300 Jahre reichen also, um aus dem Schöpfer eines Reiches, das nach dem Urteilsspruch der Alliierten für Auschwitz ursächlich verantwortlich war, den flötespielenden Säulenheiligen eines unbefleckten Nationalismus zu machen, den seine Anhänger in historischen Uniformen ehren (Foto oben: Schuschke). Friedrich der Große, der Preußen in drei großen, zuweilen knappen Kriegen zur fünften europäischen Großmacht schmiedete, ist 226 Jahre nach seinem Tod nur noch der aufgeklärte Herrscher, der Multikultur förderte, Integration vorlebte und gleich einem frühen Obama die Folter per Gesetz verbot.
Einsam die Stimme der notorisch querköpfigen Jutta Ditfurth, der die plötzlich ausbrechende stramme Verherrlichung der „preußischen Tugenden“ gegen den Strich gehen. Während Friedrich von Weizsäcker Friedrich entschuldigt, weil schließlich auch die französische Revolution erstmal eine Menge Leute umgebracht habe, die Franzosen aber heute noch fänden, insgesamt seien ihre Ergebnisse positiv, nörgelt Ditfurth herum: Friedrich habe ein anderes Bild von sich schaffen wollen, als er wirklich gewesen sei! Seine Toleranz aber habe sich auf ausgesuchte Gruppen beschränkt, Menschenleben hätten ihm nichts bedeutet auf dem Weg, eine Nation von Weltbedeutung zu schmieden. Die preußischen Tugenden, ehedem geschmäht als Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ befehligen könne, erstrahlen als erstrebenswerte Eigenschaften: Disziplin! Ausdauer! Ordnung! Sauberkeit!
Das mit dem Bild hat geklappt, den Rest sieht man ihm nach. Karl Eduard macht eine Ausnahem und nennt den „Blutzoll für Friedrichs Großmachtstreben und sein Toleranzversprechen“ die „zwei Seiten einer Medaille“. Der große König, dessen Ausspruch „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ heute selbst Zwangsehen entschuldigen muss, habe „in einem Moment eiserner Feldherr und im nächsten sanfter Flötenspieler sein“ können. Friedrich sei so tatsächlich beides gewesen - „Vorbild und Trugbild in der preußischen Geschichte“: Innenpolitisch handelte er oft wie ein aufgeklärter Monarch, durchaus menschlich, mitfühlend und modern für seine Zeit. Außenpolitisch agierte er jedoch als kühner Kriegsherr, dem kein Preis zu hoch war, wenn es um ruhmreiche Siege ging.
Was für ein Unterschied zu heute, wo das Staatsoberhaupt innenpolitisch alles riskiert, um einen günstigen Kredit aufzunehmen, und außenpolitisch ein Schweigegelübbte abgelegt hat. „In einer Zeit, als Krieg zu führen so normal war, wie Pfannkuchen zu essen, da führte auch der Friedrich Kriege“, schreibt Karl Eduard, „heute ist Kriege zu führen ebenso normal, nur nennt man sie nicht mehr so.“
Auch reitet Wulff unseren Truppen nicht voran, um Transparenz zu schaffen. Dafür spricht der Präsident von „Liebe zum Vaterland“ und dem „Streben nach Ehre“ bei Friedrich. Und darüber, dass wir heute ganz anders fühlen und handeln.
Einsam die Stimme der notorisch querköpfigen Jutta Ditfurth, der die plötzlich ausbrechende stramme Verherrlichung der „preußischen Tugenden“ gegen den Strich gehen. Während Friedrich von Weizsäcker Friedrich entschuldigt, weil schließlich auch die französische Revolution erstmal eine Menge Leute umgebracht habe, die Franzosen aber heute noch fänden, insgesamt seien ihre Ergebnisse positiv, nörgelt Ditfurth herum: Friedrich habe ein anderes Bild von sich schaffen wollen, als er wirklich gewesen sei! Seine Toleranz aber habe sich auf ausgesuchte Gruppen beschränkt, Menschenleben hätten ihm nichts bedeutet auf dem Weg, eine Nation von Weltbedeutung zu schmieden. Die preußischen Tugenden, ehedem geschmäht als Sekundärtugenden, mit denen man auch ein KZ befehligen könne, erstrahlen als erstrebenswerte Eigenschaften: Disziplin! Ausdauer! Ordnung! Sauberkeit!
Das mit dem Bild hat geklappt, den Rest sieht man ihm nach. Karl Eduard macht eine Ausnahem und nennt den „Blutzoll für Friedrichs Großmachtstreben und sein Toleranzversprechen“ die „zwei Seiten einer Medaille“. Der große König, dessen Ausspruch „Jeder soll nach seiner Façon selig werden“ heute selbst Zwangsehen entschuldigen muss, habe „in einem Moment eiserner Feldherr und im nächsten sanfter Flötenspieler sein“ können. Friedrich sei so tatsächlich beides gewesen - „Vorbild und Trugbild in der preußischen Geschichte“: Innenpolitisch handelte er oft wie ein aufgeklärter Monarch, durchaus menschlich, mitfühlend und modern für seine Zeit. Außenpolitisch agierte er jedoch als kühner Kriegsherr, dem kein Preis zu hoch war, wenn es um ruhmreiche Siege ging.
Was für ein Unterschied zu heute, wo das Staatsoberhaupt innenpolitisch alles riskiert, um einen günstigen Kredit aufzunehmen, und außenpolitisch ein Schweigegelübbte abgelegt hat. „In einer Zeit, als Krieg zu führen so normal war, wie Pfannkuchen zu essen, da führte auch der Friedrich Kriege“, schreibt Karl Eduard, „heute ist Kriege zu führen ebenso normal, nur nennt man sie nicht mehr so.“
Auch reitet Wulff unseren Truppen nicht voran, um Transparenz zu schaffen. Dafür spricht der Präsident von „Liebe zum Vaterland“ und dem „Streben nach Ehre“ bei Friedrich. Und darüber, dass wir heute ganz anders fühlen und handeln.