Picoult, Jodi: Kleine große Schritte

Rezension Jodi Picoult - Kleine große Schritte

Klappentext:

Ruth Jefferson ist eine äußerst erfahrene Säuglingsschwester. Doch als sie ein Neugeborenes versorgen will, wird ihr das von der Klinikleitung untersagt. Die Eltern wollen nicht, dass eine Afroamerikanerin ihren Sohn berührt. Als sie eines Tages allein auf der Station ist und das Kind eine schwere Krise erleidet, gerät Ruth in ein moralisches Dilemma: Darf sie sich der Anweisung widersetzen und dem Jungen helfen? Als sie sich dazu entschließt, ihrem Gewissen zu folgen, kommt jede Hilfe zu spät. Und Ruth wird angeklagt, schuld an seinem Tod zu sein. Es folgt ein nervenaufreibendes Verfahren, das vor allem eines offenbart: den unterschwelligen, alltäglichen Rassismus, der in unserer ach so aufgeklärten westlichen Welt noch lange nicht überwunden ist ...

Picoult, Jodi: Kleine große Schritte Meinung:

Im letzten Jahr las, bzw. hörte ich zum ersten Mal eine Geschichte der viel gelobten Autorin Jodi Picoult. Die Spuren meiner Mutter fesselte mich damals tagelang an meinen CD-Spieler und das Einfühlungsvermögen der Autorin beeindruckte mich. Deshalb stand für mich direkt fest, dass ich ihren neuen Roman Kleine große Schritte lesen wollte. Unbedingt, auch wenn mich der Inhalt ein wenig erschreckte, hatte ich doch langatmige John Grisham Bücher vor Augen, die sich endlos durch amerikanische Gerichtssäle zogen.

Zum Glück passiert das in diesem Roman nicht, denn mal ganz ehrlich, es hätte auch nicht zu Picoult gepasst. Der Fokus liegt hier eindeutig auf den Figuren. Doch fassen wir erst einmal kurz zusammen, worum es in diesem Roman geht:
Die Hebamme Ruth bekommt während eines Routinegangs durch die Säuglingsstation untersagt, ein Kind anzufassen. Der Grund liegt einzig in Ruths Hautfarbe, denn sie ist eine Schwarze, die Eltern des Säuglings Nazis. Ruth hält sich an dieses diskriminierende Verbot, doch es kommt zu einer Komplikation bei dem Säugling, während sie allein im Säuglingszimmer mit ihm ist. Ruth ist hin und her gerissen. Soll sie sich den Anweisungen widersetzen und sich um das Kind kümmern oder an diese halten? Es kommt, wie es kommen muss. Das Kind verstirbt und Ruth sieht sich plötzlich der Anklage wegen Mords gegenüber. Doch ist es nur die Fall um den Säugling, der sie vor Gericht führt, oder ist es auch ihre Hautfarbe, wegen der Sie die Anklage erhalten hat?

Wieder einmal hat mich Jodi Picoult von der ersten Seite an fesseln können, auch wenn ihre Geschichte nicht immer einfach zu ertragen ist. Denn sie setzt sich sehr genau in ihre Figuren hinein, auch in den rechtsradikalen Vater. So sieht man sich mit so mancher Gewaltszene konfrontiert, inkl. des Glücksgefühls, dass diese bei seinem Verursacher auslöst. Aber gerade diese Gefühlsnähe, sei es zu Ruth, Turk oder der Rechtsanwältin Kennedy, verleihen Kleine große Schritte seine Intensität und seine große Wirkung.

Es ist erschreckend, wie gut Picoult schildert, wie schnell man in Schubladendenken und in Vorurteile abrutscht, auch wenn man sich augenscheinlich nicht für diskriminierend hält. Natürlich kehrt die Autorin hier keinen einfach so über den Kamm und kann differenzieren, doch sie zeigt auch, wie schmal der Grat sein kann und wie tief verankert Vorurteile in den Köpfen sind, bekommen wir sie doch von klein auf mit, egal wie liberal die Eltern eingestellt sind. Umfeld, Erziehung, Freundeskreise und Fremde, Fernsehen, Musik und auch Bücher, alles spielt hier eine mal große, mal kleine Rolle und verdeutlicht die Wichtigkeit des Themas, dass Picoult hier anspricht.

Wie Ruth's Fall ausgeht, dass möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht verraten. Aber nicht nur der Ausgang der Geschichte ist fesselnd, auch die vielen Hintergründe, die Picoult hier einbaut, machen das Buch unheimlich lesenswert. Und keine Angst vor langen Gerichtsszenen. Wie schon gesagt, ist hier das Drumherum und das menschliche im Vordergrund. Deswegen finden sich hier letztendlich gar nicht so viele Szenen im Gericht.

Fazit:

Jodi Picoult ist eine begnadete Erzählerin, die auch hier wieder zeigt, mit wie viel Fingerspitzengefühl sie sensible Themen umsetzen kann. Ehrlich, manchmal ein wenig unbequem aber unheimlich menschlich fesselt sie ihren Leser von der ersten bis zur letzen Seite an Kleine große Schritte.

Von mir gibt es 5 von 5 Punkten. Picoult, Jodi: Kleine große Schritte Preis

Gebunden: 20,00 Euro

Verlag: C. Bertelsmann
ISBN: 978-3-570-10237-4
Seitenzahl: 592
Übersetzer: Elfriede Peschel

Vielen Dank an den C. Bertelsmann Verlag für das Rezensionsexemplar.

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