuth Karasek

Copyright: Marco Grundt

Hellmuth Karasek gehört zu den beliebesten Jokern in deutschen Quizshows. Eine Vielzahl an Menschen würde sicherlich eine hohe Summe auf sein Wissen setzen. Wie lebt es sich mit diesem Umstand? Wie bewertet Herr Karaksek die Lage an der Krim? ... und was bedeutet "Glück" für den 80jährigen Journalisten, Literaturkritiker und Bauchautoren?


Unsere Ragna hatte die große Ehre, sich mit Herrn Karasek unterhalten zu dürfen... und war auch Tage danach noch begeistert.


Wir bedanken uns nochmals für Herrn Karaseks Teilnahme an unserem Interview und wünschen euch viel Spaß beim Lesen!


Liebst, Conny


Ragna: „Ihnen haftet der Ruf an, als Joker in verschiedenen Shows alles zu wissen. Bedeutet das u. a. eine enorme Verantwortung für Sie? Wie gehen Sie damit um, wenn ein Kandidat bereit ist, sein komplettes Geld auf Ihr Wissen zu setzen?“ 
H. Karasek: „Es macht mir fürchterliche Angst und es ist ja auch ein paar Mal schrecklich schief gelaufen. Einmal habe ich eine Kandidatin bei der SKL-Show um den Hauptgewinn gebracht, die mich ausdrücklich als Joker gewählt hatte. Das war furchtbar für mich. Ich traute mich nachher nicht mehr in die Gegend, wo sie wohnte, weil ich mich so geschämt habe.“
Ragna: „Gibt es einen Themenbereich, bei dem Sie der Meinung sind, nicht gut Bescheid zu wissen?“
H. Karasek: „Haben Sie viel Zeit? Dann kann ich Ihnen gerne alle Themenbereiche aufzählen.“
Ragna Afflerbach: „Sind es doch einige?“ 
H. Karasek: „Natürlich. (lacht) Der letzte Mensch, der über ein Universalwissen verfügte war der deutsche Philosoph Leibniz. Zu seiner Zeit konnte man die ganze Welt noch in einem Kopf erfassen. Heute schicken mich Ärzte, wenn ich mit einem Schmerz im Knie komme zum Gefäßchirurgen nachdem sie mich untersucht haben, weil sie sagen, mein Problem sei nichts für einen Knochenchirurgen. Ich verstehe von dem weiten Gebiet des Internets so gut wie gar nichts. Ich verstehe von der modernen Pop Musik inzwischen auch nicht mehr viel und ich habe mich deshalb auch von den Quizsendungen – so gut es geht verabschiedet.“ (lacht) 
Ragna: „Sie sind schon lange im Journalismus tätig. Was hat sich, Ihrer Meinung nach, in dieser Berufssparte über die Jahre hinweg verändert?“
H. Karasek: „Es hat sich verändert, dass, um die Meldung des Tages sozusagen zusammen zu fassen, die Münchner Abendzeitung Konkurs angemeldet hat, weil sie seit Jahren Minuszahlen schreibt. Die FAZ vermindert ihren Umfang auch. Das heißt, dass die gedruckte Zeitung sich auf einem rasanten Rückzug befindet. Ich habe meinem Sohn, der auch Journalist geworden ist, gesagt: „Geh bloß nicht zur Zeitung. Das wird nichts.“. Er hat dann auch richtig gehandelt und ist zum ZDF gegangen.“
Ragna: „Sie waren vom Zweiten Weltkrieg betroffen und mussten gemeinsam mit Ihrer Familie fliehen. Wie schätzen Sie die Situation in der Ukraine ein?“ 
H. Karasek: „Ich hoffe, dass wir inzwischen über ein großes Angstpotenzial verfügen. Kriege, selbst wenn sie begrenzte Kriege waren wie der nach dem Kosovo Konflikt, der Balkankrieg der NATO, ichten unvorstellbare Zerstörungen an und fordern viele Opfer. Ich denke und hoffe, dass in keiner Regierung Verrückte sitzen.“
