Kiel:
Es ist fast Höchststrafe zu nennen: Drei Wochen Herbstferien und keine Möglichkeit Urlaub zu machen. Das haus befindet sich noch immer im Belagerungszustand. Ich bin erschöpft vom stetigen Trubel, dem Hamsterrad und trotz dessen, dass mir die arbeit wirklich Spaß bringt.
An was von diesem Tag würde ich mich später noch erinnern?
An diese sommerlichen Temperaturen, die ich zu diesem Zeitpunkt satt habe. An Anna und Maria, die den dritten Tag in Folge an ihrer Torte backen?
An den Streit über Haushaltsbewältigung, an die seltsame Schwere, an das Buch Assymetrie? An das Bedürfnis nach Stille? An das fröhliche Lachen von Karla und Janne, als sie nach einer Shoppingtour im Twinlook hier ankamen. An die Geiselnahme am Kölner Hauptbahnhof, an die Hornisse im Kompost?
Manchmal suche ich bei Anna, der Ältesten nach den fröhlich offenen kindlichen Zügen von früher. Es fällt mir schwer sie zu finden und manchmal oder heute erfasst mich Wehmut nach der Zeit, als die kleinen Dinge noch von Bedeutung waren. Man konnte die Welt noch zusammen entdecken. Das Staunen verlernt sich schnell. Warum vergeht die Zeit immer schneller?, fragt Karla oft. Ich erzähle dann etwas von weniger neuen Eindrücken, Achtsamkeit, Gewohnheit.
Proust: Ich bin so gnadenlos müde , dass ich wohl leider wenig zu sagen haben werde. Charlus wollte Aimee, Aimee merkte das aber nicht und fiel aus allen Wolken, als er von Charlus einen melancholischen Brief bekam.
Das Automobil lässt Entfernungen schrumpfen. Ich finde das schade, denn ich bange um die Langsamkeit, das Innehalten, das Gehen. Die Seele wird nicht mehr Schritt halten können mit den technischen Neuerungen.
Marcel hat den mut Madame Verdurin auszuladen.