Poliça
„United Crushers“
(Memphis Industries)
Man wird jetzt wieder viel darüber lesen, wie unglaublich erstaunlich es doch sei, dass eine so kleine und zarte Person wie Channy Leaneagh so beharrlich wie unerschrocken innenpolitische Misstände und globales Unrecht anprangert. Warum, möchte man den unermüdlichen Klischeepflegern zurufen, sollte einen das denn bitteschön verblüffen? Wirft es nichtvielmehr ein trauriges Licht auf eine Gesellschaft, die sich offenbar von bewusster Einmischung und unbequemer Nachfrage irritieren und herausfordern läßt? Die Amerikanerin ist zweifache, alleinerziehende Mutter, die zunächst einmal mit wachen Augen durchs Leben geht und es sich zur Aufgabe gemacht hat, die großen wie auch die kleinen Dinge gewissenhaft (und das meint hier auch: mit humanitärem Gewissen) für sich zu dokumentieren. Flüchtlingselend und Armutsgefälle gehen an ihr als Künstlerin ebensowenig spurlos vorüber wie alltäglicher Rassismus und die anhaltende Unterdrückung von Frauen, zudem droht in ihrem Land ein islamophober und menschenverachtender Clown wie Donald Trump an verantwortungsvolle politische Ämter zu gelangen – was Wunder, dass sie von ihrer Umtriebigkeit nichts verloren hat.
Und doch ist „United Crushers“ das bislang persönlichste Album der Band geworden, suchen sie hier doch eine ausgewogene Balance zwischen politischer Proklamation und privater Beobachtung. Wurden auf „Shulamit“, dem Vorgänger, die Ausdrucksmittel in Bild, Ton und Text noch provokativer gewählt, kommt diese Platte an mancher Stelle sogar versöhnlich und gut gelaunt daher. Und auch wenn die Stücke dadurch vielleicht etwas von ihrer Kantigkeit und Unverwechselbarkeit eingebüßt haben, so klingen sie doch noch immer vielschichtig und spannungsreich und weisen stets diese kleinen, unscheinbaren Sollbruchstellen auf, die sie von bloßem Formatpop deutlich abheben. Das schroffe, tonnenschwere „Top Coat“ stellt hier eher die Ausnahme, „Lime Habit“ und „Someway“ wippen dagegen deutlich unbeschwerter und sind wohl eher für die Tanzfläche als für den Rückzug in die Innerlichkeit geschrieben.
Schärfer dann schon der Track „Wedding“, in dem wachsende Polizeiwillkür, grassierende Waffengewalt und gefährliche Milieuverflechtungen angeprangert werden, hier haben es Poliça mit der visuellen Muppet-Show-Übersetzung von Isaac Gale – wenig überraschend – schnell in die öffentliche Diskussion geschafft. Ähnlich deutlich wird Leaneagh in „Baby Sucks“, hier reicht ein Ehrendoktor in Küchenpsychologie, um zu erkennen, dass der Zuhörer Zeuge einer sehr persönlichen Abrechnung wird: “Cut throat gets beaten by black coats, we own ourselves now, your name can not be found. I don't need your money, I don't need to know what you know, have realized it’s lost on you.” Das wohl beeindruckendste Stück hat sie gleich zu Beginn der Arbeiten an der Platte geschrieben – “Berlin” entstand nach ihrer Rückkehr von der Tour ins Haus ihrer Eltern und bringt eine bedrohliche Düsternis und Wucht ins Spiel, die noch sehr an das Stimmungsbild des Debüts „Give You The Ghost“ erinnert. Der Umstand, dass ein so tiefschwarzer Song auf „United Crushers“ als einer unter vielen verschiedenen wahrgenommen wird, macht diese Platte zu einer besonderen. http://www.thisispolica.com/
27.10. Köln, Kantine
28.10. Frankfurt, Batschkapp
29.10. Hamburg, Uebel und Gefährlich
04.11. Berlin, Astra
05.11. München, Technikum