Ragna: „Hat man als Literaturkritiker ein Lieblingsbuch?“ 
H. Karasek: „Ja, ich habe mehrere Lieblingsbücher und über drei meiner Lieblingsbücher ist gerade ein neues Buch erschienen, es heißt: „Emmi, Effi und Anna“. Es geht um Emma aus dem Roman von Flaubert, „Madame Bovary“. Effi ist „Effi Briest“ von Fontane und „Anna Karenina“ ist eine Tolstoi Figur. Merkwürdigerweise sind diese drei großen „Ehebrecherinnen Romane“, so nannte man das damals noch. Das macht auch die gesellschaftliche Brisanz von damals deutlich. Diese drei Ehebrecherinnen Romane sind für mich die eindrücklichste Lektüre gewesen.“
Ragna: „Wie würden Sie die Zusammenarbeit für die anderen Projekte mit Eckhardt von Hirschhausen beschreiben?“ 
H. Karasek: „Als angenehm aggressiv. Witze Erzähler müssen natürlich beide versuchen auf den Putz zu hauen und sich die Pointen um die Ohren schlagen. Das ist manchmal sehr anstrengend aber im Ergebnis manchmal auch prima.“
Ragna: „Herr von Hirschhausen hat sich über längere Zeit mit dem Thema „Glück“ beschäftigt. Was bedeutet Glück für Sie?“ 
H. Karasek: „Ich beziehe mich auf einen Satz von Siegmund Freund in „Das Unbehagen in der Kultur“. Er heißt: „Glück ist als Dauerzustand im Plan der Schöpfung nicht vorgesehen.“. Ich würde eher sagen, dass es ein langweiligeres Wort gibt, das man erstreben sollte. Es heißt „Zufriedenheit“. Wobei in Zufriedenheit auch eine Gefahr steckt, … nämlich die Selbstgenügsamkeit.“
Ragna: „Können Sie noch ein Buch lesen, ohne dieses im Geiste zu kritisieren und gegebenenfalls verbessern zu wollen?“ 
H. Karasek: „Das kann ich Gott sei Dank wieder sehr gut. Ich lese zurzeit sehr, sehr gerne Sachbücher. Und wir sind dabei fast schon wieder bei dem Krim Konflikt. Ich habe „Die Schlafwandler“ des Historikers Clark gelesen und „Der große Krieg“ des Berliner Historikers (Herfried Münkler). Ich bin bestürzt darüber, wie die Ursachen des Krieges und die Zustände denen des ersten Weltkrieges ähneln.“
Ragna: „Sie machen Werbung für unitymedia. Was halten Sie von der deutschen TV-Landschaft?“ 
H. Karasek: „Soweit ich einen Überblick habe, wird sie deshalb schwer kritisiert, weil sie zu wenig Erneuerungsmomente hat. Ich glaube zum Beispiel, dass es in den amerikanischen TV Serien, mehr Erneuerungsstoff gibt als in unseren „Tatort“-. Ich denke, dass es einerseits sehr gut ist, dass im Fernsehen viel diskutiert wird, dass sich das aber inzwischen zu einer institutionellen Laberei entwickelt hat.“
Ragna: „Sie haben einmal gesagt: „Mit 80 sollten alle Wünsche erfüllt sein!“. Bedeutet das, dass Sie wunschlos glücklich sind?“ 
H. Karasek: „Man könnte auch sagen mit einem Titel von Handke, der heißt „Das wunschlose Unglück.“ Beides stimmt.“
Ragna: „Wir haben jetzt das Jahr 2014. Wie sehen Ihre Pläne für das Jahr aus?“ 
H. Karasek: „Ich werde versuchen weiter zu schreiben und ich werde mich hoffentlich weiter auf Lesereisen mit meinem Publikum amüsieren. Das erweist sich für beide oft als sehr angenehm.“
Ragna: „Ich bedanke mich bei Ihnen ganz herzlich für das Interview mit Ihnen und wünsche Ihnen alles Gute.“


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