Picknick Montebello: Irgendwo in den Bergamasker Alpen

Passo Dordona

Zwischen Gardasee und Como wird`s wieder alpin. Die Bergamasker Alpenausläufer – Alpi delle Orobie – scheint kaum jemand zu kennen. Dabei kam der Name Orobie vermutlich von den Galli Orobii, den Gründern des historischen Bergheim, heute Bergamo. Von dort kommend, kreuzen wir zwar viele Skiorte bis zu unserem Ausgangspunkt in Foppolo, die Beschilderung des Sentiero delle Orobie ist für Wanderer dennoch Glückssache. Für eine Tagestour über den Passo Dordona kommt das aber Recht. Wir verlaufen uns sowieso ständig. Wohlwissend hatten wir darum im Tal von Branzi den Reiseproviant aufgestockt und picknicken diesmal einfach schon vor dem Gipfelpunkt, unterhalb des Monte Toro.

Montebello Alpenkuh
Bergbach Picknick mit Taleggio
Sentiero delle Orobie

Laghetto delle FoppeDem turnbeschuhten Mitwanderer wird schon beim Durchqueren der Bergalmen Angst und Bange und eigentlich hätte er diese Strecke lieber mit den gehörnten Kühen im großen Palaver abgesprochen, doch letztendlich bleibt bloß ignorantes Voranschreiten. Größere Umwege sind einfach nicht drin. Oben auf spökern wir dafür ganz allein durch die nie genutzten Gefechtanlagen aus dem 1. Weltkrieg, der Linea Cadorna. Von hier aus kann man wohl bis St. Moritz gucken, aber wo das genau liegt, erkennen wir auch nicht.

Linea Cadorna Marienbild am Passo Dordona
Gefechtsstellung 1. WK Rifugio Dordona
Pizzo del Diabolo

Murmeltier MarmotteDie Murmeltiere haben uns jedoch sofort erspäht. Den Abstieg begleiten sie mit lauten Pfiffen, aber wenn jetzt noch jemand klatscht, ist das sicher kein Beifall. Talwärts finden wir jedenfalls deutlich hübschere Wege, als wir uns endlich von der desaströsen Beschilderung lösen und eigenen Orientierungspunkten folgen. Sollten wir irgendwann doch eine mehrtägige Hüttentour in Angriff nehmen, sehe ich schwarz.

Bergquell Raupe
Alpenflora Rückweg nach Foppolo
Corno Stella

Almweg Almhütte

Alpendiestel

San Giovanni BiancoWas das Wandern angeht, sind wir hoffnungslose Romantiker, da helfen auch keine Profischuhe. Ohne Karte, Kompass und Spürsinn ist es mehr Glück als Verstand, dass wir unterwegs nicht verschütt gehen. Das wissen die Einheimischen längst. Während wir abgekämpft in Foppolo ankommen, lachen sie uns aus. Immerhin nimmt man unsere Schlangenlinien mit Humor. In San Giovanni Bianco werden wir hingegen abschätzig angesehen, als wir in einer Pizzaria etwas zu essen bestellen. In der Kirche hatte man sogar Christus einen Zacken aus der Krone gebrochen und den heiligen Dorn als Reliquie beschützt. Die alten Männer, die am Dorfplatz Karten spielen, wissen unseren Wanderzirkus also durchaus richtig einzuschätzen. Es nützt gar nichts, wenn der Koch hier draußen unsere Sportlichkeit lobt. Die Küche hat nämlich geschlossen.

Kirche Maske
Dorfplatz mit Zignonis Söldnermonument

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