Potentiale für Energieeffizienz in der Industrie nutzen

Industrial GreenTec - Internationale Leitmesse für Umwelttechnologien, Grafik: Deutsche Messe

Industrial GreenTec – Internationale Leitmesse für Umwelttechnologien, Grafik: Deutsche Messe

Zu den interessantesten und reizvollsten Themen, mit denen ich mich befasse, gehört die industrielle Energieeffizienz. In der Produktion besteht noch ein erhebliches Potential zur Reduzierung des Energieverbrauchs und damit auch der Kosten. So könnten bis zum Jahr 2030 Energiekosten in einer Höhe von 65 Milliarden Euro eingespart werden, bei einem Investitionsvolumen von 9 Milliarden Euro. Allerdings muss dieses Potential gehoben werden und wirtschaftlich attraktiv werden für Industrieunternehmen, damit sie weniger anfällig sind für Steigerungen der Energiepreise.

Lösungen, die sich diesen Herausforderungen stellen, präsentiert die HANNOVER MESSE – vom 7. bis zum 11. April im Themenfeld Energie und Umwelttechnik. Dazu zählt die Messe IndustrialGreenTec in der Halle 6. Ausstellungsschwerpunkte sind umweltschonende und ressourceneffiziente Technologien und Produkte, die eine „grüne Produktion“ ermöglichen und langfristig Kostenvorteile versprechen.

Ich bin sehr gespannt auf die Hannover Messe 2014, denn für mich ist diese Messe die zentrale Messe der Energiewende. Dort sind fast alle Bereiche der Energiewende versammelt, von Erneuerbaren Energien über Smart-Grid bis zur Energieeffizienz. Meine Schwerpunkte war in den letzten Jahren schon immer die Energieeffizienz in der Industrie.

Netzwerke für Energieeffizienz in der Industrie

Im Bereich der Energieeffizienz wird die LEEN GmbH auf der IndustrialGreenTec ihre Lösungen zu „Lernenden EnergieEffizienz-Netzwerken (LEEN)“ demonstrieren. In solchen Netzwerken arbeiten mehrere Unternehmen zusammen an dem Ziel, kosteneffektiv Energie zu sparen, indem sie voneinander lernen. Wesentliche Ansatzpunkte der gemeinsamen Arbeit im Netzwerk sind Verbesserungen in den Querschnittstechnologien wie Druckluft, Kraft-Wärme-Kopplung und elektrische Antriebe.

„In 30 wissenschaftlich ausgewerteten Netzwerken in Deutschland wurden 4 000 wirtschaftliche Maßnahmen identifiziert“, sagt Dr. Dirk Köwener, Geschäftsführer von LEEN. „Die Auswertungen ergaben, dass die Unternehmen in Netzwerken doppelt so schnell ihre Effizienz steigern wie der industrielle Durchschnitt.“ Das Unternehmen liefert mit dem Managementsystem das notwendige Handwerkszeug, um den Aufbau und die dauerhafte Arbeit in Netzwerken zu ermöglichen. An diesen sind in der Regel zehn bis 15 Firmen beteiligt, deren Energieausgaben 500 000 Euro und mehr pro Jahr betragen.

Lebenszykluskosten berücksichtigen alle Kosten

Ebenfalls intensiv mit dem Thema Energieeffizienz befasst sich der Zentralverband Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI), der auch auf der IndustrialGreenTec vertreten sein wird. Welche Bedeutung dem Sparen durch mehr Effizienz zukommt, hat Roland Berger bereits 2007 untersucht. Das Beratungsunternehmen kam auf ein globales Marktvolumen von 538 Milliarden Euro, womit dieser Bereich eindeutig noch vor der nachhaltigen Wasserwirtschaft (361 Milliarden Euro), der nachhaltigen Mobilität (200 Milliarden Euro) oder den umweltfreundlichen Energien (155 Milliarden Euro) rangiert.

Nach ZVEI-Berechnungen könnten bei Maschinen und Anlagen der deutschen Industrie – inklusive der kommunalen Produktions- und Entsorgungsunternehmen – bereits heute weitere zehn bis 25 Prozent Energieeinsparungen allein durch anforderungsgerechte Automatisierungstechnologien erreicht werden. Damit ließen sich zusätzlich sieben Milliarden Euro oder auch 43 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente innerhalb eines Jahres einsparen.

