Die Lügengebilde, die unsere Leitmedien ihren Konsumenten auftischen, werden immer abenteuerlicher, genauso wie die Rechtsverletzungen durch westliche Staaten. Notwendigerweise, denn das eine geht nicht ohne das andere. So auch im Fall Bin Laden.
JoJo – In der Nacht zum ersten Mai wurde nun hochoffiziell die Liquidierung Osama Bin Ladens, des mit 50 Mill. US-Dollar ‘dead or alive’ gesuchten ‘Staatsfeindes Nummer 1′ der USA verkündet. Von viel Gegenwehr kann aufgrund der bisher gezeigten drei Leichen und einer toten Frau nicht die Rede sein. Überfallen wurde keine Festung, sondern eines der landesüblichen Geschäftsanwesen mit den dort verbreiteten Sicherheitsvorkehrungen gegen Räuber und andere Eindringlinge. Seit fünf Jahren steht das Haus in einem klimatisch begünstigten Vorort Islamabads nahe einer Militärakademie. Gemeldet war ein Geschäftsmann, gefunden wurden 100 Speichermedien und ein PC mit fünf Festplatten.
Während die übrigen Toten von der pakistanischen Polizei gezeigt wurden, berufen sich die USA auf Gentests und ‘Visualerkennung’ und erklären, die Osamaleiche sei sofort im Meer versenkt worden. Ein zerschossener Kopf sei nicht geeignet für ein Pressefoto. – Das ist der Stoff, aus dem neue Mythen und Verschwörungstheorien entstehen können. Schon dreimal gab es kurzzeitige Meldungen, Bin Laden sei getötet worden. Sie wurden bald dementiert. Viele seiner Videobotschaften und Audionachrichten waren nachweisliche Fälschungen. Teils durch die CIA, teils aus Eigeninteresse dubioser Journalisten. So werden wir wohl auf erhellende Informationen oder gerichtliche Aussagen über die ihm zur Last gelegten Attentatsplanungen auch weiterhin verzichten müssen, was natürlich im US- Interesse ist. Enthalten die aufgefundenen PC- Materialien tatsächlich Informationen über ein radikal- islamisches Netzwerk, so müssten sie auch peinliche Details zum Sumpf der verquickten Machenschaften westlicher und orientalischer Agenten inmitten des nahöstlichen Pulverfasses liefern, die auch die USA und ihre Hilfstruppen schwer belasten würden. Haft in Guantanamo und ein Schauprozess gegen Bin Laden wären ein ausgesprochen hohes Risiko für eine Kriegspolitik der Lüge, Desinformation und der vorgeschobenen Humanitätspropaganda.
Menschenjagd, insbesonders auf die Familien amerikanischer Staatsfeinde, gehört standardisiert zum Handwerkzeug der US- Geheimdiplomatie seit Jahrzehnten. In Chile wurde 1970 General René Schneider Chereau von der CIA ermordet, nur drei Jahre später folgte Chiles Staatspräsident Salvador Allende. Das Venezuelas Staatspräsident Hugo Chavéz immer noch am Leben ist, ärgert die CIA erheblich. Der letzte missglückte Mordauftrag an Chavéz wurde noch unter George W. Bush erteilt. Ebenso Cubas Staatschef Fidel Castro. Der freut sich ebenfalls darüber, nach mehreren missglückten Attentaten durch amerikanische Geheimdienste, am Leben zu sein. Auch Saddam Hussein wurde bei dem Überfall auf den Irak von Killerkommandos gejagt und Muammar al Gaddafi hatte in den Jahren vor dem derzeitigen verbrecherischen Angriff auf Libyens Bodenschätze bereits zwei Bombenattentate knapp überlebt. Seit dem wurde er etwas seltsam. Ob er mittlerweile noch am Leben ist, darf bezweifelt werden, nachdem das Haus seines Sohnes Saif al Arab ebenfalls gezielt zerbombt worden war. Dabei starben neben Gaddafis zweitem Sohn auch drei seiner Enkel. Gaddafi soll sich zum Zeitpunkt des Angriffs ebenfalls in diesem Gebäude aufgehalten haben. Zur Beerdigung seiner Familie war er nicht erschienen. Kurzum, die USA wie auch Europa neigen dazu, diplomatische Probleme mit Sprengstoff zu lösen.
Im Vorfeld ihrer Ermordung werden die Zielpersonen üblicherweise mit allen Mitteln der Propaganda zu dämonischen Superschurken aufgebaut. Bin Laden auszuschalten war ein Hauptvorwand für die USA, um in Afghanistan einzumarschieren. Die damalige Talibanregierung hatte eine Auslieferung Bin Ladens an die US- Regierung abgelehnt, nachdem diese keinerlei Beweise für seine Mittäterschaft an 9/11 erbringen konnte. Seither dienen angebliche Aufenthaltsorte und Verbindungen allerorten immer als Alibi für besonders drastische Militäraktionen. Eigentlich entfällt mit Bin Ladens Tod der Hauptkriegsgrund der Amerikaner in Afghanistan (die afghanischen Frauen haben sie mittlerweile auch von ihrem Schleierzwang befreit), als auch der Grund für die verschärften Antiterrorgesetze wie den Patriot- Act und die entsprechenden Maßnahmen in Deutschland und anderswo. Da die rücksichtslosen und brutalen Kriege der US- Allianz jedoch weltweites Entsetzen und Empörung hervorgerufen haben, besteht die angebliche Terrorgefahr offiziellem Duktus zufolge nunmehr sogar verstärkt weiter. Es ist daher damit zu rechnen, dass der Menschen verachtende Kurs des Demokratieabbaus, des Überwachungs- und Restriktionsapparates wie auch der verstärkte Militarisierungsprozess in Europa und den USA unbeirrt weitergeführt werden wird. Wer, wie Bin Laden, nicht mehr gebraucht werden sollte, wird hingegen erschossen und im Meer verklappt. “Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehen“.
Nicht alleine die Aufbesserung des Wahlkampfimages von Obama kann ein Motiv für die offizielle Beendigung des Bin Laden- Märchens sein. Diplomatische und strategische Absichten im gesamten nahen Osten angesichts der Unruhen in verschiedenen Ländern aber auch die Notwendigkeit weiterer Militäraktionen erfordern nun andere Propagandastrategien. Zum Beispiel wie jetzt in Libyen, wo die ‘humanitäre’ Verteidigung von Zivilpersonen vorgeschoben wird. Am besten, wie geschehen, mit Uranmunition. Dies gilt insbesondere dort, wo Regierungen immer noch im Besitz eigener Rohstoffvorkommen sind und sich weigern, die Richtlinien von IWF und Weltbank zur Liberalisierung ihrer Märkte umzusetzen. Besonders gefährlich wird es für die betroffenen Staaten, wenn sie nicht in Abhängigkeit zu den USA und den anderen Westmächten stehen, so wie die Elfenbeinküste, Libyen, Syrien und der Iran. Desinformation, verdeckte Operationen und unverschämte Medienlügen sind daher auch weiterhin zu erwarten. Egal, ob Bin Laden getötet wurde, schon lange tot ist oder noch lebt.