Es ist immer wieder der Affe. Immer wieder werden unsere nächsten Verwandten im Tierreich als Motiv für mehr oder weniger spannende Geschichten verwendet. Sei das King Kong, als Urmonstrosität des Films schlechthin, oder die Vorabendserie „Unser Charly“, in der ein abgerichteter Schimpanse das Leben in einer typisch deutschen Bilderbuchfamilie genießt. Ein echtes Phänomen bietet da die Filmreihe rund um den Planeten der Affen. 1968 landete Charlton Heston nach einem missglückten Weltraumflug auf jener Welt, die der Erde ganz ähnlich war und musste feststellen, dass hier die Affen das Sagen hatten und die Menschen in Käfigen und Zoos lebten. Nach vier Fortsetzungen, die immer verworrener und trashiger wurden, endete die Serie, um 2001 neu gestartet zu werden. Hier versuchte Tim Burton, die Story mit einem düsteren Touch zu versehen, fuhr außerdem unglaublich detaillierte Affenkostüme und Masken auf und ließ das Ganze letztlich doch zu einem oberflächlichen Actionstreifen verkommen, der an den Kassen schweren Schiffbruch erlitt. Zehn Jahre später rechnete wohl niemand mit einer ernst zu nehmenden Fortsetzung der Reihe, denn trotz ihrer relativen Bekanntheit, sind sich Fans und Kritiker einig: „Planet der Affen“ war nie wirklich gut und hat den Status des soliden Durchschnitts selten überflügeln können. Grund genug also, sich den neuesten Ableger „Planet der Affen – Prevolution“ mit einer gesunden Portion Skepsis zu nähren.
Will ist Wissenschaftler und Hirnforscher. Er hat ein neuartiges Mittel entwickelt, welches ein krankes Gehirn dazu bringt, neue Hirnzellen zu generieren. Dadurch soll zum Beispiel Alzheimer geheilt werden. Bevor das Präparat in den Handel kommen kann, muss es natürlich ausgiebig getestet werden. Dazu werden in Wills Labor zahlreiche Affen gehalten – vorwiegend Schimpansen. Eine Affendame spricht besonders gut auf das Mittel an und zeigt eine enorm gesteigerte Intelligenz. Doch bevor es zur Präsentation vor den Geldgebern gehen kann, dreht das Tier durch und greift seine Pfleger an. Im Eifer des Gefechts wird sie getötet und ihr aggressives Verhalten dem Medikament in die Schuhe geschoben. Will entdeckt allerdings den wahren Grund. Die Affendame hat ein Junges bekommen und wollte es lediglich verteidigen. Will nimmt sich des Affenbabys Caesar an und lässt es zu Hause einziehen. Der Kleine zeigt sehr schnell eine enorme Intelligenz, die weit über das kognitive Verhalten seiner Artgenossen oder gar gleichaltriger Menschen hinaus geht. Nach einigen Jahren gibt es allerdings ein Unglück. Wills verwirrter Vater bekommt Ärger mit dem spießigen Nachbarn, der enorm gereizt und aggressiv auftritt. Caesar beobachtet den Streit und greift den Nachbarn an, um Wills Vater zu beschützen. Caesar wird nun in ein Tierheim gesteckt, wo er das erste Mal mit anderen Affen in Kontakt kommt und außerdem das erste Mal merkt, dass die meisten Menschen ganz und gar nicht freundlich mit Tieren umgehen. Bald ersinnt er einen Plan, sich und seinen misshandelten Mitaffen zu helfen.