Damit nicht länger nur Anschaffungspreise oder Amortisationszeiten betrachtet werden, wie es heute noch in 80 Prozent aller Fälle geschieht, hat der ZVEI ein herstellerneutrales betriebswirtschaftliches Lebenszyklus-Kosten-Berechnungstool (LCE, Lifecycle Cost Evaluation) entwickelt. Mit dessen Hilfe lassen sich verschiedene Varianten etwa bei Anlagenmodernisierungen gegenüberstellen, um die tatsächlich kostengünstigste Lösung zu ermitteln.

Potentiale der Wärmerückgewinnung nutzen

Ganz in diesem Sinne stellt die Vetter Lufttechnik GmbH hocheffiziente Wärmerückgewinnungsanlagen für die produzierende Industrie her. „Wir bauen sehr kompakte Systeme, die bis zu 75 Prozent der eingesetzten Wärme aus der Abluft von Gebäuden zurückholen“, sagt Thomas Vetter, Geschäftsführer der Vetter Lufttechnik. Die Nachrüstung bestehender Zu- und Abluftanlagen gestaltet sich vergleichsweise einfach, da die Steuer- und Hydraulikeinheit komplett geliefert und schnell montiert werden kann. Die Wärmetauscher werden individuell angepasst; spezielle Ausführungen gibt es für Prozessabluft, hohe Temperaturen und aggressive Abluft. Vetter: „Wir sind zum ersten Mal auf der IndustrialGreenTec und hoffen auf einen intensiven Meinungsaustausch, da es aus unserer Sicht viel Handlungsbedarf zur Nachrüstung in der Industrie gibt.“

Ein mindestens ebenso wichtiges Thema verfolgt die EnviroChemie, einer der führenden europäischen Anlagenbauer für die industrielle Abwasserbehandlung. So existieren bereits entsprechende Einrichtungen bei mehreren tausend Kunden weltweit. Mit dem anaeroben Reinigungssystem Biomar hat es EnviroChemie geschafft, aus Industrieabwasser Energie zu gewinnen. „Zudem haben wir ein neues patentiertes membrantechnisch-biologisches Recyclingverfahren für Großwäschereien“, sagt Gottlieb Hupfer, Vorsitzender der Geschäftsführung der EnviroChemie. „Dort werden Wasser und auch Wärme zurückgeführt.“ In Biomar-Anlagen wandeln Anaerobbakterien die organischen Abwasserinhaltsstoffe biologisch in Methangas um. Das aufbereitete Gas kann dann als Ersatz für Heizöl dienen. Bei einer Großmolkerei in Schweden wurde die Abwasserbelastung um 90 Prozent reduziert, täglich werden dort mehr als 1 000 Liter Heizöl eingespart. EnviroChemie arbeitet auch im europäischen Verbundprojekt AquaFit4use mit, das für die energieeffiziente Reinigung selbst kleiner Abwassermengen besonders kompakte biologische Anlagen entwickeln soll.

Aber auch eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft ist beim Ressourcenverbrauch unabdingbar – die Vision einer abfallarmen und energieeffizienten Welt beschreibt das Konzept „Urban Mining“. Autos, Gebäude, Maschinen und Anlagen werden nach dieser Idee zu den Rohstoffen von morgen – ganze Städte und Teile der Infrastruktur dienen als Bergwerke der Zukunft. Gerade beim Bauen sind neue Ideen, wie sie auf der IndustrialGreenTec vorgestellt werden, zwingend erforderlich. So verursacht der Gebäudebau 50 Prozent des weltweiten Ressourcenverbrauchs und 60 Prozent des Abfallaufkommens, von dem bisher nur zehn Prozent ohne Qualitätsverlust recycelt werden – eine Quote, die verbesserungsfähig ist. Auch dieser Bereich gehört zu den vielen spannenden Themen, die Besucher der IndustrialGreenTec in diesem Jahr erwarten dürfen.

Technologie alleine reicht nicht

Gute Beispiele für Energieeffizienz gibt es genug und effiziente Technologien stehen auch bereit. Doch das reicht nicht aus, um das gesamte Potential nutzen zu können. Es muss attraktiver werden energieeffiziente Technologien einzusetzen und den Unternehmen durch geeignete Finanzierungsinstrumente die Investitionen in Energieeffizienz so einfach wie möglich gemacht werden. Dann können die großen Potentiale der Energieeffizienz auch genutzt werden. Ich bin gespannt, ob auch das ein Thema sein wird auf der Hannover Messe.

Potentiale für Energieeffizienz in der Industrie nutzen

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Energieblogger aus Leidenschaft mit großem Faible vor allem für effiziente Energienutzung im Strom- und Wärmebereich. Aber auch die kostenlose Energie, die uns die Natur zur Verfügung stellt ist faszinierend und Herausforderung zugleich.

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