»Pussy Riot« und Julian Assange

“Das Urteil im Moskauer Prozeß gegen die Punk-Gruppe »Pussy Riot« – zwei Jahre Haft wegen ungebührlichen Verhaltens auf dem Altar der Erlöserkathedrale – hat einen routiniert in Szene gesetzten »Aufschrei der Empörung« ausgelöst. Von einem politischen Prozeß ist die Rede, von einem Angriff auf die Meinungsfreiheit, der an »finsterste Sowjetzeiten« erinnere. Als wäre es ihr selbstverständliches Recht, Entscheidungen ausländischer Gerichte zu beurteilen, bezeichnete Deutschlands eiserne Kanzlerin das Moskauer Urteil als nicht im Einklang mit den »europäischen Werten von Rechtsstaatlichkeit und Demokratie« stehend. Als gäbe es in der deutschen Strafgesetzgebung keinen Blasphemie-Paragraphen, als wäre ein Auftritt ähnlich dem der Pussys ohne strafrechtliche Konsequenzen über den Altar einer deutschen Kathedrale gegangen.

Die Solidarität, die die russischen Punk-Ladies für ihre unflätigen Verwünschungen Putins und des Oberhauptes der russisch-orthodoxen Kirchen, Kyrill I., den sie als »Hure« bezeichneten, von seiten der veröffentlichten Meinung erfahren, wird Wikileaks-Gründer Julian Assange zur Gänze verweigert. Die Konzernmedien beteiligen sich vielmehr an der Treibjagd auf den Australier, dessen Auslieferung – tot oder lebendig – das von Wikileaks bloßgestellte Sheriff-Büro wohl angeordnet hat. In ihrem Ehrgeiz, der Anordnung aus Washington nachzukommen, zogen die britischen Behörden den Bruch elementarer Völkerrechtsregeln wie die Respektierung der Exterritorialität von Botschaften in Erwägung. Schweden, das Land, in das die Briten den Aufdecker unangenehmer Wahrheiten abschieben wollen, von wo aus er dann nach Übersee weitergereicht werden dürfte, ist in seinem Diensteifer gegenüber den USA zum Schauplatz einer beispiellosen Justizfarce geworden. Erstmals wurde ein geplatztes Kondom, das als Corpus delicti für eine angebliche Vergewaltigung herhalten muß, zum Anlaß für ein Auslieferungsbegehren.

Die westlichen Leitmedien haben die Assange angedichtete Vergewaltigungsgeschichte fleißig weitererzählt und trotz aller Ungereimtheiten nie in Frage zu stellen versucht. Den rufmörderischen Rudeljournalismus führten ausgerechnet Medien an, die am stärksten von den Wikileaks-Enthüllungen profitiert haben, wie der britische Guardian oder der Spiegel. Assange und Co. haben Greueltaten der Menschenrechtskrieger ans Licht der Öffentlichkeit gebracht, die die mediale Einfalt in Vielfalt nicht gesehen hat oder nicht gesehen haben wollte. Nachdem man die Enthüllungen Wikileaks weitgehend ausgeschlachtet hat, soll sein Gründer nun der Rache des Imperiums überantwortet werden.

Es ergibt sich deshalb nahezu logisch, daß Assange in der Botschaft eines Landes Asyl gefunden hat, das sich der neokolonialen Weltordnung zu widersetzen versucht. Und daß ein solches Land ein Angriffsziel jener Medien ist, welche die Meinungsfreiheit für sich gepachtet zu haben meinen.”

Quelle: http://www.jungewelt.de/2012/08-20/042.php



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