„United Crushers“
(Memphis Industries)
Man wird jetzt wieder viel darüber lesen, wie unglaublich erstaunlich es doch sei, dass eine so kleine und zarte Person wie Channy Leaneagh so beharrlich wie unerschrocken innenpolitische Misstände und globales Unrecht anprangert. Warum, möchte man den unermüdlichen Klischeepflegern zurufen, sollte einen das denn bitteschön verblüffen? Wirft es nichtvielmehr ein trauriges Licht auf eine Gesellschaft, die sich offenbar von bewusster Einmischung und unbequemer Nachfrage irritieren und herausfordern läßt? Die Amerikanerin ist zweifache, alleinerziehende Mutter, die zunächst einmal mit wachen Augen durchs Leben geht und es sich zur Aufgabe gemacht hat, die großen wie auch die kleinen Dinge gewissenhaft (und das meint hier auch: mit humanitärem Gewissen) für sich zu dokumentieren. Flüchtlingselend und Armutsgefälle gehen an ihr als Künstlerin ebensowenig spurlos vorüber wie alltäglicher Rassismus und die anhaltende Unterdrückung von Frauen, zudem droht in ihrem Land ein islamophober und menschenverachtender Clown wie Donald Trump an verantwortungsvolle politische Ämter zu gelangen – was Wunder, dass sie von ihrer Umtriebigkeit nichts verloren hat.
Und doch ist „United Crushers“ das bislang persönlichste Album der Band geworden, suchen sie hier doch eine ausgewogene Balance zwischen politischer Proklamation und privater Beobachtung. Wurden auf „Shulamit“, dem Vorgänger, die Ausdrucksmittel in Bild, Ton und Text noch provokativer gewählt, kommt diese Platte an mancher Stelle sogar versöhnlich und gut gelaunt daher. Und auch wenn die Stücke dadurch vielleicht etwas von ihrer Kantigkeit und Unverwechselbarkeit eingebüßt haben, so klingen sie doch noch immer vielschichtig und spannungsreich und weisen stets diese kleinen, unscheinbaren Sollbruchstellen auf, die sie von bloßem Formatpop deutlich abheben. Das schroffe, tonnenschwere „Top Coat“ stellt hier eher die Ausnahme, „Lime Habit“ und „Someway“ wippen dagegen deutlich unbeschwerter und sind wohl eher für die Tanzfläche als für den Rückzug in die Innerlichkeit geschrieben.
Schärfer dann schon der Track „Wedding“, in dem wachsende Polizeiwillkür, grassierende Waffengewalt und gefährliche Milieuverflechtungen angeprangert werden, hier haben es Poliça mit der visuellen Muppet-Show-Übersetzung von Isaac Gale – wenig überraschend – schnell in die öffentliche Diskussion geschafft. Ähnlich deutlich wird Leaneagh in „Baby Sucks“, hier reicht ein Ehrendoktor in Küchenpsychologie, um zu erkennen, dass der Zuhörer Zeuge einer sehr persönlichen Abrechnung wird: “Cut throat gets beaten by black coats, we own ourselves now, your name can not be found. I don't need your money, I don't need to know what you know, have realized it’s lost on you.” Das wohl beeindruckendste Stück hat sie gleich zu Beginn der Arbeiten an der Platte geschrieben – “Berlin” entstand nach ihrer Rückkehr von der Tour ins Haus ihrer Eltern und bringt eine bedrohliche Düsternis und Wucht ins Spiel, die noch sehr an das Stimmungsbild des Debüts „Give You The Ghost“ erinnert. Der Umstand, dass ein so tiefschwarzer Song auf „United Crushers“ als einer unter vielen verschiedenen wahrgenommen wird, macht diese Platte zu einer besonderen. http://www.thisispolica.com/
27.10. Köln, Kantine
28.10. Frankfurt, Batschkapp
29.10. Hamburg, Uebel und Gefährlich
04.11. Berlin, Astra
05.11. München, Technikum