Gestern traf ich tatsächlich mal einen Frankfurter, hier geboren und aufgewachsen: Sein Großvater war Anglo-Inder, seine Großmutter Chinesin. Vorgestern traf ich eine Freundin, deren Eltern aus Polen stammen. Beide sind Deutsche. Sie ist blond. Er wird diskriminiert. Denn ich, ganz erwartungsvoll: Du bist doch Inder! Wo ich selber keine bin.
Ich vermute, dass Rassismus als Spielart der Ausgrenzung von Minderheiten eine Konstante aller Kulturen ist. Ich bin von Rassismus betroffen, ich bin meinerseits Rassistin, randvoll mit den landläufigen Stereotypen über “andere”. Ich kann verstehen, wieso Innenminister Friedrich so negativ auf Muslime reagiert: Islamophobie ist – ebenso wie Antisemitismus – in der westlichen Kultur tief verankert. Umgekehrt flammt bei mir “Bayerischer Hinterwäldler” auf, wenn ich diesen Mann sehe und seine Äußerungen in den Medien zur Kenntnis nehme. Dabei ist er vielleicht in anderen Zusammenhängen ganz anders, wer weiß.
Der amerikanische Schriftsteller Touré in seiner Untersuchung “Who’s Afraid Of Post-Blackness – What It Means To Be Black Now“: Wir sind alle Obama. Wir sind heute in verschiedenen Ethnien und Kulturen verwurzelt, aber darauf nicht beschränkt. Jede Differenzierung und Weiterentwicklung des ererbten individuellen Set-Ups ist legitim. Und zu respektieren.
“… a significant quotation from Hugo of St. Victor´s Didascalion: ‘The man who finds his homeland sweet is still a tender beginner; he to whom every soil is as his native one is already strong; but he is perfect to whom the entire world is as a foreign land.’ The more one is able to leave one’s cultural home, the more easily is one able to judge it, and the whole world as well, with the spiritual detachment and generosity necessary for true vision. The more easily, too, does one assess oneself and alien cultures with the same combination of intimacy and distance.” (Edward W. Said: Orientalism)
