© Disney Pixar / Merida mit ihrem Hengst Angust
„Es kann nur einen geben“ hieß es noch 1986 in Regisseur Russell Mulcahys „Highlander“. Nun bekommt Christohper Lambert, der sich hier als Kopf-abschlagender Schotte seiner Kontrahenten entledigte, jedoch starke Konkurrenz. Denn zum ersten Mal wagt sich die Animationsschmiede Pixar in die schottischen Highlands um ihr ersten Märchen auf die Leinwände zu bringen. Nach lebendig gewordenem Plastikspielzeug, der Mikro-Welt des Vorgartens, des Meeres oder einer rattenüberlaufenden Restaurantküche, nebst unglaublichen Superhelden, Irrfahrten mit einem Ballon-Haus, den Abenteuern von vermenschlichten Fahrzeugkarosserien oder Monstern und Robotern, entführen die Pixar Animation Studios nun also in ein Märchen, wie man es wahrscheinlich sonst nur von Walt Disney selbst erwartet hätte. Hierfür reiste das Produktionsteam von „Merida – Legende der Highlands“ zwei Mal zur Recherche nach Schottland um das Mittelalter, wie es im Film beschrieben wird, im heutigen Schottland zu suchen und zu finden. Man besuchte entsprechende Sehenswürdigkeiten und Veranstaltungen, die ein Gefühl für die vergangene Kultur vermitteln sollten. Das Art Department zeichnete darüber hinaus rund 350 Bilder von Laubsorten, Dickicht und Moos um damit die entsprechende Atmosphäre der schottischen Highlands des Mittelalters zu erschaffen.
Der Film selbst ist nun Pixars 13. abendfüllende Animationsfilm. Er entführt die Zuschauer in eine mittelalterliche und geheimnisvolle Welt, in der seit Menschengedenken die alten Geschichten von epischen Schlachten und mystischen Legenden von Generation zu Generation weitergegeben werden. So auch von König Fergus, der voller Leidenschaft seine kleine Tochter und ihre Drillingsbrüder mit solchen Geschichten versorgt. Da ist es auch nicht verwunderlich, dass diese Geschichten das rot gelockte Mädchen immer wieder dazu antreiben, selbst das große Abenteuer zu suchen. Sie verbringt ihre Tage damit auf Felsen herum zu klettern und sich im Schwertkampf und Bogenschießen zu üben. Aber Merida ist nicht dazu bestimmt, mit ihrem Bogen bewaffnet über die wilden Highlands zu reiten. Jedenfalls nicht, wenn es nach ihrer Mutter, Königin Elinor, geht. Sie hat einen eigenen Plan für ihre Tochter – einen, der schon vorherbestimmt war, lange bevor Merida und ihre Mutter geboren wurden. Merida soll erwachsen werden und königliche Verantwortung übernehmen sowie eine arrangierte Ehe eingehen, damit der brüchige Frieden zwischen den zerstrittenen Clans des Königreichs erhalten werden kann. In einem Filmclip auf der YouTube-Seite der Walt Disney Studios Deutschland werden die in Frage kommenden Ehepartner etwas näher vorgestellt. Elinor hat Jahre damit verbracht, Merida auf diesen Ehe-Moment vorzubereiten und zeigt keinerlei Verständnis für das Aufbegehren ihrer Tochter. Doch Merida kann es nicht ertragen, wenn ihr jemand vorschreibt, was sie zu tun und zu lassen hat.
Merida ist ein temperamentvoller, eigenwilliger Teenager königlicher Herkunft, der versucht, gegen alle Widerstände seinen eigenen Weg im Leben zu gehen. Am wohlsten fühlt sie sich in der freien Natur, wo sie dann begeistert ihre Kletterkünste trainieren und ihr Können als Bogenschützin und Schwertkämpferin unter Beweis stellen kann. Oder aber sie galoppiert auf ihrem treuen Hengst, Angus, durch die Landschaft der Highlands. Ihr Temperament ist zwar mindestens so wild wie ihre lockigen Haare, trotzdem hat sie aber ein weiches Herz, besonders wenn es m ihre Brüder geht. Da ihr Leben als Königstochter vorherbestimmt ist und voller Verpflichtungen und Erwartungen steckt, sehnt sie sich umso mehr nach Freiheit und Unabhängigkeit. Als sie deshalb mit einer uralten Tradition bricht, sind die Konsequenzen für das Königreich katastrophal und sie muss all ihr erlerntes Können dazu nutzen, um die Folgen ihres rücksichtslosen Handelns wieder gerade zu biegen. Dabei lernt sie, was es wirklich heißt, mutig und tapfer zu sein.
Berlin, 08.05.2012, Synchronstudio mit Nora Tschirner zu Disney/Pixars “Merida – Legende der Highlands”
Die erste weibliche Pixar-Heldin hat auch in Deutschland eine prominente Stimme erhalten. Der Vorteil des englischen Originals bleibt hier allerdings die Stimme von Kelly Macdonald (Helena Ravenclaw in „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes – Teil 2“), die als gebürtige Schottin den nötigen Akzent für die Rolle der Merida mitbringt. Aber sicherlich wird auch die deutsche Schauspielerin Nora Tschirner ihre Sache gut machen. Nach „Asterix und die Wikinger“ (2006) und „Marmaduke“ (2010) ist „Merida – Legende der Highlands“ die dritte Synchronrolle für Tschirner. Neben der Stimme war auch das Aussehen ein wichtiger Punkt für den Animationsfilm. Die Kleider der Figuren stellten die Filmemacher vor eine Herausforderung. So hat Boo aus „Die Monster AG“ nur ein T-Shirt und eine Leggins an, die Mutter aus „Toy Story 2“ ist mit einer eng anliegenden Hose zu sehen. Mehr konnte man damals noch nicht darstellen. König Fergus hat dagegen acht verschiedene Schichten Kleidung übereinander an: Kettenhemd, Körperpanzer, mehrere Stoffbahnen seines Kilts, einen Gürtel, ein Futteral für sein Schwert und einen Umhang aus Bärenfell. Das alles musste am Computer so programmiert werden, dass die Bewegungen jeder einzelnen Schicht absolut echt aussehen und die Kleidungsstücke alle realistisch aufeinander reagieren. Merida selbst ist mit fünf zerrissenen Kleidern, plus Mantel, Köcher, Handschutz und Halskette zu sehen. Sie trägt im Film insgesamt 22 verschiedene Outfits und hat fünf verschiedene Frisuren. Das ist natürlich perfekt für ausgedehnte Merchandise-Aktionen im offiziellen Disney-Store. Aber die lieben Kleinen werden sich über die bunten Kleider und die lockigen Püppchen sicherlich freuen.