Einer der Jahreshöhepunkte aus triathletischer Sicht sollte er werden, der IRONMAN Austria im schönen Kärnten. Über die Quali für Kona machte ich mir im Grunde keine Gedanken. Statt dessen schlich sich der Gedanke hier und da ins Bewusstsein, dass die Möglichkeiten eine Langdistanz sub-9 zu finishen alterstechnisch immer mehr abnehmen. Bis Ende März sah das alles aber machbar aus. Dann kam beim Bärlauchlauf mein Muskelbündelriss in die Quere und ganze sechs Wochen dauerte es, bevor ich wieder halbwegs laufen konnte. Und mit der vorhandenen Fitness dann langsam genug ins Lauftraining einzusteigen ist praktisch unmöglich für mich. Was in der Folge dazu führte, dass sich die Achillessehne wieder verstärkt meldete, die zuvor wirklich ganz ordentlich war. Und so entwickelte sich eine kleine Mini-Kaskade des Grauens. Wie bei alten Menschen, wo die vermeintlich kleine Infektion dann doch ganz plötzlich zum Tod führt.
Long story short: Von meinem ambitionierten Ziel sub-9 konnte ich mich mal ganz schnell verabschieden. Denn eines ist klar: Dazu müsste auch bei Onkel Jörgi mit fast 47 Jahren so ziemlich alles passen. Nächstes Ziel in der Hierarchie war dann natürlich die Quali. “An einem normalen Tag” (wie ich nicht müde wurde zu betonen) sollte das überhaupt kein Thema sein. Der Unterschied macht ungefähr eine halbe Stunde aus (der letzte Quali-Slot in der M45 ging in den beiden vergangenen Jahren mit 9:24 und 9:31 über den Tresen).
Und jetzt das: Nach dem IRONMAN 70.3 Kraichgau war ich direkt in der Woche beruflich ziemlich eingespannt und konnte dadurch weder schwimmen noch radeln. Ich versuchte zwar zu laufen, dass war mit der wieder ziemlich geschrotteten Achillessehne aber mehr schlecht als recht möglich. Am Wochenende danach, wenn ich normalerweise wieder halbwegs normal mit dem Training beginne, ging noch gar nichts. Tag um Tag verging und ich fühlte mich immer schlechter. Es gab im Grunde keinen wirklichen Auslöser, aber ich fühlte mich einfach schrecklich: Kraft- und energielos, müde, schlapp. Ich versuchte maximal zu regenerieren, viel zu schlafen, kein Stress. Aber irgendwie half alles nichts. Es ist jedenfalls gut, dass ich bis zum Schluss (jetzt!) gewartet habe mit diesem Blogpost, denn gerade heute im Verlauf des Tages war überhaupt erst der erste Silberstreif am Horizont zu erkennen. Nachdem ich extrem auf die Ernährung geachtet hatte, Floradix (Eisen!) und Vitamine bis zum Anschlag eingeworfen habe, konnte ich heute zum ersten Mal wieder halbwegs geradeaus laufen ohne gleich den nächsten Schwindel- oder Schwächeanfall zu spüren.
Mich erinnernd an Kona 2008 (wo ich mir eine Grippe einfing und auch ganz schlecht fühlte), habe ich beschlossen, jetzt einfach mal nach Klagenfurt zu fahren und mir ein schönes, verlängertes Urlaubswochenende zu machen. Und wo ich schon die Startgebühr bezahlt habe, hole ich mal die Startunterlagen ab und checke vorsichtshalber mein Bike ein. Genau wie in Kona ist ja auch das Schwimmen im wunderschönen, warmen Wörthersee ein Highlight und das kriege ich schon irgendwie hin.
Je nachdem, wie ich mich dann fühle, steige ich auf’s Rad oder mache ein paar schöne Fotos und feuere die Kollegen an. Aber wie ich mich kenne, kommt mit dem Adrenalin und der Wettkampf-Stimmung dann der Competitor in mir hoch und ich schau’ mal, was geht. Vielleicht kann ich das Ding ja wenigstens finishen. Und wer weiß – vielleicht geht es ja bis zum Sonntag echt stark bergauf und ich kann mich selbst überraschen? Genau wie IM Rennen, sollte man nie zu früh die Flinte ins Korn werfen und kämpfen, bis es halt nicht mehr geht. Der Doc meinte jedenfalls heute genau wie Dr. Pöttgen 2008 in Kona, dass gesundheitlich normal nichts anbrennen sollte. Am Ende läuft es vielleicht sogar besser als erwartet…vielleicht sogar SUPER? Silke Roßkopf aus Kirchheim/Teck startet ja auch und so haben wir zumindest den Ein-Mann-Mini-Fanclub in From von Gunter Stecher dabei. Ich erwarte keine Kreide auf der Straße, Gunter, aber ein bißchen anfeuern, ermutigen und vielleicht das eine oder andere Foto wären schon nett.
Das M45-Podium ist in Klagenfurt regelmäßig um die 9 Stunden gefüllt (in der M50 darf man sich dann gleich mal 40 Minuten länger Zeit nehmen). Die letzten der sechs Kona-Slots gehen wie gesagt so um die 9:30 h +/- über den Tresen. Und zum “nur finishen” habe ich ja im Grunde alle Zeit der Welt (ich glaube in Österreich wird noch klassich um 24:00 Uhr das Ziel geschlossen – ich hätte also mehr als 17 Stunden Zeit).
Ach ja: Erwähnenswert ist noch die “Schnelle Welle”, die erste Elite-Startwelle, die um 06:50 Uhr ins Rennen geschickt wird mit allen Profis und den schnellen Amateuren. Mit der Startnummer 407 werde auch ich in dieser Startgruppe sein und daher sehr früh aufstehen dürfen. Hitzetechnisch kommt mir das ja sehr entgegen. Aber entgegen der üblichen hohen Temperaturen soll es ausgerechnet in diesem Jahr quasi perfekte Witterungsbedingungen für einen Triathlon haben: 24°C und Sonnenschein! :-)