Pilzgespräche

Pilzgespräche

„Uns zwei sollte es eigentlich gar nicht geben“, erklärte mir Melvin, als ich ihn kürzlich oben im Wald traf. Er sass auf einem gefällten Baumstamm und sprach mit den Pilzen. Darunter einem ganz giftigen, einem Pantherpilz. Ich weiss das, denn ich sammle das Gegenstück zum Panther, den Perlpilz. Kürzlich habe ich gelesen, dass es jetzt auf diesen i-Dingern eine sogenannte Pilz-App gebe und vor allem junge Leute damit Pilze sammeln würden. Da verlasse ich mich lieber auf meine App im Kopf. Doch zurück zu Melvin.

„Wieso sollte es uns nicht geben?“, fragte ich ihn.

„Der Zufall ist einfach zu gross. Es ist wahrscheinlicher, dass du jeden Tag einen Sechser im Lotto hast, als das es uns gibt.

Melvin ist eben ein Zweifler. Er hinterfragt alles und jedes. Nicht etwa aus Dummheit, im Gegenteil! Die Dummen sind voller Selbstsicherheit, die Klugen jedoch voller Zweifel. Aber dass er an unserer Existenz zweifelt, finde ich des Guten zuviel. Schließlich existieren wir, und das ist, was zählt. Doch diesen Einwand wollte er nicht gelten lassen.

„Wenn nur eine Konstante in unserem Universum eine kleine Abweichung hätte, könnte es kein Leben geben“, erklärte er mir.“

„Gott würfelt eben nicht“, entgegnete ich und dachte an Einstein, der dies angeblich gesagt haben soll. „Sonst müsste er tatsächlich unendlich lang würfeln, um uns beide zu erschaffen. Nicht, dass ihm das etwas ausmachen würde, den Gott hat unendlich viel Zeit.

„Ich denke, dass er sehr wohl würfelt“, meinte Melvin, „aber ich denke, er schummelt.“

„Er schummelt? Du meinst, er trickst bei der Schöpfung?“

„Ja, er braucht nämlich eine unendlich große Zahl an Würfeln. In diesem Fall reicht ein Wurf…und schwupp sind wir beide da.“

„Du und ich, das Produkt eines Würfelwurfs?“, ich fand das lustig.

Die, welche Pilze mit ihren i-Dingern sammeln, würfeln auch, überlegte ich. Perlpilz oder Panther, feines Pilzgericht oder Spital.

„Sammelst du auch Pilze, oder sprichst du nur mit ihnen?“, fragte ich Melvin.

„Ich begnüge mich mit dem Gespräch“, antwortete er. „Das gibt höchstens eine virtuelle  Vergiftung.“

Euer Traumperlentaucher



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