Die Tatsache, dass immer mehr industriell nutzbares Holz unwiederbringlich in Biomassekraftwerken sowie gewerblichen und privaten Feuerungsanlagen verschwindet, stößt auf den entschlossenen Protest der Holzwerkstoffindustrie, als Teil der Bau- und Möbelindustrie, in ganz Europa.
Für Freitag, den 29. Oktober, laden zahlreiche Betriebe zu Informationsveranstaltungen ein, darunter auch etwa 50 deutsche Werke. Einzelne Betriebe haben angekündigt, für eine bestimmte Zeit demonstrativ ihre Produktion zu stoppen. Die Hersteller von Span-, MDF- und OSB-Platten, Holz-Polymer-Werkstoffen sowie von Sperrholz wollen Politiker und Öffentlichkeit auf die Gefährdung von Arbeitsplätzen und Klimazielen durch das unkontrollierte Verheizen des wertvollen Werk- und Baustoffes Holz hinweisen.
Den Aktionstag initiiert der Europäische Holzwerkstoffverband EPF (European Panel Federation), um von der Politik faire Wettbewerbs¬bedingungen zwischen stofflicher und energetischer Holzverwendung einzufordern. Nach Berechnungen der UN-Landwirtschaftsorganisation FAO droht der europäischen Wirtschaft ab 2020 eine dramatische Holzverknappung. Sie schätzt die jährliche Unterversor-gung auf 430 Mio. m³ Holz. Diese Fehlmenge entspräche rund 17 Millionen Gü-terwagen mit Holzstämmen; aneinandergereiht würde sich dieser Zug mehr als vier Mal um die Erde winden.
Kein Verheizen nutzbringenden Holzes unter dem Modebegriff "Biomasse"
Anlässlich des Aktionstags erklärt Dr. Peter Sauerwein, Geschäftsführer des Ver-bands der Deutschen Holzwerkstoffindustrie e.V. (VHI, Gießen): "Die staatlichen Subventionen und Steuererleichterungen für das Verheizen von Holz unter dem Modebegriff 'Biomasse' sind verantwortungslos. Sie gefährden ohne Not und ohne Sinn die sichere Rohstoffversorgung von Holzhandwerk und Holzindustrie und bedrohen vormals florierende Standorte und Arbeitsplätze."
Die europäische Holzindustrie sichert aktuell rund 2,7 Mio. Arbeitsplätze. Die deut-sche Holzindustrie beschäftigt davon etwa 500.000 Menschen. Zum Vergleich: Die Bioenergiebranche weist nach Angaben des Bundesumweltministeriums im Zu-sammenhang mit "fester Biomasse" nur 47.600 Arbeitsplätze aus.
EPF und VHI plädieren für eine Kaskadennutzung: Holz und Holzabfälle sollen über möglichst viele Verwertungsstufen stofflich genutzt werden, also eine Nut-zungskaskade bilden. Am Ende der Verarbeitungs-, Recycling- und Verwertungs-kette könne Holz dann guten Gewissens in Strom und Wärme verwandelt werden. Dr. Sauerwein: "Nur die mehrstufige Nutzung von Holz ist die richtige Antwort auf die Herausforderungen des Klimaschutzes und der Ressourcenschonung."
Bereits vor dem 29. Oktober stieß die europäische Holzwerkstoffindustrie den Dialog mit Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft erfolgreich an. Nach der gemeinsamen "Dresdner Resolution" - ein Forderungskatalog, der unter anderem Bundesverbraucherministerin Ilse Aigner persönlich übergeben worden war - luden Verbands- und Unternehmensvertreter am 11.10. ins Flämische Par-lament in Brüssel sowie am 19.10. zum Parlamentarier-Treff nach Straßburg ein.
Die Gesamtproduktion der Holzwerkstoffindustrie beträgt in Europa 58 Mio. m³, davon in Deutschland 14,5 Mio. m³. Die Holzwerkstoffhersteller erwirtschaften rund zehn Prozent des gesamten Umsatzes der europäischen Holzindustrie von insgesamt 270 Mrd. Euro. Dabei ermöglichen sie als Lieferanten der Möbel-, Inneneinrichtungs- und Holzbauindustrie (Umsatzanteil von knapp 70 Prozent) gleichzei-tig auch deren Erfolg. Nach einer Studie des nova-Instituts von 2010 liegt das Potenzial der stoffli-chen Nutzung von Holz für Beschäftigung und Wertschöpfung signifikant höher als bei der "vom Staat mit diversen Förderinstrumenten gepäppelten Biomasse-Branche" (DIE ZEIT, 30.09.2010). Es ergibt sich etwa der Faktor 5 bis 10 (bei den direkten Bruttoarbeitsplätzen) bzw. 4 bis 9 (bei der Wertschöpfung) - bezogen auf dieselbe Masse bzw. Anbaufläche.
Weitere Informationen zum Protest vor Ort
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Infos und Downloads (auch Fotos) im Internet: www.holz-verantwortung.de