Projekte wären so klasse - wenn man nicht dauernd Entscheidungen treffen müsste ?!?

Mal ehrlich, das schönste am Projektleiterdasein ist doch, dass man bestimmen darf, wo es lang geht und die Entscheidungen für das Projekt treffen kann. Der Projektleiter gibt die Richtung vor und das Team setzt um. Klasse. Soweit, so theoretisch.
Im wirklichen Leben habe ich Projekte erlebt, in denen zum Beispiel die wichtigsten Entscheidungen permanent durch den Auftraggeber getroffen wurden. Das hätte er nicht tun sollen, schon klar. Das hat ihn aber nicht interessiert und der Projektleiter hat viel Zeit und Nerven damit verbracht, mit diesem Entscheidungsverhalten klar zu kommen und das Projekt "trotzdem" noch zu leiten. Nicht immer ganz glücklich.
Oder ein anderes Projekt zum Beispiel. Da trifft der Projektleiter grundsätzlich alle Entscheidungen. So weit so gut. Leider ohne sich rechtzeitig über die Auswirkungen seiner Entscheidungen mit dem Projektteam abzustimmen. Die hätten noch die ein oder andere Alternative in petto gehabt, die vielleicht Ressourcen gespart hätte. Selten ist offenbar vorher Zeit, sich bei komplexen Themen im Projekt mit allen Beteiligten abzustimmen. Die Zeit, die man hinterher braucht, um Fehlentscheidungen auszubügeln muss man sich dann eben nehmen.
Projekte wären so klasse - wenn man nicht dauernd Entscheidungen treffen müsste ?!?
Ich habe gestern (07.10.2013) eine Methode kennengelernt, die das Projektleiterleben in dieser Hinsicht etwas einfacher machen kann: "Systemisches Konsensieren". Wenn man sich erst mal an den Namen der Methode gewöhnt hat, entdeckt man, dass sie einiges an guten Projektleiter-Prinzipien mit einem konsensorientierten Vorgehen zur Entscheidungsfindung vereint.
Dahinter steht das Prinzip, dass man die Entscheidung bevorzugt, die bei allen Beteiligten den geringsten Widerstand hervorruft. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, dass man es sowieso nie allen recht machen kann. Dann also die Variante wählen, die die wenigste Ablehnung hervorruft. Also stimmen die Beteiligten ab:
Die Abstimmung erfolgt auf einer Skala von 0 – 10 Widerstandsstimmen (W)
0 W-Stimmen bedeutet: ich habe keinerlei Widerstand
10 W-Stimmen bedeutet: dieser Vorschlag ist für mich unannehmbar
Die Werte dazwischen werden beliebig für den zweitliebsten, drittliebsten…… usw. Vorschlag vergeben.

Damit bekomme ich im Projektteam ein klares Bild zu den Vorschlägen. Und auch, diejenigen, die gerne erstmal gar nichts sagen um dann evtl. hinterher gute Gründe gegen die getroffene Entscheidung anzuführen, werden von vornherein miteinbezogen. Jeder muß seinen persönlichen Widerstand zu den vorgebrachten Vorschlägen messen.
Ein klarer Kommunikationsvorteil für die Methode. Und der versierte Ingenieur weiß, dass man Widerstände, die man messen kann, auch ganz gut berechnen kann. Also wird nach der Messung ausgewertet und der Vorschlag mit dem geringsten Widerstandswert gewinnt.
Damit habe ich als Projektleiter auf sachlicher Ebene alle Meinungen eingeholt, die Vorschläge bewertet und eine Basis geschaffen, mit der alle "leben" können.
Wer mehr erfahren möchte:
Hier ist ein Web-Talk
von Christiane Wittig, einer Expertin im Systemischen Konsensieren und mir,
in dem wir die Anwendbarkeit für Projekte erläutern und testen.

Mehr über die Methode an sich gibt es hier.Blogverzeichnis - Blog Verzeichnis bloggerei.de

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