„Gott sei Dank ist die Brücke ganz geblieben“. Mein Papa vertritt da die Einstellung, sich keine Filme anzusehen, in denen die Golden Gate Bridge in San Francisco beschädigt, oder gar zerstört wird. Wenn es nur darum geht, kann ich ihm „Prevolution“ schon mal bedenkenlos empfehlen, auch, wenn es zwischendurch knapp wird und schlecht aussieht für die schönste Brücke der Welt. Muss man diesen Film so oberflächlich bewerten? Man muss nicht, aber man kann. „Prevolution“ hat viele gute Ansätze, die der Film aber irgendwie nicht weiterführt. Das fängt bei den Charakteren an, geht mit der visuellen Darstellung weiter und endet mit der Story. Der Reihe nach: Alle Figuren, einschließlich des Hauptaffen, sind nur oberflächlich und substanzlos entwickelt. Es ist fast so, als hätte man eine Schablone für typische Charaktere genommen und diese eingebaut, ohne dass den Figuren eine tiefere Bedeutung zugestanden wurde. Was die Darstellung der Affen angeht, haben WETA mal wieder großartige Arbeit geleistet. Die Mimik und Gestik sind unglaublich gründlich animiert und mit Hilfe des Meisters der Motion-Capturing-Methode Andy Serkis nahezu perfektioniert worden. Das Design der Tiere ist allerdings zu fett geraten. Die Affen sehen doch zu unrealistisch aus. Sie sind viel zu groß und mächtig und man sieht sofort, dass es sich um unechte Tiere handelt. Der Hauptkritikpunkt ist die Oberflächlichkeit der Story. Gerade auf dem Gebiet der Forschung mit Menschenaffen wurden in den letzten 30 Jahren enorm viele Erkenntnisse gesammelt, so dass man den Science-Fiction-Part der Geschichte getrost durch echte Fakten hätte ersetzen können. So wirkt das ganze insgesamt übertrieben und unrealistisch und eben so, als hätte man sich nicht ausreichend Gedanken gemacht, wie man dieses vielseitige Thema umsetzen könnte. Doch Halt! Will dieser Film ein exaktes Spiegelbild der heutigen wissenschaftlichen Kenntnisse über Menschenaffen reflektieren? Viel mehr erzählt „Prevolution“ doch die Vorgeschichte eines abgefahrenen Science-Fiction-Films, in der die Affen als Fleisch gewordene Katharsis der Menschheit auftreten, und wir gezeigt bekommen, wie sehr wir unser Schicksal vielleicht jetzt schon aus der Hand gegeben haben und uns von Technik und Wissenschaft abhängig gemacht haben. So ist der Film auch mit liebevoll und clever eingebauten Zitaten auf die alten Filme durchsetzt und sogar der berühmte Heston-Satz wurde in einer verblüffend wirkenden Schlüsselszene verwendet.
„Planet der Affen – Prevolution“ ist gute Unterhaltung und auch, wenn er die eigentliche Thematik nicht mehr als oberflächlich anreißt, kann man diesen Aspekt vielleicht ausblenden. Wenn man der Film nämlich in Hinblick auf die gesamte Serie bewertet, haben wir hier tatsächlich den besten Teil, der den Titel „Planet der Affen“ trägt und man darf gespannt sein, wie es in den kommenden Filmen weiter geht. Vielleicht bieten die Fortsetzungen dann auch den entsprechenden Tiefgang auf thematischer Ebene.
Rise Of The Planet Of The Apes (USA, 2011): R.: Rupert Wyatt; D.: James Franco, Freida Pinto, Andy Serkis, u.a.; M.: Patrick Doyle; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Kineast On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.
Will ist Wissenschaftler und Hirnforscher. Er hat ein neuartiges Mittel entwickelt, welches ein krankes Gehirn dazu bringt, neue Hirnzellen zu generieren. Dadurch soll zum Beispiel Alzheimer geheilt werden. Bevor das Präparat in den Handel kommen kann, muss es natürlich ausgiebig getestet werden. Dazu werden in Wills Labor zahlreiche Affen gehalten – vorwiegend Schimpansen. Eine Affendame spricht besonders gut auf das Mittel an und zeigt eine enorm gesteigerte Intelligenz. Doch bevor es zur Präsentation vor den Geldgebern gehen kann, dreht das Tier durch und greift seine Pfleger an. Im Eifer des Gefechts wird sie getötet und ihr aggressives Verhalten dem Medikament in die Schuhe geschoben. Will entdeckt allerdings den wahren Grund. Die Affendame hat ein Junges bekommen und wollte es lediglich verteidigen. Will nimmt sich des Affenbabys Caesar an und lässt es zu Hause einziehen. Der Kleine zeigt sehr schnell eine enorme Intelligenz, die weit über das kognitive Verhalten seiner Artgenossen oder gar gleichaltriger Menschen hinaus geht. Nach einigen Jahren gibt es allerdings ein Unglück. Wills verwirrter Vater bekommt Ärger mit dem spießigen Nachbarn, der enorm gereizt und aggressiv auftritt. Caesar beobachtet den Streit und greift den Nachbarn an, um Wills Vater zu beschützen. Caesar wird nun in ein Tierheim gesteckt, wo er das erste Mal mit anderen Affen in Kontakt kommt und außerdem das erste Mal merkt, dass die meisten Menschen ganz und gar nicht freundlich mit Tieren umgehen. Bald ersinnt er einen Plan, sich und seinen misshandelten Mitaffen zu helfen.
