Das CaixaForum von Barcelona bietet vom 17. Juni bis 14. August mit der Videoinstallation Streamside Day Follies (2003) von Pierre Huyghe ein besonderes Programm für einen angenehmen Sommernachmittag.
Huyghe ist einer der bedeutendsten französischen Videokünstler. Seine Werke inspirieren sich an den Rätseln, die der Phantasie durch bestimmte beschwörende Bilder gestellt werden, in denen er sich der Filmstruktur annähert.
In seinem Werk Streamside Day Follies (2003), erörtert Huyghe die Verbindung zwischen Film und Realität, indem er die Fiktion in eine potentielle Realität verwandelt, die das Resultat einer vom Künstler erfundenen visuellen Architektur ist. Dies dient dem Zweck, die Schaffung und Konstruktion von traditionellen Formen zu erschließen, wie auch die klare rituelle Verbindung zwischen einigen sozialen Ausdrucksformen in der heutigen Kultur.
Das Video zu diesem Werk zeigt Bilder des Konstruktionsprozesses eines US amerikanischen Wohnkomplexes, Streamside Knolls, sowie der Einweihungsfeier. Gezeigt wird eine Metapher oder auch die Realität der modernen Konstruktionsformen einer solchen Wohngemeinde inklusive der logischen Rituale, die ein solches Ereignis mit sich bringt.
Pierre Huyghe wurde 1962 in Paris, Frankreich, geboren. Er studierte an der Ecole Nationale Supérieure des Arts Décoratifs von Paris und hat es in seiner aufstrebenden Karriere in die besten Museen der Welt gebracht. Seine bevorzugten Themen sind der Wahnsinn, der Müßiggang, das Abenteuer und die feierliche Verrichtung der Kreation.
Eine seiner künstlerischen Obsessionen ist der Film als antreibendes und umformendes Medium des Gedächtnisses. Seine vielleicht interessanteste Arbeit auf dieser Linie ist das Video über die Nachahmung eines Banküberfalls, der Teil des Filmes „Hundstage“ (1975) des Regisseurs Sydney Lumit ist. In dieser Rekonstruierung der Drehaufnahmen untersucht Huyghe die Kapazität des Films, das Gedächtnis zu verändern oder zu erhalten, denn der dramatische Überfall, der von Al Pacino gespielte wird, bezog sich auf eine wahre Begebenheit, die die öffentliche Meinung erschüttert hat.
Das Beeindruckende an dieser Arbeit ist die Meisterhaftigkeit, mit der Huyghe die Konzepte handhabt, um die ungerechte soziale Struktur einzufangen, die im Ungleichgewicht und Wahnsinn ausartet, wie eine ideologische Richtlinie, die tiefer wurzelt als der materielle Verlust. Das Spiel, eine Realität vorzutäuschen und in eine Fiktion zu verwandeln, um näher auf jene Aspekte einzugehen, die in der Realität ignoriert werden, ist eine der wundervollen Fähigkeiten, mit denen Hyghe uns in seinen konzeptuellen Videoinstallationen zum Nachdenken anregt.
Seine Handhabung der Feinfühligkeit in seinen Werken nähert sich der Symbolik des belgischen Dramaturgen und Schriftstellers Maurice Maeterlinck, von dem Wassily Kandinsky versicherte, er wäre fähig, eine Atmosphäre von unsichtbaren und düsteren Kräften zu kreieren.
In seinem Werk Les grands ensambles, kreiert Huyghe ein eher ästhetisches denn konzeptuelles Interesse, indem er den Blick auf den Nebel, Rauch und Wolken lenkt. Die Projektion auf Großleinwand zeigt zwei Türme von Sozialwohnungen, die in den 70er Jahren gebaut wurden. Die Bewegung des Lichts zwischen erhellten und dunklen Fenstern, die den Nebel und die geisterhaften Silhouetten der sich im Wind wiegenden Bäume reflektieren, ist eine Poesie auf das unglückselige gescheiterte Wohnprojekt.
Diese Ausstellung ist eine eigentümliche Hommage von Huyghe an Le Corbusier, in der die Wohntürme in einem eigenartigen Zwinkern miteinander sprechen, obwohl doch das Projekt ein einziger Konzeptionsfehler war, was den Vergleich von guter Lebensqualität und sozialer Lösung angeht.
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