Pfingsten: Mit Theodor Billroth zur Wartburg

Ein Bericht von Klaus Melthin

Um es vorweg zu nehmen: Der Rüganer Theodor Billroth wird verkannt, wenn man ihm nur zubilligen würde, ein Chirurg und Künstler gewesen zu sein. Seinen Reisebeschreibung seines Ausfluges auf die Wartburg bei Eisenach verdanken wir die Möglichkeit ihn an diesem Pfingstwochenende auch gedanklich mit einer Zeitreise zu begleiten...

Pfingsten 1849: In Eisenach bricht ein wunderschöner Pfingsmorgen an. Billroth, der zu jener Zeit in Göttingen studierte, irrt durch die Stadt am Fuße der legendären Wartburg, um ein Zimmer zu beziehen. Ganze vier Stunden sucht der junge Mann nach einer geeigneten Unterkunft, bevor er sich dem Aufstieg zum Burgberg widmen kann.

Der Gedanke, die gleiche Erde wie Martin Luther und seine Mitstreiter zu betreten, bewegt auch ihn. Dies zu beschreiben fällt schwer, denn auch für ihn ist klar: Die Eindrücke...

"...man muß sie selbst empfunden haben, um sich davon eine Vorstellung machen zu können."

Billroth hat sich die Burg dann doch weitaus mächtiger vorgestellt. Wir auch. Immerhin: Auf einem schmalen, schroffen Felsgrat erhebt sie sich - mit ihrer Vor- und Hauptburg - anmutig etwa 220 m über der Stadt Eisenach. Johann Wolfgang Goethe, der selbst mehrfach die Wartburg aufsuchte, regte einst die Restaurierung an. Nun, ein Jahr nach dem Revolutionsjahr 1848 als hier das zweite Wartburgfest stattfand, betritt also auch der Rüganer die berühmte Burg. Mehrfach belagert, aber nie erobert, haben wir freien Zugang. Billroth:

"...das ungeheure Thor die alten dicken Mauern, die für Jahrtausende gebaut scheinen, der Wartthurm, alle inwendigen Säle, Zimmer und Kapellen versetzen den Eintretenden in eine nachdenkliche Stimmung. Was soll ich nun erst von der Aussicht sagen! Ringsherum zu den Füßen Wald und Felsenklüfte. Unmöglich wäre es für den Maler, durch das vortrefflichste Bild den Eindruck hervorzurufen, den man von einem einzigen Blick auf die verschiedenen Baumgruppen erhält..."

Nachdem wir auf der Zinne des Turmes standen, trunken von der Höhe und dem Blick in den Abgrund, werfen wir einen Blick in das Innere der Burg und lauschen der bildlichen Beschreibung:

"Zur deutlichen Versinnlichung will ich jedoch den Grundriß der Wartburg mit wenigen Strichen angeben. Die langen Striche in der Mitte des Hofes bezeichnen Tische und Bänke, an denen Stundenten saßen; es waren am ersten und zweiten Pfingsttag ungefähr 300 Studenten auf der Wartburg. Ihr habt gar keinen Begriff was das für ein Leben war. Ich glaube es waren alle Universitäten Deutschlands vertreten. War doch sogar einer aus Greifswald dort, ein gewisser Iffland, den ich zwar wenig kannte, mich aber doch herzlich freute auf der Wartburg mit einem Greifswalder zusammengetroffen zu sein..."

Dazu Göttinger, Jenenser, Hallenser, Leipziger, Marburger, Freiburger, Tübinger, Marburger, Erlanger... Gereicht wurde Eisenacher Bier - so klar wie der schönste Rheinwein und perlend wie Champagnerwein...

Billroth skizzierte in wenigen Zügen den Turm und das Haus mit den Rüstkammern, welches recht eigentümlich durch die vielen kleinen Säulen aussah. Schließlich schloß er sich drei Götinger Studenten an, um mit ihnen den Abstieg zu wagen.


"...Schon der Weg durch das Gehölz, auf welchem man immer bergab läuft, ist ganz köstlich; noch reizender ist jedoch das Marienthal, welches nach Maria Paulowna seinen Namen erhalten haben soll. Zu beiden Seiten hat man schmale Felsen, die durch ihren grünlichen Schimmer einen eigenthümlichen Anblick gewähren..."

Soweit eine ganz andere regionale Betrachtung zu Pfingsten...

Weitere Informationen zur (seit dem 4. Mai 2020 wieder geöffneten) Burg:

Der Rüganer Theodor Billroth (1829-1894), der in Bergen das Licht der Welt erblickte, sollte später einer der bedeutendsten Chirurgen des 19. Jahrhunderts werden. Der pommersche Mediziner gilt als Begründer der modernen Bauchchirurgie und Pionier der Kehlkopfchirurgie, der pathologischen Anatomie und der Bakteriologie.


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