Pharmazierat Wolfgang Liebe – Deutschlands ältester Apotheker

Mit Genehmigung des VWM -Verlag:

Betritt man die Löwen-Apotheke in Bad Liebenwerda, sieht man ihn im Hintergrund, den ältesten Apotheker Deutschlands, Wolfgang Liebe. Täglich trifft man den 94-jährigen hier noch an. Er berät am Telefon einen Kunden, kümmert sich um die schnelle Ausführung einer Bestellung, erleben wir. 1917 geboren, legte Wolfgang Liebe 1936 das Abitur ab, arbeitete als Praktikant in der väterlichen Apotheke, bevor er 1938 das pharmazeutische Vorexamen ablegte. Ein Studium in Leipzig beendete er mit dem Staatsexamen und der Note „sehr gut“. Am 18.08.1941 erhält er die Approbation, übernimmt nach dem Tod des Vaters 1945 die Apotheke. All das ist in Bad Liebenwerda und über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt, eben weil er der älteste Apotheker Deutschlands ist und auch die Apotheke selbst eine lange Tradition hat. Über den Menschen Wolfgang Liebe aber, der hinter dem Apotheker Liebe steht, findet man wenig geschrieben. Wir erfahren, dass ihm 1976 der Titel Pharmazierat verliehen wurde, dass er 2001 Ehrenbürger der Stadt wurde, dass er 2009 den Dr. Honoris Causa der International University of Kyrgyzstan Academican verliehen bekommen hat. Aber wofür? Was macht ihn aus? Was macht ihn zu dem besonderen Menschen? Das erkennen wir bald im Gespräch mit ihm: Er ist nicht nur ein fleißiger und wissbegieriger, er ist vor allem ein warmherziger und großzügiger Mensch, dem es immer am Herzen lag, für andere da zu sein und der stets hohe Ansprüche an sich selbst stellte. So erklärt er, Medizin studiert zu haben, um eine gute Basis für seine Tätigkeit zu schaffen. Die Patienten kommen mit Beschwerden, sagt er, und man müsse die Krankheit kennen um richtig beraten zu können. Und er sagt weiter: Ob Entscheidungen im Leben richtig waren, erkennt man ja immer erst hinterher. Er fügt hinzu, dass er rückblickend sagen kann, im Leben die richtigen getroffen zu haben. Das, als er sich entschloss während der Nazizeit einen Halbjuden mit Medikamenten zu versorgen. Als er bei Mauerbau nicht die Gelegenheit nutzte in den anderen Teil Deutschlands zu wechseln, sondern entschied in der DDR zu verbleiben. Ihm war es nur so möglich, seine unter schwerer Schizophränie leidende Schwester im Haus zu betreuen, ihr ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Er erinnert sich, wie sehr ihn seine, indessen verstorbene Frau, Hildegard dabei unterstützt hat. Er lächelt, wenn er erzählt, wie seine Schwester sich bei ihm bedankt hat für gemeinsame schöne Momente. Eine Erinnerung, die ihm heute ein kleines bisschen von dem gegebenen Glück zurückgibt. Richtig, so sieht er es heute, war auch 1955 sein Entschluss, das Haus zu kaufen, in dem heute die Apotheke ansässig ist. Damals mutig und belächelt, ist es heute ein zentraler Standort für sein Geschäft. Für seine Mitarbeiter ist Wolfgang Liebe außer Chef väterlicher Freund, sozial kompetenter Partner. Es ist ihm gelungen, in der Apotheke Atmosphäre zu schaffen. Er engagiert sich großzügig für das soziale Auskommen seiner Angestellten, aber auch für Projekte der Stadt. Er ist etwas Besonderes. Nicht, weil er der älteste Apotheker ist, sondern weil er zutiefst menschlich fühlt, denkt und handelt.
Quelle: Menschen Gesichter der Regionen Pharmazierat Wolfgang Liebe copyright VWM Verlag

Pharmazierat Wolfgang Liebe copyright VWM Verlag


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