Was auf der britischen Insel geschähe, sei keine politische Manifestation mehr, sondern kriminell. Das schreiben die Gazetten an der Einheitsfront der Meinungsbildung einträchtig. Chaoten, Randalierer, kriminelle Marodeure! Höchstwahrscheinlich mag dieses Urteil sogar stimmig sein. Forderungen an die Gesellschaft stellen diese Jugendlichen vermutlich nicht, jedenfalls liest man davon nichts. Sie wüten als Mob durch die Straßen und brandschatzen. Dennoch ist das eine politische Dimension, auch wenn konservative Zeitungen gerade dies zu leugnen trachten.
Eine Gesellschaft, in der über Nacht alle Hemmungen fallen, Häuser anzuzünden, in der man eben mal Menschen mit Gewalt konfrontiert, muß sich doch fragen lassen, was schiefgelaufen ist. Gelangweilte Jugendliche sind nicht per se für "jeden Spaß zu haben" - sind nicht in nuce kriminell oder gewalttätig veranlagt. Da muß schon mehr dazu kommen, um diesen bedenklichen Schritt zu gehen. Perspektivlosigkeit ist es eher, was Menschen eine Laufbahn als Verbrecher einschlagen läßt - nicht gehört, nicht wahrgenommen zu werden, die Gesellschaft nicht zu interessieren, der ungeliebte Bodensatz eines nach und nach durchmanchestesierten Kapitalismus' zu sein: das animiert zu Brandstifterei, ermutigt dazu, die Spielregeln der Gesellschaft, die einen nicht liebt, zu unterwandern und für nichtig zu erklären.
Auch wenn der Mob keine Forderungen diktiert, auch wenn er nur durch die Straßen Britanniens schwappt, um Feuer und Angst zu schüren: das ist politisch! Wenn Politik und Wirtschaft seit Jahrzehnten reformerisch nurmehr zum Sozialabbau tendieren, Bildung zu einem Luxusgut machten, Jugendlichen sukzessive eine Aussicht auf eine Zukunft in Würde raubten, dann sind unzufriedene junge Menschen (die Unzufriedenheit im jugendlichen Leichtsinn gerne mal mit Macht alles kaputt! verwechseln), keine unpolitische Modeerscheinung. Sie sind das Erzeugnis politischer Kumpanei mit dem Kapital; sie sind das Produkt einer Gesellschaft, die politische Entscheidungen nicht nach Wertvorstellungen erringen wollte, sondern "ökonomisch abgewogen," nach Kosten, Nutzen und den Interessen von Konzernen. Fragt eine Gesellschaft nicht danach, was ihre Jugend will, fragt sie nur danach, was ihre Geldhaie möchte, dann darf sie sich nicht wundern, wenn die Jugend die Spielregeln des Zusammenlebens nicht mehr anerkennt.
Die Entpolitisierung seitens der Medien ist Programmatik - und damit Politik. Es ist der Versuch, die Schuld auf die Jugendlichen selbst zu verlagern. Wir dürfen allerdings nur von Teilschuld sprechen. Für Morde und Brandstifterei muß sich natürlich jeder selbst verantworten. Für die Dimension, für die aufgekeimte Bereitschaft junger Leute, überhaupt so weit zu gehen, tragen andere die Verantwortung. Diejenigen, die seit Jahrzehnten eine Politik gegen die Jugend, überhaupt gegen gesellschaftlich Benachteiligte, betreiben, diejenigen sind die Anstifter der Brandstifter. Sie haben ermöglicht, dass die Insel brennt. Der soziale Friede ist, wie jeder Friede, nichts, das alleweil gilt, wenn er einmal verwirklicht war - man muß ihn fortwährend stützen, jeden Tag neu erarbeiten. Wenn man das Engagement im Namen des sozialen Frieden einstellt, und die europäische Politik hat schon vor langer Zeit aufgehört, für diesen Frieden zu arbeiten, dann marodieren letztlich unzufriedene Gesellschaftsschichten.
