Seitdem Hape Kerkeling über den Jacobsweg gewandert ist und über seine Pilgerreise einen Reisebericht geschrieben hat, ist pilgern in. Eine Vielzahl von Menschen wandern nun auch nach Santiago de Campostella und eine ganze Menge schreiben darüber.
Auch Phillip Winterberg ist gepilgert und schreibt darüber. Jedoch wagt er einen erfrischend anderen Blick auf dieses Thema. Bei ihm geht es um seine Ausrüstung und das Ziel, mit möglichst wenig Gepäck den Fußmarsch zu bestehen.
Dass er vor dem Pilgerweg nicht viel mit dem Wandern zu tun hatte, gibt er freimütig zu. Auch ist das Thema Ultraleicht-Ausrüstung für ihn absolutes Neuland und dementsprechend originell sind seine Anekdoten über Besuche in diversen Outdoorläden und seine Gespräche mit den Verkaufsexperten.
Das ist richtig witzig! Doch viel zu früh verlässt der Autor diese Gefilde und ergeht sich in verschiedenen Packlisten. Ja er beweist damit, dass er ein Ultralight-Nerd ist. Aber diese Listen gibt es doch zu Hauf kostenlos im Internet auf diversen Blogs.
Muss er denn unbedingt die ganzen Listen in ein Buch packen? Die hätte man auch getrost als Download zum Buch anbieten können. So ist das Buch sehr schnell veraltet, da die Produktionszyklen der Outdoorbranche immer schneller werden. Die dort aufgeführten Produkte wird es so bald nicht mehr geben.
Als es dann endlich auf den Jacobsweg geht, wird das Buch dann doch noch zum Reisebericht. Hier setzt der Autor mehr auf Anekdoten über seine und die Ausrüstung der anderen Pilger. Mitunter recht witzig und kurzweilig wirkt dieser Teil doch sehr aufgesetzt und mehr gewollt als gekonnt. Wirklicher Reisebericht ist es nicht und das lose aneinanderreihen von Erlebnissen und schlechten schwarzweiss Bildern aus dem Smartphone machen das ganze auch nicht besser.
Zum Abschluss kommt dann noch über zig Seiten die genutzte Packliste mit den Gewichtseinsparungen durch das Heraustrennen von Kleidungsetiketten. So wird dann echt noch viel Platz im Buch verschenkt, den man durchaus hätte besser füllen können.
Fazit
Im ersten Teil richtig witzig, verliert der Autor im weiteren Verlauf den roten Faden. Seitenweise Gepäcklisten und Gewichtseinsparungen nur weniger Gramm haben nur geringen Mehrwert und schaden dem Lesefluss. Der eigentliche Reisebericht bietet nur lose Blitzlichter der Tour und die eine oder andere Information zur Ausrüstung. Die schlechten Fotos kommen dem Buch auch nicht zu Gute.
Insgesamt ein schnell zu lesendes Buch das keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Die Packlisten gibt es zu Hauf kostenlos im Internet. Zudem haben diese Tabellen einen deutlichen Mehrwert. Als Taschenbuch preislich noch im Rahmen, ist die gebundene Ausgabe für das Gebotene deutlich zu teuer.
Autor: Philipp Winterberg
Titel: Jakobsweg im Smoking
Verlag: tredition GmbH
ISBN: geb. 978-3849567026; TB 978-1484889169
Preis: geb. 19,90 Euro; TB 9,95