„Gott sei Dank ist die Brücke ganz geblieben“. Mein Papa vertritt da die Einstellung, sich keine Filme anzusehen, in denen die Golden Gate Bridge in San Francisco beschädigt, oder gar zerstört wird. Wenn es nur darum geht, kann ich ihm „Prevolution“ schon mal bedenkenlos empfehlen, auch, wenn es zwischendurch knapp wird und schlecht aussieht für die schönste Brücke der Welt. Muss man diesen Film so oberflächlich bewerten? Man muss nicht, aber man kann. „Prevolution“ hat viele gute Ansätze, die der Film aber irgendwie nicht weiterführt. Das fängt bei den Charakteren an, geht mit der visuellen Darstellung weiter und endet mit der Story. Der Reihe nach: Alle Figuren, einschließlich des Hauptaffen, sind nur oberflächlich und substanzlos entwickelt. Es ist fast so, als hätte man eine Schablone für typische Charaktere genommen und diese eingebaut, ohne dass den Figuren eine tiefere Bedeutung zugestanden wurde. Was die Darstellung der Affen angeht, haben WETA mal wieder großartige Arbeit geleistet. Die Mimik und Gestik sind unglaublich gründlich animiert und mit Hilfe des Meisters der Motion-Capturing-Methode Andy Serkis nahezu perfektioniert worden. Das Design der Tiere ist allerdings zu fett geraten. Die Affen sehen doch zu unrealistisch aus. Sie sind viel zu groß und mächtig und man sieht sofort, dass es sich um unechte Tiere handelt. Der Hauptkritikpunkt ist die Oberflächlichkeit der Story. Gerade auf dem Gebiet der Forschung mit Menschenaffen wurden in den letzten 30 Jahren enorm viele Erkenntnisse gesammelt, so dass man den Science-Fiction-Part der Geschichte getrost durch echte Fakten hätte ersetzen können. So wirkt das ganze insgesamt übertrieben und unrealistisch und eben so, als hätte man sich nicht ausreichend Gedanken gemacht, wie man dieses vielseitige Thema umsetzen könnte. Doch Halt! Will dieser Film ein exaktes Spiegelbild der heutigen wissenschaftlichen Kenntnisse über Menschenaffen reflektieren? Viel mehr erzählt „Prevolution“ doch die Vorgeschichte eines abgefahrenen Science-Fiction-Films, in der die Affen als Fleisch gewordene Katharsis der Menschheit auftreten, und wir gezeigt bekommen, wie sehr wir unser Schicksal vielleicht jetzt schon aus der Hand gegeben haben und uns von Technik und Wissenschaft abhängig gemacht haben. So ist der Film auch mit liebevoll und clever eingebauten Zitaten auf die alten Filme durchsetzt und sogar der berühmte Heston-Satz wurde in einer verblüffend wirkenden Schlüsselszene verwendet.
„Planet der Affen – Prevolution“ ist gute Unterhaltung und auch, wenn er die eigentliche Thematik nicht mehr als oberflächlich anreißt, kann man diesen Aspekt vielleicht ausblenden. Wenn man der Film nämlich in Hinblick auf die gesamte Serie bewertet, haben wir hier tatsächlich den besten Teil, der den Titel „Planet der Affen“ trägt und man darf gespannt sein, wie es in den kommenden Filmen weiter geht. Vielleicht bieten die Fortsetzungen dann auch den entsprechenden Tiefgang auf thematischer Ebene.
Rise Of The Planet Of The Apes (USA, 2011): R.: Rupert Wyatt; D.: James Franco, Freida Pinto, Andy Serkis, u.a.; M.: Patrick Doyle; Offizielle Homepage
In Weimar: CineStar
Kineast On Air: Jeden Donnerstag, 12:25 Uhr auf Radio Lotte Weimar.