Aus diesen nun Verbrecher und Kriminelle zu machen, die kein politisches Begehren aufweisen, ist Politik: eine Politik des Vergessenmachens, des Bemäntels, des Abwiegelns jeglicher Verantwortung. Die Bereitschaft zum Randalieren ist nicht unpolitisch, sie ist eine politische Erscheinung. Dem Willen zur Zerstörung wohnt somit auch ein stilles politisches Motiv inne.
Eine Gesellschaft, in der über Nacht alle Hemmungen fallen, Häuser anzuzünden, in der man eben mal Menschen mit Gewalt konfrontiert, muß sich doch fragen lassen, was schiefgelaufen ist. Gelangweilte Jugendliche sind nicht per se für "jeden Spaß zu haben" - sind nicht in nuce kriminell oder gewalttätig veranlagt. Da muß schon mehr dazu kommen, um diesen bedenklichen Schritt zu gehen. Perspektivlosigkeit ist es eher, was Menschen eine Laufbahn als Verbrecher einschlagen läßt - nicht gehört, nicht wahrgenommen zu werden, die Gesellschaft nicht zu interessieren, der ungeliebte Bodensatz eines nach und nach durchmanchestesierten Kapitalismus' zu sein: das animiert zu Brandstifterei, ermutigt dazu, die Spielregeln der Gesellschaft, die einen nicht liebt, zu unterwandern und für nichtig zu erklären.
Auch wenn der Mob keine Forderungen diktiert, auch wenn er nur durch die Straßen Britanniens schwappt, um Feuer und Angst zu schüren: das ist politisch! Wenn Politik und Wirtschaft seit Jahrzehnten reformerisch nurmehr zum Sozialabbau tendieren, Bildung zu einem Luxusgut machten, Jugendlichen sukzessive eine Aussicht auf eine Zukunft in Würde raubten, dann sind unzufriedene junge Menschen (die Unzufriedenheit im jugendlichen Leichtsinn gerne mal mit Macht alles kaputt! verwechseln), keine unpolitische Modeerscheinung. Sie sind das Erzeugnis politischer Kumpanei mit dem Kapital; sie sind das Produkt einer Gesellschaft, die politische Entscheidungen nicht nach Wertvorstellungen erringen wollte, sondern "ökonomisch abgewogen," nach Kosten, Nutzen und den Interessen von Konzernen. Fragt eine Gesellschaft nicht danach, was ihre Jugend will, fragt sie nur danach, was ihre Geldhaie möchte, dann darf sie sich nicht wundern, wenn die Jugend die Spielregeln des Zusammenlebens nicht mehr anerkennt.
Die Entpolitisierung seitens der Medien ist Programmatik - und damit Politik. Es ist der Versuch, die Schuld auf die Jugendlichen selbst zu verlagern. Wir dürfen allerdings nur von Teilschuld sprechen. Für Morde und Brandstifterei muß sich natürlich jeder selbst verantworten. Für die Dimension, für die aufgekeimte Bereitschaft junger Leute, überhaupt so weit zu gehen, tragen andere die Verantwortung. Diejenigen, die seit Jahrzehnten eine Politik gegen die Jugend, überhaupt gegen gesellschaftlich Benachteiligte, betreiben, diejenigen sind die Anstifter der Brandstifter. Sie haben ermöglicht, dass die Insel brennt. Der soziale Friede ist, wie jeder Friede, nichts, das alleweil gilt, wenn er einmal verwirklicht war - man muß ihn fortwährend stützen, jeden Tag neu erarbeiten. Wenn man das Engagement im Namen des sozialen Frieden einstellt, und die europäische Politik hat schon vor langer Zeit aufgehört, für diesen Frieden zu arbeiten, dann marodieren letztlich unzufriedene Gesellschaftsschichten.
Aus diesen nun Verbrecher und Kriminelle zu machen, die kein politisches Begehren aufweisen, ist Politik: eine Politik des Vergessenmachens, des Bemäntels, des Abwiegelns jeglicher Verantwortung. Die Bereitschaft zum Randalieren ist nicht unpolitisch, sie ist eine politische Erscheinung. Dem Willen zur Zerstörung wohnt somit auch ein stilles politisches Motiv inne.