Problemlöser des Tages: Hartz-IV-Empfänger

Immer, wenn irgendwas getan werden muss, was keiner tun will, gibt es irgendwen, der die Superidee hat, dass doch einfach diejenigen, die eh nichts zu tun haben, dazu verknackt werden könnten, den ungeliebten Job zu machen. Das hat zum einen den Vorteil, dass die Leute von der Straße sind, bzw. mal vom Fernseher weg kommen, zum anderen kostet es kaum was extra. Denn wie jeder weiß, machen sich Hartz-IV-ler ein schönes Leben auf Kosten der anderen. Deshalb sammeln jetzt Hartz-IV-ler den Müll im Park ein oder schieben alte Leute im Rollstuhl durch die Gegend. Irgendwie muss die Gesellschaft doch auch etwas davon haben, wenn sie den Leuten schon jeden Monat die Miete zahlt und ein Taschengeld dazu. Überraschend hat sich heraus gestellt, dass die von der Bundesregierung versprochenen Kinderbetreuungsplätze ab dem kommenden Sommer nicht zu Verfügung stehen werden. Die arme Regierung ist dermaßen mit Sparen beschäftigt, dass sie glatt versäumt hat, sich auch noch um den so dringend benötigten Nachwuchs zu kümmern. Nachdem inzwischen aber alles so teuer geworden ist, dass sich kaum ein Mensch noch eine Familie leisten kann, hat sogar die CDU eingesehen, dass die Mama halt auch arbeiten gehen muss, weil ein Gehalt halt nicht mehr für alle reicht. Dummerweise braucht es dann aber auch Kindergartenplätze – irgendwo müssen die Kleinen bleiben, wenn Papa und Mama arbeiten gehen. Deshalb hat die Regierung den Eltern leichtsinnigerweise sogar ein Recht auf einen Kindergartenplatz zugesichert – und wie das in der Politik so üblich ist, völlig vergessen, dass manche Leute noch immer glauben, dass man Versprechen halten muss. Insbesondere solche mit Rechtsanspruch auf Einhaltung. Die Kommunen fürchten nun eine anrollende Klagewelle, denn Eltern können künftig auch den Verdienstausfall geltend machen, wenn sie keinen Betreuungsplatz finden und deshalb bei den Kindern zuhause bleiben müssen. Die besonders unkreativen unter den Konservativen haben das Betreuungsgeld aus dem Hut gezogen, eine Art Schmerzensgeld für alle Eltern, die beim Kampf um die wenigen Kita-Plätze zu kurz kommen. Sofern nicht sie ohnehin zu arm sind, um sich einen Kita-Platz leisten zu können. Die kriegen natürlich nichts extra, egal, was sie mit ihren Kindern anstellen. Arme Kinder hat die Bundesregierung schließlich nicht bestellt, sondern leistungsbereiten Qualitätsnachwuchs von erfolgreichen Gutverdiener-Eltern. Doch nun ist die eigentliche Familienministerin Ursula von der Leyen , die derzeit das Arbeitsministerium nebenbei auch noch übernommen hat, endlich darauf gekommen, doch einfach Hartz-IV-ler als Kitabetreuer einzusetzen. Die können sich dann sozusagen in der Produktion bewähren. War ja nicht alles schlecht, was die in der DDR damals gemacht haben. Natürlich sollen das keine Ein-Euro-Jobs sein, sondern mehr so Zwei- bis Drei-Euro-Jobs. Denn dass Tausende Erzieher und Erzieherinnen fehlen, liegt auch daran, dass diese durchaus anspruchsvolle Arbeit nicht besonders gut bezahlt wird. Und die Bedingungen werden seit Jahren immer schlechter, habe ich bzw. meine Kinder selbst schon erleiden mussten: Immer weniger Erzieherinnen (es sind nun mal meistens Frauen) müssen sich um immer mehr Kinder kümmern und sollen dabei auch noch pädagogisch wertvoll sein, etwa Kinder individuell fördern, statt sie nur irgendwie zu verwahren, bis die Eltern kommen und wieder übernehmen. Die dann natürlich auch gestresst und kaputt von der Arbeit sind, und von der Kita erwarten, dass sie freundliche, satte, und müde gespielte Kinder bekommen, die sich schnell und unkompliziert ins Bett packen lassen. Denn morgen früh müssen ja alle wieder antreten, die Großen im Job, die Kleinen in der Kita. Natürlich sollen nur geeignete Personen “aus dem Rechtskreis SGB II und SGB III“ an Fachschulen zu Erziehern weiter gebildet werden. Aber so wie ich die Eignungseinschätzung der BA kenne, wird da notfalls so ziemlich jeder geeignet sein, der nicht gerade ein vorbestrafter Kinderschänder ist. Die zwingen einen ja auch, sich als System-Administrator zu bewerben, nur weil man einen Computer einschalten kann oder als Sekretärin, weil man weiß, wie ein Schreibprogramm funktioniert. Und Kinder kann ja theoretisch jeder bekommen, also muss doch eigentlich jeder wissen, wie man mit ihnen umgeht. Und wenn der Staat kein Geld hat, Erzieher ordentlich zu bezahlen, dann man halt Billigjobs daraus – in anderen Branchen hat das schließlich auch funktioniert! Warum sollen die Kommunen beispielsweise ausgebildete Gärtner einstellen und bezahlen, wenn man die Grünflächen auch mit Ein-Euro-Jobbern einigermaßen in Ordnung halten kann? Warum sollte das mit Kindergärtnerinnen also nicht möglich sein?! Die Hilfsfamilienministerin Kristina Schröder hat die freundliche Unterstützung seitens ihrer umtriebigen Kollegin schon begrüßt, allerdings nicht ohne zu erklären, dass sie „streng auf die Qualität der Aus- und Weiterbildungsinitiativen achten“ werde. Die Qualitätsanforderungen kann ich mir lebhaft vorstellen: Die Leute werden genötigt, eine ausgewogene Extremismusklausel zu unterschreiben, in der sie versichern, dass sie wissen, dass Ausländer auch nur Menschen sind und sie niemanden kennen, der die Linke wählt oder andere linksterroristische Betätigungen zu unterstützen beabsichtigt. Und ab an die Kinderbetreuungsfront.

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